Pourquoi-Pas ? (Schiff, 1908)

französisches Schiff

Die Pourquoi-Pas ? (deutsch Warum nicht?) war das vierte Schiff dieses Namens unter dem Kommandanten Jean-Baptiste Charcot. Er unternahm damit seine zweite Antarktisexpedition, die insgesamt fünfte französische Antarktisexpedition.

Pourquoi-Pas ?
Modell im Ozeanographischen Museum Monaco
Schiffsdaten
Flagge Frankreich Frankreich
Schiffstyp Forschungsschiff
Heimathafen Saint-Malo
Bauwerft Chantiers François Gautier, Saint-Malo
Stapellauf 1908
Verbleib im Sturm gesunken am 16. September 1936 vor Álftanes an der isländischen Westküste
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 40 m (Lüa)
Breite 9 m
Tiefgang (max.) 4,36 m
Verdrängung 435 t
 
Besatzung 34 plus
4–5 Wissenschaftler
Maschinenanlage
Maschine Dampfmaschine (zwei Kessel, ein zweizylindriger Motor)
Maschinen­leistung 450 PS[1]
Takelung und Rigg
Takelung Dreimastbark
Anzahl Masten 3
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 7,5 kn (14 km/h)
Sonstiges

Geschichte

Bearbeiten

Unmittelbar nach der Rückkehr von seiner ersten Antarktisexpedition begann Jean-Baptiste Charcot mit den Planungen für eine zweite. 1907 beauftragte er daher eine Neukonstruktion der Pourquoi-Pas ?, dem damit vierten Schiff dieses Namens. Das Schiff sollte 57 m Gesamtlänge und eine Takelage als Dreimastbark haben sowie mit Hilfsmotor, drei Labors und einer Bibliothek ausgestattet sein. Der Bau erfolgte nach Anweisungen von Charcot und Plänen von François Gautier in Saint-Malo. Das Schiff wurde unter anderem mit Schlepp- und Fangnetzen, Pingern und Trinkwassertanks ausgerüstet.

1908 brach Charcot mit der Pourquoi-Pas ? zur Überwinterung auf der Petermann-Insel zum Auftakt seiner zweiten Polarreise auf. Expedition und Schiff kehrten nach einer zweiten Überwinterung im Juni 1910 mit bedeutenden wissenschaftlichen Ergebnissen nach Frankreich zurück. Neben der Erkundigung der Alexander-I.-Insel wurde neues Land, die Charcot-Insel, erforscht.

1912 wurde die Pourquoi-Pas ? das erste Schulschiff der französischen Marine. Zu diesem Anlass wurde der Schiffsrumpf schwarz gestrichen.

Mit dem Aufbruch Charcots zu weiteren Forschungsreisen mit Pourquoi-Pas ? ab 1918 wurde sie erneut weiß gestrichen. Die Reisen führten in den Nordatlantik, den Ärmelkanal und zu den Färöer-Inseln. Geforscht wurde zu geologischen und petrographischen Themen mittels Baggern, wozu Charcot Material und Methoden entwickelte.

Für die erneute Forschungsreise im Jahr 1925 gab Charcot aus Altersgründen das Schiffskommando auf, reiste aber als Chef des missions mit. Das Schiff unter dem Kommando von Leutnant Le Conniat führte diverse Fahrten zum arktischen Eis durch. Mit an Bord dieser und zweier weiterer Reisen war der Maler Marin-Marie, der zahlreiche Skizzen und Zeichnungen erstellte.[2]

1926 reiste Charcot mit der Pourquoi-Pas ? zur Erkundung der Ostküste Grönlands und kam mit einer umfangreichen Sammlung an Fossilien, Insekten und Pflanzen zurück.

1928 beteiligte sich die Pourquoi-Pas ? in der Arktis an der Suche nach dem verschollenen Flugboot des Typs Latham 47, in dem Roald Amundsen am 18. Juni 1928 zur Rettung von Umberto Nobile aufgebrochen war, dessen Luftschiff Italia auf einer Eisscholle abgestürzt war.

1934 setzte das Schiff eine ethnographische Expedition unter Paul-Émile Victor in Grönland ab, der mit drei Begleitern bei Tasiilaq ein Jahr unter den Inuit lebte. 1935 kehrte die Pourquoi-Pas ? zurück, um Victors Gruppe wieder aufzunehmen und die Region weiter kartographisch zu erfassen.

Ein Jahr später, wieder von der Rückkehr von Victors Mission, der in diesem Jahr Grönland in 50 Tagen durchquerte, machte die Pourquoi-Pas ? am 3. September 1936 Zwischenstopp in Reykjavík zur Reparatur des Heizkessels. Am 15. September stach das Schiff zur Rückkehr nach Saint-Malo in See, geriet aber am 16. September vor Island in einen schweren Sturm. Das Schiff lief auf den Hnokki-Felsen am Eingang des Borgarfjörður (Lage) und sank.[3] Charcot und 39 Männer der Besatzung starben, nur der Steuermann Eugène Gonidec konnte gerettet werden.[4] Die Leichname der Hälfte der Männer, darunter der von Charcot, wurden an den nächsten Tagen angespült.[5] Sie wurden Anfang Oktober nach Frankreich überführt. Später gefundene Opfer wurden auf dem Friedhof in Reykjavík begraben. Im Oktober veröffentlichte Thibaut de Rugy, der auf der Expedition im Vorjahr als Telegrafist an Bord der Pourquoi-Pas ? gewesen war, in der Zeitschrift "Études" einen Nachruf auf Schiff und Mannschaft.[6]

Bis zu ihrem Untergang hatte die Pourquoi-Pas ? neben den beiden Expeditionen in die Antarktis neun Kampagnen (1921, 1925, 1927, 1928, 1930, 1931–1933, 1934, 1935, 1936) in die Arktis als Schiff gedient.

Literatur

Bearbeiten
  • Association des Amis du Musée de la Marine (AAMM), Le Pourquoi pas ? Trois-mâts barque de 445 tonneaux, navire de recherche scientifique du commandant Charcot, - 1908–1936 - Monographie bestehend aus Beschreibung und Geschichte, einem Plan und zwei Ablichtungen, [Paris]: AAMM, 1960
  • Charcot, Jean-Baptiste, diverse Reisebeschreibungen
Bearbeiten
Commons: Pourquoi Pas ? – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

Bearbeiten
  1. Ian R. Stone: French Antarctic (Pourquoi Pas?) Expedition (1908–1910). In: Beau Riffenburgh (Hrsg.): Encyclopedia of the Antarctic, Routledge, New York und London 2007, S. 421 f, ISBN 0-415-97024-5 (englisch)
  2. Marchand, Jean-Noël, Peintres français de la mer et de la marine, Paris : Arts et marine, 1997, p. 217
  3. Friðrik Rafnsson: Der Freundschaftspakt auf charcot.is, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  4. Jean-Babtiste Charcot (PDF; 268 KB) auf borgarbyggd.is, abgerufen am 13. Oktober 2016 (isländisch).
  5. Friðrik Rafnsson: Charcot auf charcot.is, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  6. Sur le Pourquoi-Pas ?, Erzählung von Thibaut de Rugy https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k113800q/f179.item (franz.)