Plesiosuchus

Gattung der Metriorhynchiden

Plesiosuchus (griechisch plesios = „nah“ und Suchos = „Sobek“) war eine Gattung großer Metriorhynchiden aus dem Oberjura von Westeuropa.

Plesiosuchus

Holotyp von Plesiosuchus in Seitenansicht

Zeitliches Auftreten
Oberjura (oberes Kimmeridgium bis unteres Tithonium)
154,7 bis 147,7 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Crocodylomorpha
Mesoeucrocodylia
Thalattosuchia
Metriorhynchidae
Geosaurinae
Plesiosuchus
Wissenschaftlicher Name
Plesiosuchus
Owen, 1884
Arten
  • Plesiosuchus manselii

Der Holotyp besteht aus einem unvollständigen Schädel mit einem isolierten rechten Gelenkbein. Weitere Fossilien sind Teile des Unterkiefers, vereinzelte Zähne, ein Oberarmknochen sowie eine größere Anzahl an Rippen und Wirbeln.

Beschreibung

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Plesiosuchus glich anderen Metriorhynchiden, auch „Meereskrokodile“ genannt. Sie hatten paddelförmig umgebildete Gliedmaßen und eine Schwanzflosse entwickelt. Des Weiteren waren sie die einzigen Crocodylomorpha, die sich komplett an ein Leben im Meer angepasst haben.

 
Plesiosuchus im Größenvergleich mit einem Taucher

Der Schädel von Plesiosuchus ist nur fragmentarisch erhalten, vorhanden sind der Hirnschädel, das Rostrum und der Unterkiefer. Die Schnauze war lang und schmal, an der Praemaxillare finden sich insgesamt sechs, an der Maxilla 13 und am Unterkiefer 14 Zähne. Das größte Exemplar hat eine geschätzte Schädellänge von 125,5 cm und war wahrscheinlich knapp sieben Meter lang. Damit erreichte es ähnliche Ausmaße wie der Pliosaurier Liopleurodon ferox, ein Spitzenprädator aus der englischen Oxford Clay Formation.

Nach Delfino und Dal Sasso (2006) ist es möglich, bei Thalattosuchia (und anderen Crocodylomorpha) durch die Verschmelzung der Halswirbel zu bestimmen, ob ein Tier bereits ausgewachsen war. Da die Wirbel von Plesiosuchus jedoch zu schlecht erhalten sind, um diese Verschmelzung zu sehen, kann nicht festgestellt werden, ob die Fossilien zu einem adulten oder subadulten Tier gehörten.

Systematik

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Die Fossilien von Plesiosuchus wurden im Laufe der Geschichte verschiedenen Gattungen zugeordnet, darunter Steneosaurus und Dakosaurus.

Young et al. (2012) zeigten durch eine phylogenetische Analyse und eine genauere Beschreibung der Fossilien, dass Plesiosuchus als eigenständige Gattung anzusehen ist und gemeinsam mit unter anderem Dakosaurus, Torvoneustes und Geosaurus zur Unterfamilie Geosaurinae gehört. In den jüngsten Analysen ist Plesiosuchus die Schwestergattung von Suchodus. Gemeinsam bilden sie den Subtribus Plesiosuchia.[1]

Gekürztes Kladogramm nach Foffa et al. (2017)

 Metriorhynchidae 

Metriorhynchinae


 Geosaurinae 

Neptunidraco


 Geosaurini 

 "subclade T." 

Tyrannoneustes


   

Torvoneustes



   

 Geosaurina 

Ieldraan


   

Geosaurus



   

 Dakosaurina 

Dakosaurus


 Plesiosuchia 


Suchodus


   

Plesiosuchus












Paläoökologie und Ernährung

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Der Schädel von Plesiosuchus von oben betrachtet.

Plesiosuchus teilte sich seinen Lebensraum mit anderen großen Meeresreptilien, allen voran dem Geosaurinen Dakosaurus maximus. Obwohl nahe miteinander verwandt, unterscheiden sich die beiden Arten hinsichtlich Aufbau des Schädels und einer darausfolgenden Ernährungsweise. Dakosaurus maximus zeichnet sich durch eine robuste Schnauze aus, die an eine Beanspruchung durch Drehen und Biegen angepasst war, die Zähne waren an der Basis der Zahnkrone ebenfalls an hohen Druck adaptiert, die Spitzen sind häufig gebrochen oder gesplittert. Plesiosuchus manselii dagegen war insgesamt größer und hatte eine weniger robuste Schnauze mit meist intakten Zahnkronen. Auch war das „Optimum gape“ (der Winkel des geöffneten Mauls, bei dem die Beute mit den meisten Zähnen in Berührung kommt) bei P. manselii mit 24° größer als das von D. maximus (19°).

Young et al. folgern daraus, dass D. maximus ein Generalist war, der kleinere Beutetiere aufsaugte, dessen Maul aber auch darauf ausgelegt war, größere Beutetiere zu fressen, indem er kleinere Stücke von deren Körper abriss, während P. manselii sich auf Beute spezialisierte, die seinem „Optimum gape“ entsprach. Durch das hohe „Optimum gape“ und den insgesamt größeren Körper waren die Beutetiere von Plesiosuchus im Schnitt wahrscheinlich größer als die von Dakosaurus maximus. Die Autoren vergleichen diese Ergebnisse mit dem Fressverhalten von nordatlantischen Schwertwalen. Auch hier sind zwei „Fresstypen“ bekannt. Der erste ist kleiner und ernährt sich durch Aufsaugen von Fischen, gelegentlich auch von Robben. Typ 2 ist größer und hat sich auf das Fressen anderer Wale spezialisiert.

Andere carnivore Meeresreptilien aus dem einstigen Lebensraum von Plesiosuchus waren der ähnlich große Ichthyosaurier Brachypterygius und der riesige Pliosaurus macromerus. Die unterschiedlichen Anpassungen in Fressverhalten und Beutespektrum machten es wohl möglich, dass diese verschiedenen großen Raubtiere gleichzeitig im selben Lebensraum existieren konnten.

Fundgeschichte

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Der Holotyp von Plesiosuchus stammt aus der Bucht von Kimmeridge, einem Dorf in der englischen Grafschaft Dorset. Dort wurde er in den 1860ern von John Clavell Mansel-Pleydell in einem Riff gefunden, nachdem es durch Ebbe freigelegt wurde. Mansel-Pleydell übergab die Fossilien 1866 dem British Museum.

Literatur

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  • Mark T. Young, Stephen L. Brusatte, Marco Brandalise de Andrade, Julia B. Desojo, Brian L. Beatty, Lorna Steel, Marta S. Fernández, Manabu Sakamoto, Jose Ignacio Ruiz-Omeñaca, Rainer R. Schoch: The Cranial Osteology and Feeding Ecology of the Metriorhynchid Crocodylomorph Genera Dakosaurus and Plesiosuchus from the Late Jurassic of Europe. In: PLoS ONE. Bd. 7, Nr. 9, 2012, e44985, doi:10.1371/journal.pone.0044985.
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Commons: Plesiosuchus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Foffa, D., Young, M. T., Brusatte, S. L., Graham, M. R., & Steel, L. (2017). A new metriorhynchid crocodylomorph from the Oxford Clay Formation (Middle Jurassic) of England, with implications for the origin and diversification of Geosaurini. Journal of Systematic Palaeontology, 1-21, doi:10.1080/14772019.2017.1367730