Plössl-Okular
Das Plössl-Okular ist in der Geschichte der Optik das erste farbreine Mikroskop- und Teleskopokular. Es hat durch seine relativ einfache Bauweise und geringe Herstellungskosten weite Verbreitung gefunden.
Es wurde um 1840 vom Wiener Optiker Simon Plößl (1794–1868) erfunden und war 50 Jahre später der Anlass für eine Weiterentwicklung durch den Zeiss-Mitbegründer Ernst Abbe zu den orthoskopischen Okularen.
Das Plössl-Okular besteht aus zwei achromatischen (verkitteten) Linsen, die mit ihren konvexen Flächen zueinander schauen. Die Achromate sorgen für weitgehende Farbreinheit, die Anordnung der vier Linsen für ein gutes Fernrohr-Gesichtsfeld mit nur geringen Randverzerrungen.
Es gibt sie heute mit Brennweiten von etwa 4 bis 40 mm. Meistens werden sie mit einem Außendurchmesser von 1¼ Zoll (ca. 32 mm) gebaut, was das häufigste Maß der Steckhülsen von Fernrohren ist.
Heute sind fast alle von Amateurastronomen verwendeten Fernrohre standardmäßig mit Plössl-Okularen ausgestattet. Fallweise werden sie durch teurere Weitwinkelokulare ergänzt. Auch in der Mikroskopie und für Feldstecher werden sie überwiegend eingesetzt.
Eine wichtige Weiterentwicklung ist das Erfle-Okular, bei dem der vordere Achromat eine geringere Brennweite hat und dahinter noch eine Sammellinse eingefügt wird. Dadurch lässt es sich als Weitwinkelokular mit einem Gesichtsfeld bis 70° konstruieren.