Portal:Marxismus/Theoretiker der Woche/46
John Holloway (* 1947 in Dublin) ist Politikwissenschaftler. Er lehrt seit 1993 an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla (BUAP) in Puebla/Mexiko. In seinen Veröffentlichungen greift er zurück auf verschiedene unorthodoxe neomarxistische Theorietraditionen, wie den italienischen Operaismus oder die Kritische Theorie, und interpretiert diese zum Teil neu bzw. entwickelt sie weiter. Seine Interpretationen dieser Theorien zeigen auch einen starken Einfluss der Bewegung der Zapatistas in Mexiko. Ihre Ablehnung der staatlichen Macht und ihr Verständnis von Theorie, das sich in dem Satz "preguntando caminamos" (fragend gehen wir voran) zusammenfassen lässt, den Holloway immer wieder zitiert, gaben seiner Arbeit den entscheidenden Schliff und daher rührt auch seine breite Rezeption.
Einen politischen Veränderungsprozess analysiert er entlang der folgenden Linie:
- Der Schrei: als ein konsequentes Bewusstsein von nicht-Identität. Er sieht das politische Subjekt in der Entfremdung zerrissen, Subjektivität ist nur vorstellbar in einer Verneinung. Holloway liest die kritische Theorie neu und er verweigert sich einem Kulturpessimismus: die Verhältnisse sind nicht objektiv, sie müssen immer wieder subjektiv hergestellt werden, d.h. der Fetischismus ist nicht vollständig abgeschlossen.
- Das Tun und das Getane: unter Tun fasst er alle gesellschaftlichen Tätigkeiten zusammen, nicht nur die Lohnarbeit; unter das Getane das Kapital, das sich den Inhalt der Arbeit aneignet.
- Anti-Macht: Sie funktioniert in einer völlig anderen Logik, die nicht spiegelbildlich (Gegenmacht) zu herrschenden Macht ist. Das Ziel der Anti-Macht ist ein völlig anderes als das der gegenwärtig herrschenden Macht des Kapitals, der es um die Realisierung des Wertes geht. Anti-Macht sucht vielmehr die Herstellung der Gesellschaftlichkeit, also den ungehinderten Zugang zu gesellschaftlichem Reichtum. Holloway sieht dadurch auch nicht mehr den Staat als Zentrum der Auseinandersetzungen.