Tödliches Kommando erfolgreichster Film der Oscar-Gala
Bei der 82. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag setzte sich Kathryn Bigelows Tödliches Kommando – The Hurt Locker durch. Das Kriegsdrama über ein Bombenentschärfungskommando im Irak gewann in sechs von neun Kategorien, darunter die Auszeichnungen für den bester Film und das beste Drehbuch. Bigelow schrieb zugleich Filmgeschichte, als Barbra Streisand sie am Internationalen Frauentag auch als beste Filmregisseurin verkündete. In der Oscar-Historie hatte davor keine Filmemacherin den Regiepreis gewonnen und noch nicht einmal an eine Handvoll Damen (Lina Wertmüller, Jane Campion und Sofia Coppola) waren Nominierungen vergeben worden. Die Amerikanerin beschrieb den Triumph als „moment of a lifetime“, bedankte sich artig bei Drehbuchautor Mark Boal und appellierte an die US-Soldaten im Ausland, sicher heimzukehren.
Die Oscar-Gala war von den Oscar-nominierten Hauptdarstellern sowie einer Musical-Nummer mit dem Schauspieler Neil Patrick Harris eröffnet worden. Routiniert führten die Schauspieler Alec Baldwin und Steve Martin durch den Abend. Die als erste verkündetete Nebendarsteller-Kategorie brachte den Österreicher Christoph Waltz als Sieger hervor. Für seine Darstellung als sadistisch-charmanter SS-Mann hatte Waltz zuvor alle wichtigen US-Filmpreise eingeheimst. Er bedankte sich auf Englisch und nahm den Preis als Willkommensgeschenk an, musste aber zuvor auf dem roten Teppich eingestehen, dass ein Filmprojekt mit ihm als Sigmund Freud noch nicht in trockenen Tüchern ist.
Als beste Nebendarstellerin setzte sich erwartungsgemäß die nicht minder in der US-Filmpreissaison souveräne Mo’Nique durch. Für den Part als gewaltätige Mutter in dem Sozialdrama Precious – Das Leben ist kostbar wurde sie als vierte afroamerikanische Darstellerin nach Hattie McDaniel, Halle Berry und Jennifer Hudson geehrt. Tödliches Kommando – The Hurt Locker heimste währenddessen Siege in den technischen Kategorien gegen Avatar – Aufbruch nach Pandora ein und gab seinen Vorsprung nicht mehr her. James Camerons computeranimiertes Science-Fiction-Epos und Kinokassenerfolg musste sich mit drei Preisen in technischen Kategorien zufrieden geben.
Als beste Hauptdarsteller setzten sich die favorisierten Jeff Bridges (Crazy Heart) und Sandra Bullock (Blind Side – Die große Chance) durch. Bridges erhielt nach vier vergeblichen Nominierungen stehende Ovationen für sein Porträt eines abgehalfterten Country-Musikers und widmete den Preis seinen verstorbenen Eltern. Für Bullock war es die erste Nominierung gewesen. Einen Tag zuvor hatte sie sich selbst die Goldene Himbeere für die Komödie Verrückt nach Steve abgeholt. In ihrer Dankesrede bewies die US-Amerikanerin mit deutschen Wurzeln trotz Tränen Selbstironie und gab der Oscar-nominierten Kollegin Meryl Streep das Kompliment eine hervorragende Küsserin zu sein.
Der deutsche Beitrag Das weiße Band von Michael Haneke hatte in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film gegen den argentinischen Beitrag El secreto de sus ojos von Juan José Campanella das Nachsehen. Campanella erzählt in seinem Krimidrama von der Aufklärung eines lange zurückliegenden Mordes in der argentinischen Vorstadt und vertraute erneut Ricardo Darín die Hauptrolle an. Nach Die offizielle Geschichte (1986) war es erst der zweite Sieg für Argeninien. Campanella war bereits 2002 für Der Sohn der Braut nominiert gewesen.
Hommagen widmeten sich dem verstorbenen Filmregisseur und Produzenten John Hughes (Ferris macht blau; Kevin – Allein zu Haus), dessen Darsteller Matthew Broderick und Macaulay Culkin ihm die letzte Aufwartung machten, sowie dem Horrorfilm-Genre. Lange und detaillierte Einspieler wurden für viele der Nebenkategorien verwendet. Komiker Ben Stiller, Laudator für das beste Make-Up, verkleidete sich als Na’vi während die Filmkompositionen mit choreographierten Tanzeinlagen präsentiert wurden. Eine Präsentation der Filmsongs durch die Originalinterpreten war im Vorhinein von der AMPAS abgelehnt worden.
Während Kunstfilm über Kommerz siegte, hatten die Komödien es wie in den Vorjahren ungleich schwerer und nur Pixars Animationfilm Oben (5 Nominierungen, zwei Auszeichnungen in den Kategorien Animationsfilm und Filmmusik) gewann Preise. Jason Reitmans Tragikomödie Up in the Air (6 Nominierungen), favorisiert für das beste Drehbuch, musste dem Sozialdrama Precious den Preis überlassen und ging ebenso leer aus wie die Oscar-nominierten Filme District 9, An Education und A Serious Man.
Ob auch im nächsten Jahr zehn Spielfilmproduktionen nominiert werden, ist ungewiss. Einem anonymen AMPAS-Juror zufolge soll dieses Experiment die Fernsehquote steigern. Bleibt der Erfolg aus, wird es bei der 83. Oscar-Verleihung 2011 wieder fünf Nominierte geben.
Quelle: IMDb.com
Bridges, Daniels & Co. triumphieren bei den Independent Spirit Awards
Bei der 25. Verleihung der Independent Spirit Awards avancierte Lee Daniels Precious – Das Leben ist kostbar mit vier gewonnenen Preisen zum erfolgreichsten Film. Das Oscar-nominierte Sozialdrama sicherte sich die Auszeichnung in der Kategorie Bester Film unter anderen gegen die US-Komödie (500) Days of Summer und die deutsche Koproduktion Ein russischer Sommer. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Daniels in der Kategorie Beste Regie, während seine beiden Oscar-nominierten Darstellerinnen Gabourey Sidibe und Mo’Nique die Preise für die beste Haupt- bzw. Nebendarstellerin einheimsten. Jeweils zwei Preise sicherte sich Scott Coopers Musikfilm Crazy Heart. Der bereits mit dem Golden Globe Award ausgezeichnete Jeff Bridges wurde für sein Porträt eines abgehalfterten Country-Musikers bester Hauptdarsteller und setzte sich u. a. gegen seinen Oscar-nominierten Kollegen Colin Firth (A Single Man) durch. Regisseur Scott Cooper erhielt des Preis für den besten Debütfilm zugesprochen. Bester Nebendarsteller wurde Woody Harrelson (The Messenger). In Abwesenheit von Das weiße Band oder Ein Prophet wurde das britische Drama An Education zum besten ausländischen Film gekürt.
Die „Indies“ werden seit 1986 vergeben und zeichnen Hollywood-unabhängige Filmproduktionen aus. Die Preisverleihung findet kurz vor der Oscar-Verleihung am Strand von Santa Monica statt. Im letzten Jahr hatte man die Oscar-Siege von Penélope Cruz, Drehbuchautor Dustin Lance Black, dem Dokumentarfilm Man on Wire vorausgeahnt. Der mehrfach Oscar-nominierte Independentfilm Tödliches Kommando – The Hurt Locker von Kathryn Bigelow war bei der diesjährigen Auflage jedoch völlig ignoriert worden.
Quelle: IMDb.com
Christian Berger gewinnt die Auszeichnung der American Society of Cinematographers
Erstmals in der 24-jährigen Geschichte der American Society of Cinematographers Awards ist der Preis für den besten Kameramann eines Spielfilms an einen deutschsprachigen Filmschaffenden vergeben worden. Der Oscar-nominierte Österreicher Christian Berger gewann die Auszeichnung für seine schwarz-weiß Bilder in Michael Hanekes Das weiße Band. Die „ASC“ wurde 1919 gegründet und ist eine Vereinigung US-amerikanischer bildgestaltender Kameraleute. Mitglied können nur Kameraleute mit ausgezeichneten Referenzen werden. Ein eigener Filmpreis war im Jahr 1987 ins Leben gerufen worden. In den beiden vorangegangenen Jahren waren mit Robert Elswit (There Will Be Blood) und Anthony Dod Mantle (Slumdog Millionär) noch vor der Oscar-Verleihung die späteren Academy-Award-Gewinner gekürt worden.
Für Berger war die Auszeichnung seiner Berufskollegen wichtiger, als die Oscar-Nominierung, wie er noch vor einigen Tagen in einem Interview bekannt gab. Auf die Frage Gewinnen Sie den Oscar? hatte der Österreicher geantwortet „Das ist mir im Moment wurscht. Das ist wie ein Lottoschein, bei dem die letzte Zahl noch fehlt. Auf das Ergebnis habe ich eh keinen Einfluss, ich kann nur warten.“ Nach Karl Freund (1938 für Die gute Erde) und Eugen Schüfftan (1962 für Haie der Großstadt) wäre Berger erst der dritte deutschsprachige Kameramann, der den Academy Award erhält.
Für Berger war Das weiße Band bereits die fünfte Zusammenarbeit mit Haneke. Der Filmregisseur war Anfang der 1990er Jahre auf den Kameramann aufmerksam geworden und hatte ihm für die Dreharbeiten an Benny’s Video (1992) den Vorzug gegeben. Daraufhin war Berger auch für die Bilder von 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994), Die Klavierspielerin (2001) und Caché (2005) verantwortlich gewesen. Berger schätzt die Arbeit mit Haneke, da sie sich bei einer so langen Zusammenarbeit schon kennen und sich nicht lange unterhalten brauchen. Beim Dreh beschäftigen sich beide nur mit technischen Details. Berger hatte im Alter von etwa 16 oder 17 Jahren begonnen, sich für Kameraarbeit zu interessieren. Nachdem er von verschiedenen Filmakademien mangels Talent abgelehnt worden war, hatte er seine Karriere als Kameraassistent im österreichischen Fernsehen begonnen.
Quelle: nachrichten.at, awardsdaily.com