Artikel der Woche (22)

 
Eine obdachlos gewordene Familie, zuvor per Zwangsräumung aus einer Mietwohnung auf die Straße gesetzt, Holzstich nach einer Zeichnung von Hermann Lüders, Berlin 1872, entnommen aus: Daheim. Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen; Jahrgang 8 Nr. 4, Leipzig 1872, S. 57.

Die „Blumenstraßenkrawalle“ waren dreitägige militante Unruhen, die sich vom 25. bis 27. Juli 1872 in der damaligen Stralauer Vorstadt in Berlin ereigneten.

Sie sind nach der Blumenstraße im heutigen Stadtteil Friedrichshain benannt. Die Straße war Ausgangspunkt eines Kampfes zwischen Fabrikarbeitern, Handwerksgesellen und Obdachlosen einerseits und der Berliner Polizei andererseits. Anlass war zum einen die Unzufriedenheit über hohe Mietpreise und damit verbundene häufige Zwangsräumungen, bei denen Mieter samt Mobiliar auf der Straße landeten. Ein weiterer Anlass des Widerstandes war zum anderen das Niederreißen von slumartigen Barackensiedlungen durch Polizei und Feuerwehr sowie die als demütigend empfundene Einweisung in das Arbeitshaus, der damals einzigen kommunalen Notunterkunft für Obdachlose. Die sozialdemokratischen Parteien, Zeitungen und auch Gewerkschaften distanzierten sich von den Unruhen. In der Forschung besteht Unklarheit darüber, ob die Ausschreitung als Krawall oder Protest bezeichnet werden kann. zum Artikel...