Policresulen
Policresulen ist ein antiseptisch wirkender Arzneistoff. Es ist ein Polykondensationsprodukt, das aus methylenüberbrückten m-Kresol-Sulfonsäuren unterschiedlicher Kettenlänge besteht.
Strukturformel | |||||||||
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Allgemeines | |||||||||
Name | Policresulen | ||||||||
Andere Namen | |||||||||
CAS-Nummer | 101418-00-2 | ||||||||
ECHA-InfoCard | |||||||||
Monomer | m-Kresolsulfonsäure | ||||||||
Summenformel der Wiederholeinheit | C8H8O4S | ||||||||
Molare Masse der Wiederholeinheit | 200,21 g·mol−1 | ||||||||
PubChem | 3050404 | ||||||||
ATC-Code | |||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Wirkungsweise
BearbeitenDie Wirksamkeit von Policresulen beruht auf drei teilweise synergetischen Wirkmechanismen:
- Antimikrobielle Wirkung auf Bakterien, Pilze und Protozoen durch die hohe Azidität (Säurecharakter) und Denaturierung.
- Denaturierung bei abgestorbenem und krankhaft verändertem Gewebe.
Durch eine spezifische Koagulation von pathologisch veränderten oder nekrotischen Geweben wird eine Denaturierung erreicht. Durch die Koagulation und Eliminierung abgestorbener Gewebeteile werden Wundheilungsvorgänge angeregt und die Reepithelisierung gefördert. Gesundes Gewebe wird kaum angegriffen. Im Detail führt der Kontakt zu nekrotischen Geweben zu einer Aufquellung von Plasma und Kern und anschließender Schrumpfung der Zelle.
- Hämostypische Wirksamkeit durch Koagulation von Bluteiweiß und starke Gefäßkonstriktion.
Pharmakokinetik
BearbeitenPolicresulen wird ausschließlich lokal angewandt. Pharmakokinetische Daten wurden nicht ermittelt. Daher ist über die Resorption von Policresulen nichts bekannt.
Anwendungsgebiete
BearbeitenAufgrund seiner vielfältigen Wirkeffekte ergeben sich ähnlich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.
Zahnmedizin
Bearbeiten- Örtliche Behandlung von ulzerösen Entzündungen der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches (z. B. Bläschen, Aphthen, …)
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Bearbeiten- Blutstillung nach Operationen (z. B. Mandeloperation) und bei Nasenbluten.
Chirurgie und Hautheilkunde
Bearbeiten- Zur beschleunigten Abstoßung abgestorbenen Gewebes nach Verbrennungen, Reinigung und Anregung der Heilung (z. B. nach kleinflächigen Verbrennungen, Ulcus cruris venosum, Dekubitus, bei chronisch entzündlichen Prozessen und bei Feigwarzen u. ä.)
- Blutstillung bei Sickerblutung und Behandlung von entzündlichen, blutenden Prozessen (z. B. Hämorrhoiden); auch in Kombination mit dem Lokalanästhetikum Cinchocain.
Frauenheilkunde
Bearbeiten- Lokale Behandlung von Gebärmutterhalsentzündungen und Entzündungen der Scheide bzw. Infektionen und Gewebsdefekten sowie von Feigwarzen u. ä.
- Lokale Behandlung von Portioektopie
- Blutstillung nach Biopsie und Entfernung von Gebärmutterpolypen.
- Chlamydieninfektion des unteren Urogenitaltraktes
- Kandidose (Pilzinfektion) der Vulva und der Vagina
- Trichomoniasis urogenitalis
Veterinärmedizin
Bearbeiten- Desinfizienz und Adstringens für Pferd, Rind, Schaf, Ziege und Hund.
Darreichungsformen
BearbeitenPolicresulen gibt es in flüssiger Form (Lösung), als Vaginalzäpfchen, sowie als Gel für die Veterinärmedizin.
Handelsnamen
Bearbeiten- Monopräparate
- Albothyl (D), Negatol (CH), Lotagen ad us. vet. (D)
- Kombinationspräparate
- mit Cinchocain: Faktu (CH)
Weblinks
Bearbeiten- Open Drug Database: Policresulen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 2-HYDROXY-3,5-BIS[(4-HYDROXY-2-METHYL-5-SULFO-PHENYL)METHYL]-4-METHYL-BENZENESULFONIC ACID im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 7. Januar 2023. Für diesen Stoff liegt noch keine