Polina Gelman

Hochschullehrerin, Bomberpilotin und Politoffizierin im Zweiten Weltkrieg

Polina Wladimirowna Gelman (russisch Полина Владимировна Гельман, ukrainisch Полі́на Володи́мирівна Ге́льман; geboren 11. Oktoberjul. / 24. Oktober 1919greg. in Berditschew (heute Ukraine); gestorben 29. November 2005 in Moskau) war eine sowjetische Hochschullehrerin sowie Bomberpilotin und Politoffizierin im Zweiten Weltkrieg.

Polina Gelman (1945)

Polina Gelman wurde als Kind jüdischer Eltern geboren. Nach dem Tod ihres Vaters zog die Familie 1920 nach Gomel. Während ihrer Schulzeit nahm sie Flugstunden beim örtlichen Segelflugverein. Zu Beginn des Deutsch-Sowjetischen Kriegs war sie im dritten Jahr Studentin der Geschichte an der Universität Moskau. Vier Monate später, im Oktober 1941, meldete sich Gelman zur Roten Armee.

Nach einigem Zögern wurde Gelman beim 588. Nachtbomberregiment (Nachthexen) zur Navigatorin und Bombenschützin ausgebildet. Am 27. Mai 1942 kam sie an die Front. Ihr Regiment, 1943 als 46. Garderegiment ausgezeichnet, bestand nur aus Frauen. Sie flogen nachts mit einfachen Doppeldeckern Polikarpow Po-2 Kampfeinsätze, bei denen sie meist mit abgestelltem Motor ihre Ziele angriffen. Nach einer Einweisung bei Jewdokija Nossal wurde Raissa Aronowa ihre Pilotin. Gelman stellte in einer Nacht einen Rekord von 18 Einsätzen auf.

Nachdem Gelman 1942 in die Kommunistische Partei der Sowjetunion eingetreten war, wurde sie Politoffizier (Politruk) des Regiments und war für dessen Kommunikation verantwortlich. In drei Jahren kämpfte sie im Südosten Russlands, im Kaukasus, auf der Krim, in Belarus, Polen und Ostpreußen. Nach 857 Einsätzen war der Krieg für Gardeoberleutnant Gelman in Berlin zu Ende. Neben 113 Tonnen Bomben hatte sie 620.000 Flugblätter mit Propaganda abgeworfen. Daneben wurden Truppenteile hinter feindlichen Linien mit Munition und Lebensmitteln versorgt.

Polina Gelman wurde am 15. Mai 1946 als Held der Sowjetunion ausgezeichnet. Beim Militär machte sie einen Abschluss für Fremdsprachen und unterrichtete an der Militärakademie. Im Jahr 1956 schied sie als Major aus dem Dienst aus. Danach war sie unter anderem Übersetzerin für Spanisch beim Komsomol. Seit 1964 war Gelman Dozentin, unterbrochen durch eine wissenschaftliche Mission in Kuba. Von 1970 bis 1990 arbeitete sie als Assistenzprofessorin für politische Ökonomie am Partei-Institut für Sozialwissenschaften in Moskau. In den 1990er Jahren besuchte sie Israel als offizieller Gast der israelischen Regierung. Am 27. April 2000 wurde Gelman zum Oberstleutnant der Reserve befördert.

Gelman heiratete 1948 den ehemaligen Frontsoldaten Wladimir N. Kolosow (1921–1994), ihre Tochter wurde 1949 geboren.

Polina Gelman starb am 29. November 2005. Die Urne wurde neben der ihrer Mutter auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau beigesetzt.

Ihrer Mutter teilte Gelman 1941 mit: „Ich habe entschieden an die Front zu gehen. Ich bin eine Tochter des jüdischen Volkes und ich habe mit Hitler eine Rechnung offen.“[1]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Gedenktafel am Mädchengymnasium in Homel

Die Heldin der Sowjetunion (Nr. 8962) wurde auch mit dem Leninorden (Nr. 59069), zwei Rotbannerorden, zwei Orden des Roten Sterns, zwei Orden des Vaterländischen Krieges I. Klasse und weiteren Medaillen ausgezeichnet.

Rachel Aronowna Kownator schrieb 1948 die Biographie Held fun Sovetnfarband, Polina Gelman[2] in jiddischer Sprache.

In Berdytschiw, Ukraine, in Homel (Gomel), Belarus und in der israelischen Stadt Aschkelon wurden Straßen nach Gelman benannt. Zwei Gedenktafeln befinden sich am Mädchengymnasium und am Zentrum der DOSAAF in Homel.

Schriften

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  • «О боях, пожарищах и друзьях-товарищах…» (Essay) 1995, Neuauflage: Финансовая академия, 2002.
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Commons: Polina Gelman – Sammlung von Bildern

Literatur

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  • А. А. Симонов: «Гельман Полина Владимировна.» In: Симонов А. А., Чудинова С. В. Женщины: «Герои Советского Союза и России.» Музей техники Вадима Задорожного, 2017. ISBN 978-5-9909607-0-1.

Einzelnachweise

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  1. Yadvashem.org: Polina Gelman. (englisch, abgerufen am 28. Mai 2019)
  2. Verlegt bei: Der Emes, Moskau 1948.