Portal:Mecklenburg-Vorpommern/Liste der Kulturgutverluste

Die Liste der Kulturgutverluste führt einzelne bewegliche Kulturgüter des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf, die durch rechtmäßige wie unrechtmäßige Einwirkungen Dritter zerstört oder in sonstiger Weise der Öffentlichkeit abhanden gekommen sind. Sie ist ein redaktioneller Beitrag des Portals zum Kulturgutschutz in diesem Bundesland. Die Liste ist zeitlich nach Verlustjahren geordnet. Sie enthält keine Bauwerke, da diese über Kategorien wie Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern oder Kategorie:Ruine in Mecklenburg-Vorpommern erfasst werden. Die Liste ist nicht abschließend.

März: Zwischen dem 9. und 14. März wurde in der Dorfkirche zu Brenz östlich von Neustadt-Glewe nahe der A 24 eingebrochen. Die Diebe stahlen vier Altarleuchter und ein schweres, etwa eineinhalb Meter hohes Altarkreuz. Der Kircheneinbruch ging noch einmal glimpflich ab. Waldarbeiter fanden in einem Wald bei Parchim das Altarkreuz und zwei Altarleuchter. Die Polizei hatte bei einer Hausdurchsuchung die anderen Gegenstände sicher gestellt. Der letzte noch vermisste Kanzelleuchter wurde auf dem Friedhof von Brenz entdeckt. [1]

Frühjahr: In der St. Marienkirche in Parchim wurden zielgerichtet Abendmahlsgeräte gestohlen. Die Diebe brachen dazu das Kirchenportal sowie zwei weitere Türen und eine Stahlkassette auf. Die Abendmahlgeräte sind nicht wieder aufgetaucht. Ein große Weinkanne stammte von 1847. [2]

Juni: Bis zum 31. Mai 1992 gab es in den Kirchen in Mecklenburg und Vorpommern 22 Einbrüche. Der bisher umfangreichste fand Ende Juni in der Dorfkirche zu Lancken östlich von Parchim statt und wurde von professionellen Dieben ausgeführt. Hier wurden die vier Kastenflügel mit den 12 Apostelfiguren und zugehörigen Maltafeln und Malflügeln des aus der Rostocker Werkstatt des Bildhauers Claus Berg stammende Schnitzaltars von 1535 gestohlen. [3] Die vier Altarleuchter und das Kruzifix wurden auch mitgenommen. Der Gesamtwert der geraubten Gegenstände wurde auf eine halbe Millionen Mark geschätzt, ähnliche Kunstgüter würden im Kunsthandel für 1,3 Millionen Mark gehandelt. [4]

Unbekannte Täter drangen gewaltsam in die Kirche zu Lohmen ein und stahlen dort zwei 1868 durch den General Hartwig von Elderhorst zu Schwerin gestiftete 67 cm hohe silberne Leuchter. Anfang 2001 durch den Lübecker Kunsthandel Nitsche auf einer Auktion in Hamburg für 3400 Euro erworben, kaufte sie der Lohmener Pastor Karl-Heinz Schroeter Anfang 2002 für 1500 Euro zurück. Die Güstrower Polizei ermittelte neun Jahre, seine eigene Kirche half ihm nicht beim Rückerwerb. [5] General von Elderhorst wurde am 30. September 1789 in Klein Upahl geboren und mit dem Namen Hartwig am 11. Oktober 1789 in der Kirche zu Lohmen getauft. Er nahm von 1809 bis 1849 an allen Kriegen teil, ab 1840 als General und Kommandeur. [6]

  • August: Bei einem nächtlichen Raub in der Marienkirche Plau am See werden Teile des spätgotischen Flügelaltars gestohlen. Diese konnten 2003 in Frankreich wieder aufgefunden und zurückgeführt werden. Verschwunden blieben ebenfalls geraubte 11 in Relief geschnitzte barocke Figuren von Evangelisten/Aposteln, die zur einstigen barocken Ausstattung der Kanzel in der Kirche gehörten.


 
Einbäume von Stralsund bei Grabung
  • Die Einbäume von Stralsund waren die beiden mit 7000 Jahren ältesten bekannten Einbäume im Ostseeraum und ein weiterer 6000 Jahre alter Einbaum von zwölf Metern Länge, die 2002 in Stralsund gefunden wurden. Nach der Bergung der Funde wurden diese in einem Gebäude des Landesamtes für Denkmalpflege in Schwerin eingelagert. Durch unsachgemäße Lagerung trockneten die Einbäume aus und waren im Frühjahr 2004 zerfallen. Die Zerstörung wurde erst 2009 der Öffentlichkeit bekannt.


  • April: Diebstahl einer Bronzeglocke mit einem Durchmesser von 0,68 Metern aus dem Jahr 1720 aus dem hölzernen Glockenstuhl der Dorfkirche Prestin. Auf der einen Seite war das Pressentin'sche Wappen mit der Umschrift: SEEL BERENT V. PRESSENTINS FR WITTWE UND ERBEN PATRONEN. Auf der anderen Seite stand: Jacobus Roland Pastor. Michael Begun hat mich gegossen Anno 1720 in Sternberg. [7]
 
Grabfigur auf dem Friedhof Plau am See (2005)
  • Dezember: In der Nacht vor Heiligabend Diebstahl einer lebensgroßen Bronzefigur vom Erbbegräbnis der Familie Heinrich Hauhohl auf dem Friedhof in Plau am See. Die Figur von 1902 ist/war ein Werk des Bildhauers Wilhelm Wandschneider. Die Figur wurde höchstwahrscheinlich zerstückelt und als Schrott verscherbelt. Der Schaden beträgt abgesehen vom Kunstwert der Figur etwa 20.000 €.


 
Mausoleum mit Bronzenem Hirsch (2009)
  • Anfang Juni: Diebstahl einer zum Wedekind-Mausoleum bei Friedrichswalde gehörenden Skulptur eines bronzenen Hirsches, einem etwa 100 Kilogramm schweren Hohlkörper, von Louis Tuaillon; zersägt am 10. Juli bei einer Schweriner Metallaufbereitungsfirma aufgefunden; nach Reparatur am 24. Mai 2008 wiedereingeweiht.


 
Relief vom Brinckman-Brunnen Rostock
  • 10. April: Bergmühle in Bansin auf der Insel Usedom abgebrannt, die bis in die 1950er Jahre in Betrieb war.
  • Juli: Diebstahl des bronzenen Reliefs von John-Brinckman-Brunnen in Rostock am Weißen Kreuz. Der Brunnen ist ein Werk des Rostocker Malers und Bildhauers Paul Wallat und wurde 1914 errichtet.


 
Flamingo und Kranich (2009)
 
Zustand nach 2020
  • Juni 2010: Skulptur eine Flamingo und Kranich (h 120 cm) von August Martin Hoffmann (1976) im Fischerpark Rostock, gestohlen im Juni 2010. 2018 beschädigt wieder aufgefunden und am 30. August 2019 nach Restaurierung wieder aufgestellt. Im Juni 2020 durch Vandalismus erneut stark beschädigt (Flamingo abgesägt).


 
Schliemann-Denkmal (2007)


  • Juni: In Zinnowitz auf Usedom stehlen Buntmetalldiebe aus dem Vorgarten eines Hotels die Bronzeplastik zweier Kraniche des Bildhauers Kurt Arentz. Sie brechen dabei die Figuren einfach an den Beinen ab. Den Schaden beziffert die Polizei auf mindestens 15.000 €.[9]
  • vor Juli: Hansestadt Stralsund: Veräußerung eines Teilbestandes der ehemaligen Gymnasialbibliothek an einen Antiquar.[10] Der bedeutende Altbestand der Gymnasialbibliothek des vormaligen Gymnasiums Stralsund wurde seit 1945 im Stadtarchiv Stralsund verwahrt. Der Umfang der Veräusserung bleibt unklar, der Käufer unbekannt, aber die ersten Angebote sind bereits im Netz.[11] Am 30. Oktober 2012 bestätigte der Pressesprecher der Stadt, dass ein Antiquar die bisher im Stadtarchiv Stralsund befindliche Gymnasialbibliothek angekauft hat. Darüber hinaus können wir jedoch keine weiteren Informationen geben, da es sich hierbei um schutzwürdige Interessen handelt. Deshalb wurde dem Verkauf durch ein Gremium der Bürgerschaft im nichtöffentlichen Teil der entsprechenden Sitzung zugestimmt. Der Vorfall, der erst im Zusammenhag einer Nachricht des Käufers über Schimmelbefall in den gekauften Bänden öffentlich wurde, löste Befremden in der Fachwelt aus.[12]
  • Oktober: Glocken-Diebstahl von Groß Ridsenow.[13] Buntmetalldiebstahl einer 600 Jahre alten Bronzeglocke aus der Werkstatt von Rickert de Monkehagen. Die von Glockensachverstänigen als historisch „extrem wertvoll“ bezeichnete und mehr als 1000 kg schwere Glocke wurde als mögliche Hehlerware[14] von einem Altmetallhändler in Rostock in zahlreiche kleine Stücke geschlagen und ist irreparabel. Die Diebe haben für ihren „Schrott“ die Summe von 1.637,85 € erhalten. --- Das Strafverfahren gegen die Angeklagten wurde am Amtsgericht Güstrow eröffnet und wird dort im März 2014 weiter verhandelt.[1]
  • November: In der Nacht vom 8. auf den 9. November wurden in Greifswald alle elf im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine durch Unbekannte aus dem Pflaster gebrochen.[15]
  • Mai: Am 30. Mai versank das vorher denkmalgeschützte Schiff Georg Büchner vor der polnischen Küste in der Ostsee. Das Denkmalamt hatte zuvor die Genehmigung zur Überführung des Schiffes nach Klaipėda erteilt, nachdem sich in Rostock kein Nutzer für das Schiff gefunden hatte.
  • April: „Aus der evangelischen Kirche in Benz auf Usedom ist eine Holzfigur aus dem 14. Jahrhundert entwendet worden. Nach Angaben der Polizei wurde die etwa 30 Zentimeter hohe Figur, die den Jünger Johannes darstellt, zwischen Freitag und Sonntag gestohlen. Sie stand mit fünf anderen Holzfiguren im hinteren Altarbereich der Kirche. Zur Schadenshöhe konnte die Polizei noch keine Angaben machen. Die Figur soll jedoch von kulturellem Wert sein, hieß es. Die Kirche ist täglich von 08.00 bis 19.00 Uhr für Besucher geöffnet.“ [16]
  • Mai: Nun danket alle Gott... Unsere gestohlenen und schmerzlich vermissten Einrichtungsgegenstände der Kirchen zu Proseken und Hohenkirchen sind wieder da. Am 8. Mai 2015 konnten sie aus der Asservatenkammer der Polizei in Hamburg in Empfang genommen werden. Der Dieb, ein bekannter Kirchgänger, bekam 1 Jahr und 8 Monate auf Bewährung ... [17]
  • September: Diebe klauen Orgelpfeifen. Dreiste Einbrecher haben die Kirche in Schlieffenberg (Gemeinde Lalendorf) heimgesucht. Von der mehr als 150 Jahre alten Remler-Orgel, die erst im Jahre 2006 saniert worden war, wurden etwa 70 Orgelpfeifen (Zinn-Blei-Legierung) geklaut. Bei den Tätern könnte es sich um Buntmetalldiebe handeln. Der Schaden ist noch unklar.[18]
Statt 70 seien sogar 190 Orgelpfeifen verschwunden, so die Polizei Güstrow am 21. September 2015. Das sind etwa 90 Prozent der Metallpfeifen und damit ist die Orgel nicht mehr spielbar, sagte der Leiter des Orgelmuseums Malchow, Friedrich Drese. Der finanzielle Schaden wurde zunächst auf rund 30.000 Euro geschätzt. [19]
  • Oktober: Ein 29-jähriger Mann aus dem Landkreis Rostock wurde als möglicher Orgelpfeifen-Dieb geschnappt, als er am 29. September bei einem Rostocker Schrotthändler die Orgelpfeifen ablieferte. Die Teterower Kriminalpolizei fand am Wohnort des Mannes weitere Teile der Schlieffenberger Orgel. Für die zerstörten Orgelpfeifen hätte der Tatverdächtige rund 3.000 Euro erhalten können, die Wiederherstellung der Orgel wird auf etwa 30.000 Euro geschätzt.[20]
  • Ende des Jahres werden in Dahmen und Hohenbrünzow auf den Friedhöfen neben den Kirchen die Glocken gestohlen. Sie wurden im Juli 2016 in Sachsen sichergestellt und in die Kirchgemeinden zurück geführt. Der 57-jährige geständige Täter wurde verhaftet.[21]
  • Februar: Am 25. Februar 2021 verübten bislang unbekannte Täter einen Brandanschlag in der Dorfkirche zu Mestlin, in dem sie ein mittelalterliches Gestühl anzündeten. Dabei wurde nicht nur das Gestühl, die Kanzel und der Altar in Mitleidenschaft gezogen, sondern die gesamte Kirche mit einer Rußschicht überzogen. Die Kriminalpolizei hatte die Ermittlungen sofort aufgenommen.[22][23] Die aufwändige Spezialreinigung der mit Ruß bedeckten Kirchenteile kostete 2.000 Euro, das Triumphkreuz, der Altar und der Kanzeldeckel 45.000 Euro. Die durch die Kerzen verkohlten Rückseiten der mittelalterliche Kirchenbank mit den Seitenwangen und der Tür wurden durch die Schweriner Holzrestauratorinnen Anette Voss und Mandy Breiholdt aufwändig restauriert und am 31. März 2022 wieder eingesetzt. Die Brandstifter konnten bisher nicht ermittelt werden.
  • Mai: Am 10. Mai 2022 wurde im Doberaner Münster eingebrochen und neben Geld auch Abendmahlsgeräte gestohlen. Dazu gehören vier Kelche, zwei Patenen, eine große Weinkanne, eine kleine Edelstahlkanne, eine Oblatendose, ein kleiner Sieblöffel, ein Ringteller für Trauungen, eine Taufschale aus Silber und eine aus Messing. Die meisten Stücke stammen aus dem 19. Jahrhundert, die ältesten aus dem Jahr 1797. Kontakte an das Hinweistelefon der Kriminalpolizei und die Münsterverwaltung in Bad Doberan.

Einzelnachweise

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  1. Ulrike Herbold: Randalierer, Räuber und Profidiebe. Kirchendiebstähle im Osten haben zugenommen. Mecklenburgische Kirchenzeitung Nr. 30, 26. Juli 1992, S. 5.
  2. Ulrike Herbold: Randalierer, Räuber und Profidiebe. Kirchendiebstähle im Osten haben zugenommen. Mecklenburgische Kirchenzeitung Nr. 30, 26. Juli 1992, S. 5.
  3. Friedrich Schlie: Das Gut und Kirchdorf Lanken. 1901, S. 554.
  4. Ulrike Herbold: Randalierer, Räuber und Profidiebe. Kirchendiebstähle im Osten haben zu genommen. Mecklenburgische Kirchenzeitung Nr. 30, 26. Juli 1992, S. 5.
  5. Altarleuchter zurück in der Kirche zu Lohmen. SVZ, Güstrower Anzeiger, 22. Mai 2002
  6. Friedrich Schlie: Das Kirchdorf Lohmen. 1901, S. 387.
  7. Schweriner Volkszeitung Kleine Kirchenglocke bleibt verschwunden. Unbekannte stahlen sie auf dem Prestiner Friedhof. 13. Mai 2004.
  8. Schweriner Volkszeitung: Schliemann wieder zurück. 10. Mai 2012
  9. Meldung der dpa vom 12. Juni 2012 (Ostseezeitung 28. September 2012)
  10. Meldung der Ostsee-Zeitung vom 17. Oktober 2012;
  11. Archivalia abgerufen am 31. Oktober 2012
  12. Archivalia, abgerufen am 30. Oktober 2012
  13. Schweriner Volkszeitung vom 26. Oktober 2012
  14. Grundsätzlich erfordert die Hehlerei mindestens Eventualvorsatz. Im Gewerberecht (§ 148b GewO) lässt der Gesetzgeber für die gewerbsmäßige Hehlerei von Edelmetallen bereits Leichtfertigkeit hinsichtlich der Kenntnis über das Hehlgut ausreichen, um eine Strafbarkeit zu begründen. Glockenbronze als Buntmetall ist wegen des Kupferanteils möglicherweise ein Grenzfall.
  15. NDR.de: Alle Stolpersteine in Greifswald gestohlen, 9. November 2012
  16. http://www.svz.de/nachrichten/newsticker-nord/historische-holzfigur-aus-der-kirche-benz-gestohlen-id6390991.html Pressemeldung vom 27. April 2014
  17. Gemeindebrief Juni - August 2015 der Evangelisch - Lutherischen Kirchgemeinde Proseken - Hohenkirchen.
  18. Bild Zeitung 17. September 2015.
  19. SVZ, 21. September 2015
  20. SVZ, Güstrower Anzeiger 7. Oktober 2015.
  21. Sachsens Polizei findet vermisste Glocken aus MV
  22. Michael-G. Bölsche: Brandanschlag auf Mestliner Dorfkirche. SVZ Parchimer Zeitung, 26. Februar 2021.
  23. Michael-G. Bölsche: Ruß kann man nicht einfach wegwischen. SVZ Parchimer Zeitung, 15. April 2021.