Poschiavo

Gemeinde im Kanton Graubünden in der Schweiz

Poschiavo, im lombardischen Ortsdialekt Pus’ciav [pʊʃˈtɕɑːf][5] (deutsch/rätoromanisch Puschlav), ist eine politische Gemeinde im südlichen Kanton Graubünden, Schweiz. Zusammen mit der Nachbargemeinde Brusio bildet Poschiavo die Talschaft Puschlav (italienisch Val Poschiavo) sowie die Region Bernina und ist damit Teil der italienischen Schweiz.

Poschiavo
Wappen von Poschiavo
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Bernina
BFS-Nr.: 3561i1f3f4
Postleitzahl: 7742 Poschiavo
7710 Ospizio Bernina
7710 Alp Grüm
7741 San Carlo
7742 Sfazù
7743 Miralago
7745 Li Curt
7746 Le Prese
UN/LOCODE: CH OBA (Ospizio Bernina)
Koordinaten: 801614 / 133766Koordinaten: 46° 19′ 30″ N, 10° 3′ 25″ O; CH1903: 801614 / 133766
Höhe: 1014 m ü. M.
Höhenbereich: 961–3896 m ü. M.[1]
Fläche: 191,01 km²[2]
Einwohner: 3525 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 18 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
10,8 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.poschiavo.ch
Die Palazzi im Januar von Süden
Die Palazzi im Januar von Süden
Lage der Gemeinde
Karte von PoschiavoLago BiancoLago di GeraLago di PoschiavoItalienRegion MalojaBrusioPoschiavo
Karte von Poschiavo
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Blasonierung: In Rot zwei gekreuzte, durch silberne Kette verbundene, silberne Schlüssel.

Es handelt sich dabei um ein redendes Wappen; zur eigentlichen Ortsnamenbedeutung siehe unten.

Geographie

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Luftbild von Walter Mittelholzer (1925)

Poschiavo liegt rund 15 Kilometer südlich des Berninapasses, der das Engadin mit dem Veltlin verbindet. Das Gemeindegebiet umfasst das obere Puschlav samt Seitentälern und erstreckt sich von der Wasserscheide im Norden des Tales, welche unter anderem durch die Berninagruppe und die Forcola di Livigno gebildet wird, bis zum südlichen Ende des Lago di Poschiavo (deutsch: Puschlaversee) auf 962 m. Höchster Punkt des im Westen und Osten von Gebirgskämmen begrenzten Territoriums ist der mittlere Gipfel des Piz Palü mit 3901 m.

Die Dauersiedlungen liegen zumeist an oder in der Nähe der Talstrasse und werden in drei Gruppen (squadri) eingeteilt:

  • Squadra del Borgo, bestehend aus dem Hauptort (borgo, Poschiavo im engeren Sinne) und dem Dorf Cologna;
  • Squadra di Aino, nördlich gelegen, bestehend aus dem Dorf San Carlo und den Weilern Somaino, Angeli Custodi, Percosta, Permunt und Sfazù;
  • Squadra di Basso, südlich gelegen, bestehend aus
    • Sant’Antonio mit Campiglione, Li Curt und La Rasiga,
    • Prada mit Annunziata,
    • Le Prese mit Cantone, Pagnoncini und einem Teil von Miralago.

Ausserdem umfasst das Gemeindegebiet eine Vielzahl von Maiensässen und Alpsiedlungen.

Die flächenmässig viertgrösste Gemeinde des Kantons ist eine der waldreichsten der Schweiz. Im Jahr 1997 wurden 19,8 % der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt, der Wald nahm 32,1 % ein, die Siedlungen 1,8 %. Als unproduktiv galten 46,2 %.

Nachbargemeinden sind Pontresina und Brusio sowie die zur italienischen Provinz Sondrio gehörenden Gemeinden Livigno, Valdidentro, Grosio, Grosotto, Chiuro und Lanzada.

Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 7,6 °C, wobei im Januar mit −1,4 °C die kältesten und im Juli mit 16,5 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 132 Frosttage und 11 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel 23, während im Schnitt in vier von fünf Jahren ein Hitzetag zu verzeichnen ist. Die MeteoSchweiz-Wetterstation liegt auf einer Höhe von 1078 m ü. M.

Poschiavo / Robbia
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
51
 
4
-6
 
 
36
 
5
-5
 
 
48
 
9
-1
 
 
78
 
13
2
 
 
98
 
17
5
 
 
118
 
21
9
 
 
111
 
23
10
 
 
118
 
23
11
 
 
106
 
18
7
 
 
132
 
13
3
 
 
122
 
8
-1
 
 
67
 
5
-5
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[6]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Poschiavo / Robbia
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −1,4 −0,3 3,7 7,4 11,3 14,9 16,5 16,1 12,1 7,9 3,3 −0,4 7,6
Mittl. Tagesmax. (°C) 3,8 5,0 9,3 13,1 17,1 21,1 22,9 22,5 17,7 13,1 8,1 4,6 13,2
Mittl. Tagesmin. (°C) −6,0 −5,1 −1,4 1,6 5,4 8,8 10,4 10,5 6,9 3,4 −0,6 −4,6 2,5
Niederschlag (mm) 51 36 48 78 98 118 111 118 106 132 122 67 Σ 1085
Sonnenstunden (h/d) 3,1 3,7 4,4 4,4 4,5 5,2 5,5 5,0 4,1 3,5 2,7 2,5 4,1
Regentage (d) 5,3 4,5 5,9 7,9 11,5 10,8 11,1 11,1 8,5 9,4 9,2 6,0 Σ 101,2
Luftfeuchtigkeit (%) 68 64 61 62 69 71 72 75 77 78 73 68 69,9
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[6]

Der Hitzerekord in Poschiavo wurde am 27. Juni 2019 mit 34,3 °C gemessen.[7]

Geschichte

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Blick auf Poschiavo

Frühgeschichte und Mittelalter

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Die Bedeutung der im Tal gemachten Funde aus römischer Zeit konnte noch nicht abschliessend geklärt werden. Sicher ist die frühmittelalterliche Landnahme vom Veltlin her. Der Ort Postclave und dessen Taufkirche, wahrscheinlich die spätere Stiftskirche St. Viktor (ital. San Vittore), werden urkundlich im Jahr 824 erwähnt. Verstärkt wurde das Puschlav im 11. Jahrhundert besiedelt. Aus jener Zeit stammen die Kirchen San Pietro bei Poschiavo und San Romerio 830 Meter über dem Lago di Poschiavo.

Im 13. Jahrhundert erschien Poschiavo als Lehnsgut des Churer Bischofs. Nach wechselnden Obrigkeiten gelangte das Tal 1350 unter mailändische Herrschaft, von der es sich 1406 gewaltsam befreien konnte. Die nun stets als Einheit auftretende Cumün (Talgemeinde, inklusive Brusio) suchte Schutz beim Bischof von Chur und trat am 29. September 1408 dem Gotteshausbund bei. Mit dem Auskauf der bischöflichen Rechte wurde 1494 die volle Unabhängigkeit als Hochgericht innerhalb des Gotteshausbundes erreicht.

Reformation und Gegenreformation; Offizin Landolfi

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Um die Mitte des 16. Jahrhunderts strömten zunehmend italienische Glaubensflüchtlinge auch ins Puschlav. Sie konnten hier frei von Verfolgungen predigen und ihre Religion ausüben, da das bereits mehrheitlich reformierte Graubünden die freie Religionsausübung gewährleistete. Die protestantische Gemeinde wurde 1547 von Glaubensflüchtlingen aus Italien gegründet.[8]

Das Edikt von Ilanz 1557 erlaubte die Nutzung katholischer Kirchen auch für den reformierten Gottesdienst, was unter den Altgläubigen für Missstimmung sorgte.[9] Gleichwohl wurden die evangelischen Gottesdienste während Jahrzehnten in der katholischen Kirche San Vittore gefeiert, die von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt wurde.[8][10]

Mit dem Erstarken der Gegenreformation kam es am 19. Juli 1620 und den Folgetagen im Veltlin zum so genannten Veltliner Mord. Dessen Initiator und Anführer, Giacomo Robustelli hatte geplant, das Morden und Brandschatzen auch auf Poschiavo auszudehnen. Er drang am 21. Juli 1620 jedoch nur bis Brusio vor, wo die Häuser der Reformierten angezündet und die Protestanten ermordet wurden, denen die Flucht nicht gelungen war. Im Dezember 1622 wurde den Reformierten auf Grund einer Päpstlichen Bulle die freie Ausübung ihrer Gottesdienste untersagt. Ihr Seelsorger Jakob Rampa musste das Tal verlassen.[11]:280 1623 verübte sodann eine im Veltlin gedungene Soldateska in Poschiavo ein Massaker, das auch als «sacro macello poschiavino» bezeichnet wird. Mehr als zwanzig Menschen evangelischen Glaubens, insbesondere Alte und Kinder, die auf der Flucht hinauf zum Berninapass nicht schnell genug vorankamen, wurden von den ihnen nacheilenden Soldaten getötet. Die Häuser der Protestanten wurden geplündert. Der blutige Vorfall setzte dem friedlichen Zusammenleben von Katholiken und Reformierten ein Ende.[10] Es sollte dann bis zum Schiedsgerichtsentscheid der Drei Bünde 1642 dauern, bis die Reformierten in Poschiavo eine eigene Kirche bauen durften. Das Zerwürfnis zwischen den Konfessionen hielt bis weit ins 20. Jahrhundert an, so dass bereits vom «Nordirland der Schweiz» die Rede war, wie die Neue Zürcher Zeitung noch am 30. März 2013 berichtete.[8]

Im Jahr 1547 gründete Dolfino Landolfi in Poschiavo seine Offizin. Es war die erste Druckerei Graubündens. 1549 brachte er erste bedeutende Druckwerke heraus, darunter die Statuten des Veltlins, der erste italienischsprachige evangelische Katechismus von Pietro Paolo Vergerio und die päpstliche Liste der verbotenen Bücher. Die Offizin spielte eine wichtige Rolle für die Ausbreitung des Protestantismus im Veltlin und in Italien.[9] 1620 wurden etliche Druckwerke Landolfis zerstört, aber die Druckerei Landolfi bestand mit Unterbrechungen weiter bis 1720.[12]

Die Puschlaver Katholiken unterstanden bis 1870 dem Bistum Como, obwohl das Tal politisch zunächst zum Gotteshausbund und dann den Drei Bünden gehörte, bis daraus dann der Kanton Graubünden wurde.

Jüngere Vergangenheit

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Nach der turbulenten Phase der Bündner Wirren im Dreissigjährigen Krieg nahm Poschiavo eine eher ruhige Entwicklung, die sich vor allem auf den Passverkehr und die Landwirtschaft stützte. Vom 17. bis 19. Jahrhundert wanderten viele Puschlaver aus, bevorzugt nach Spanien, Portugal und Frankreich, einige auch nach Amerika oder Australien, um dort Kaffeehäuser und Confiserien zu betreiben.

Die heutige Einteilung mit den selbständigen Gemeinden Poschiavo und Brusio besteht seit 1851. Mit dem Bau von Berninabahn und Kraftwerken 1904–1912 wurde das Tal aus seiner Abgeschiedenheit befreit. Die Bevölkerungszahl stabilisierte sich, und der Tourismus konnte sich als wichtiger Wirtschaftszweig entwickeln.

Im Sommer 1987 wurden grosse Teile des Ortes durch ein schweres Unwetter verwüstet. Die grossen Schäden wurden in jahrelanger Arbeit wieder behoben.[13]

Ortsname

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Der Ortsname Poschiavo geht auf lateinisch post clāvem zurück und bedeutet wörtlich «hinter dem Schlüssel», wobei clāvis (zu claudere «schliessen, sperren») hier in der Spezialbedeutung «Riegel, Talenge» steht. Gemeint ist die Verengung, die das Puschlav gegen das Veltlin abschliesst.

Die ältere Ansicht, der Name gehe auf post lacum (deutsch: «hinter dem See») zurück, ist lautgeschichtlich nicht möglich. Verworfen als unnötig und hypothetisch wird von der heutigen Namenforschung überdies ein ebenfalls älterer, im Zusammenhang mit dem sprachlich verwandten Ortsnamen Chiavenna geäusserter Vorschlag, den Namen auf eine nicht näher bekannte vorlateinische Substratsprache zurückzuführen, wobei als Grundlage ein «Schuttkegel» bedeutendes Appellativ *clava anzunehmen sei.[5]

Bevölkerung

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Entwicklung

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Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1860 1870 1900 1910 1950 1980 1990 2000[13] 2010 2020
Einwohner 2888 2741 2890 3102 3676 4034 3294 3178 3225 3506 3432[14]

Nach einer ersten grossen Auswandererwelle zwischen 1850 und 1860 wuchs die Bevölkerung bis 1950 ununterbrochen an (1850–1950: +39,68 %). Besonders gross war der Zuwachs zwischen 1900 und 1910, als die Berninabahn vollendet war. Eine zweite Abwanderungswelle zwischen 1950 und 1990 führte in die Industriezentren und Touristenorte (1950–1990: −21,22 %). Seither wächst die Bevölkerungszahl wieder (1990–2005: +9,72 %).

Sprachen

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Umgangssprache ist der alpinlombardische Dialekt Pus’ciavin. Er wurde im Jahr 1900 von 2992 (= 96,45 %) der Einwohnerschaft gesprochen. Heute hat sich der Anteil der Italienischsprachigen bei rund 90 % eingependelt, wie folgende Tabelle zeigt:

Sprachen in Poschiavo
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Italienisch 3028 91,92 % 2858 89,93 % 2917 90,45 %
Deutsch 208 6,31 % 255 8,02 % 255 7,91 %
Rätoromanisch 24 0,73 % 22 0,69 % 14 0,43 %
Einwohner 3294 100 % 3178 100 % 3225 100 %

Einzige Amtssprache der Gemeinde ist das Italienische.

Herkunft und Nationalität

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Von den Ende 2005 3487 Bewohnern waren 3246 (= 93,09 %) Schweizer Staatsangehörige.

Wirtschaft

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Infrastruktur und Sektoren

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Als Standort von Sekundarschule, Gewerbeschule und Spital bildet Poschiavo den Mittelpunkt des Tales. Die wirtschaftliche Struktur ist durch eine Vielzahl kleinerer Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe gekennzeichnet, die praktisch alle Bereiche des täglichen Lebens abdecken. An grösseren Arbeitgebern sind die Rhätische Bahn und Repower zu nennen.

In der Landwirtschaft waren 276 Personen tätig, im produzierenden Gewerbe 471 und im Dienstleistungsbereich 1049 (Stand Januar 2000).

 
Bahnhof von Poschiavo, Bahnseite (2011)

Die Berninastrasse durchzieht das Gemeindegebiet auf seiner ganzen Länge. Etwa 2 km unterhalb des Passes zweigt die nur im Sommer befahrbare Strasse über die Forcola di Livigno ins zollfreie italienische Gebiet Livigno ab.

Für die 1908 eröffnete Berninabahn bedeutet Poschiavo den wichtigsten Bahnhof südlich des Passes. Im Depot mit angegliederter Werkstätte werden die Gleichstrom-Triebfahrzeuge der Rhätischen Bahn gewartet. Der Stützpunkt des Bahndienstes mit Fahrleitungsdienst betreut die gesamte etwa 60 km lange Bahnlinie. Im Jahre 1962 wurde das Stationsgebäude neu erbaut, von 1969 bis 1972 das Depot erweitert. Im Bahnhof wird auch Güterverkehr abgefertigt. Unter anderem wird der örtliche Supermarkt einer grossen Detailhandelskette über die Schiene mit Waren versorgt.[15] Auf Gemeindegebiet liegen auch die bekannten Stationen Ospizio Bernina und Alp Grüm, dazu insgesamt 6 weitere Stationen und Haltestellen.

Sehenswürdigkeiten

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Kirche Sta. Maria Assunta
 
Beinhaus St. Anna
 
Katholisches Pfarreizentrum

Der Borgo von Poschiavo weist ein geschlossenes, städtisch anmutendes Ortsbild mit steinplattengedeckten Häusern des 16. bis 19. Jahrhunderts auf. Nachdem ein Hochwasser am 18. Juli 1987 schwere Schäden im Dorfzentrum verursachte, wurden die Gebäude sorgfältig restauriert. Poschiavo hat ein Ortsbild von nationaler Bedeutung.

Um die zentrale Plazza da Cumün gruppieren sich:

Nicht weit entfernt liegt die reformierte Kirche Santa Trinità von 1649.[16]

  • Der jenseits des Flusses Poschiavino gelegene Palazzo De Bassus-Mengotti wurde als Talmuseum eingerichtet.[19]
  • Am südlichen Dorfrand bilden einige Palazzi wie das Devon House, die von wohlhabend gewordenen Rückwanderern erbaut wurden, das «Spaniolenviertel».[16][20]
  • Noch weiter südlich, ehemals auf freiem Feld etwa 500 Meter ausserhalb des Dorfes, wurde 1692 bis 1711 die Kirche Santa Maria Assunta errichtet, die als eine der schönsten Barockkirchen der Schweiz gilt.[16]

Am oberen Dorfeingang der Fraktion San Carlo steht die gleichnamige, von 1613 bis 1624 errichtete Pfarrkirche.[21] Die später angefügte Passionskapelle birgt Fresken eines unbekannten lombardischen Meisters aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zusammen mit dem Pfarrhaus, unter dessen Torbogen die Berninastrasse hindurch führt, bildet die Kirche eine malerische Gebäudegruppe mit Sägerei, Mühle, Schmiede und Waschhäuschen.

Auch in den Siedlungen der Squadra di Basso findet man eine Reihe gut erhaltener Häuser des 17. und 18. Jahrhunderts, mit Wandmalereien, Fenstergittern und den typischen Steindächern. Besonders geschlossene Ortsbilder besitzen das Dorf Prada und der kleine Weiler Cantone. Beispiele unverfälschter Kleinsiedlungen sind La Dota, Pisciadel und Splüga.

Kunstgeschichtlich bedeutsam sind ferner die Kapelle San Pietro,[16] das Museo d’arte Casa Console,[22] die Casa Fanconi,[16][23] die Casa Gervasi,[16] die Casa Matossi-Lendi,[16][24] die Casa Olgiati,[16] die Fabbrica Ragazzi,[16] das Hotel Albrici,[16] mit Gemälden Dodici sibille und Dama triste des Malers Fra Galgario,[25] die Landolfi-Häuser,[16] das Alte evangelische Schulhaus,[16][26] das Aufnahmegebäude der Berninabahn,[27][16] die Bahnstation Bernina Ospizio,[28][16] die Zentrale Palü der früheren Kraftwerke Brusio (heute Repower AG),[29][16] das Albergo Bagni in Le Prese,[16] das Haus Raselli-Kalt (2002) in Li Curt,[30][16] der Mulino di Aino (Sägewerk und Schmiede) im Ortsteil Privilasco sowie der Palazzo Dorizzi (Crameri) im Ortsteil Lino.[16]

Wanderungen führen u. a. zu den Maiensässen und Alpen. Die Maiensässsiedlung Selva besitzt ein Crot und zwei kleine Kirchen; die katholische Kapelle Santi Sebastiano e Sinforosa[31] und die reformierte Kirche Selva.

  • Historisches Gemeindearchiv (Casa Torre) in Via da Mez
  • Museo valligiano poschiavino (Talmuseum des Puschlavs) in Via da Spultri 270[32]
  • Società storica Val Poschiavo[33]
  • Archivio fotografico Luigi Gisep[34]

Persönlichkeiten

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Huber, Frauenfeld bzw. Payot, Lausanne 2005, S. 713 f.
  6. Klimanormwerte Poschiavo / Robbia. Normperiode 1991–2020. (PDF) In: meteoschweiz.admin.ch. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, abgerufen am 10. April 2022.
  7. Schattenseiten der Hitzewelle – Badeunfälle, hohe Ozonwerte und Waldbrandgefahr. In: srf.ch. 28. Juni 2019, abgerufen am 29. Juni 2019.
  8. a b c Sibilla Bondolfi: Im «Nordirland der Schweiz». In: Neue Zürcher Zeitung. 30. März 2013, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 3. Oktober 2024]).
  9. a b Guido Scaramellini: Veltlin. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 5. Januar 2015, abgerufen am 24. September 2024.
  10. a b Poschiavo, la Chiesa riformata - Riformati Valposchiavo. In: RV Riformati Valposchiavo (Reformierte Gemeinde Valposchiavo). Abgerufen am 24. September 2024 (italienisch).
  11. Tom. Semadeni: Geschichte des Puschlavertales. In: F. Pieth (Hrsg.): Bündnerisches Monatsblatt - Zeitschrift für Bündner. Geschichte, Landes- und Volkskunde. Nr. 9. Sprecher, Eggerling & Co, Chur August 1929.
  12. Adolf Collenberg: Landolfi, Dolfino. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. November 2007.
  13. a b Arno Lanfranchi: Poschiavo (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juli 2015.
  14. Comune di Poschiavo - Vivere nel comune di Poschiavo. Abgerufen am 24. September 2024.
  15. Heidi Anderes: Coop Poschiavo zieht ins Kulturzentrum. In: Coopzeitung. Nr. 37. Coop, Region Ostschweiz-Ticino, Gossau 14. September 2021, S. 56.
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 545–556.
  17. Casa Tomé auf baukultur.gr.ch (Memento vom 2. Oktober 2023 im Internet Archive)
  18. Gustavo Lardi, Paolo Raselli: Il museo poschiavino. # Casa Tomè. In: arte&storia. ottobre 2020, S. 146–147.
  19. Museo poschiavino
  20. Palazzi auf baukultur.gr.ch (Memento vom 14. Februar 2022 im Internet Archive)
  21. Katholische Pfarrkirche San Carlo Borromeo auf baukultur.gr.ch (Memento vom 25. September 2023 im Internet Archive)
  22. Museo d’arte Casa Console
  23. Casa Fanconi auf baukultur.gr.ch (Memento vom 14. Februar 2022 im Internet Archive)
  24. Casa Matossi-Lendi auf baukultur.gr.ch (Memento vom 14. Februar 2022 im Internet Archive)
  25. Mariusz Karpowicz: Il tesoro di Poschiavo un quadro di Fra Galgario (italienisch) auf e-periodica.ch/digbib (abgerufen am 26. März 2017).
  26. Altes evangelisches Schulhaus auf baukultur.gr.ch (Memento vom 2. Oktober 2023 im Internet Archive)
  27. Aufnahmegebäude auf baukultur.gr.ch (Memento vom 6. Juni 2023 im Internet Archive)
  28. Bahnstation Bernina Ospizio auf baukultur.gr.ch (Memento vom 6. Juni 2023 im Internet Archive)
  29. Zentrale Palü auf baukultur.gr.ch (Memento vom 23. September 2023 im Internet Archive)
  30. Haus Raselli-Kalt, 2002 auf baukultur.gr.ch (Memento vom 25. September 2023 im Internet Archive)
  31. Kapelle Santi Sebastiano e Sinforosa auf baukultur.gr.ch (Memento vom 2. Oktober 2023 im Internet Archive)
  32. Gustavo Lardi, Paolo Raselli: Il museo poschiavino. In: arte&storia, Ticino Management, Lugano ottobre 2020, S. 144–147.
  33. Società storica Val Poschiavo
  34. Archivio fotografico Luigi Gisep (italienisch) auf new.istoria.ch