Der Praga V3S ist ein dreiachsiger geländegängiger Lkw, der von 1953 bis 1990 in der Tschechoslowakei bei unterschiedlichen Herstellern produziert wurde. Er kann als leichtere Variante des Tatra 111 bezeichnet werden und wurde in der Konstruktion aus diesem abgeleitet. In der langen Zeit seiner Fertigung entstanden ungefähr 130.000 Exemplare.[2]

Praga
V3S
Hersteller: Praga, Avia, BAZ
Produktionszeitraum: 1953–1990
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: Praga V4S[1]
Technische Daten
Motoren: siehe unten
zul. Gesamtgewicht: 8,6–10,6 t
Motor
Typ 6-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor T912, Reihenanordnung in Längsrichtung, luftgekühlt
Hubraum 7.412 cm3
Bohrung/Hub 110/130 mm
Höchstleistung 72 kW (98 PS) bei 2.100/min
max. Drehmoment 353 Nm bei 1.400/min
Kraftstofftank 120 l
Kraftübertragung
Zweischeiben-Trockenkupplung mit mechanischer Abschaltung, hydraulisch betätigt, mechanisches 4-Gang-Getriebe ohne Synchronisation, alle Räder angetrieben
Fahrgestell
Leiterrahmen aus rechteckigen Stahlprofilen, starre Portalachsen, Reifen 8.25-20, Vorderachse mit mechanischer Schneckenlenkung und Lenkhilfe, Hinterachsen mit gemeinsamer Blattfeder ausgeführt (Bogie-Achsen).
Bremsen
pneumatische Zweikreis-Betriebsbremsanlage (lastabhängig) mit Trommelbremsen, Feststellbremse mit Sperrklinke auf die Hinterräder wirkend, Motorbremse
Aufbau
Kurzhauberbauweise, feststehendes Führerhaus, 3 Sitze, 2 Türen, geteilte Frontscheibe, Scheibenwischer auf Fahrer- und Beifahrerseite, Frontfenster hochklappbar
Abmessungen, Gewichte und Fahrleistungen (Pritschenwagen)
Länge / Breite / Höhe 6.355 / 2.240 / 2.350 mm
Radstand 3.580 + 1.120 mm
Bereifung 8.25–20, vorn Einfach- hinten Zwillingsbereifung
Spurweite v/h 1.870/ 1.755 mm
Bodenfreiheit 400 mm
Leergewicht 5.780 kg
Nutzlast 4.650 kg
Anhängelast 5.000 kg
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
Verbrauch ca. 30 l pro 100 km

Entstehungsgeschichte und Einsatzgebiet

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Von 1953 bis 1969 wurde dieses Fahrzeug bei Praga gefertigt, und es sollen während dieser Zeit ca. 71.000 Exemplare hergestellt worden sein.[3][4] Ab 1960 erfolgte dann die Lkw-Produktion bei AVIA, Praga konzentrierte sich fortan auf die Fertigung von Motoren und Getrieben. Ab 1987 bis 1990 wurde der Praga V3S bei BAZ in Bratislava hergestellt.

Der große Erfolg des Fahrzeuges beruht auf seiner Geländegängigkeit, seiner Wendigkeit, seiner robusten Konstruktion und dem geringen Gewicht. Hergestellt wurde es in fast jeder Ausführung und eingesetzt überall dort, wo andere Fahrzeuge nicht fahren konnten. Der Wagen war wegen seiner Bodenfreiheit geländegängiger als etwa ein W50 mit Allradantrieb. Die seitliche Hangneigung soll bei ihm 40° betragen haben.[5] Er schaffte es z. B., durch einen Meter tiefes Wasser ohne Folgen zu fahren. 40 cm hohe Hindernisse konnten von ihm problemlos überwunden werden. Was im Gelände aber ein Vorteil war, stellte sich hingegen auf der Straße als Nachteil dar; so konnte der Wagen maximal 60 km/h schnell fahren. Während der langen Fertigung wurden allerdings nur wenige Verbesserungen an der Technik und Bedienung durchgeführt. Insgesamt haben die Fahrzeuge mit den Spitznamen ventra, vejtřaska, vejda oder vetřiska aber einen volkstümlichen Bezug erhalten.

In zahlreichen Ländern wurde der Praga V3S exportiert und dort erfolgreich eingesetzt. In die DDR sollen ungefähr 200 Fahrzeuge gelangt sein und waren bevorzugt als Hinterkipper, als Werkstattwagen und Fäkalienwagen eingesetzt.[6]

Der Motor ist ein luftgekühlter Reihensechszylinder-Dieselmotor mit seitlicher Nockenwelle. der von dem des Tatra 111 abgeleitet wurde. Er hat 7412 cm³ Hubraum und leistet 70 kW bei 2100 min−1. Später wurde ein Motor mit einem Hubraum von 8100 cm³ eingebaut. Das Fahrzeug erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 60 km/h. Der Verbrauch liegt bei 32 Liter pro 100 km im Sommer und im Winter bei 37 Liter. Das Fahrzeug ist mit einem 120 Liter fassenden Tank ausgestattet. Dabei sind alle Antriebs- und Hilfsaggregate genügend weit oben angeordnet, sodass die angegebene Wattiefe von 80 cm problemlos erreicht wird. Die Motorkühlung wurde als Luftkühlung belassen, was unbestritten einer Forderung des Militärs entsprach. Das Getriebe hat 4 Vorwärtsgänge, 1 Kriechgang und 2 Rückwärtsgänge. Es hat keine Synchronisation, sodass das Fahrzeug eines der letzten ist, das noch mit Zwischengas geschaltet werden muss. Das Fahrgestell wurde als Leiterrahmen ausgeführt, die starren Portalachsen sind mit Blattfedern gefedert und am Rahmen geführt.[7]

Die Hinterkipper hatten eine Ganzstahlmulde mit einem Fassungsvermögen von 2,6 m3 und einer Nutzlast von 4.650 kg. Die Werkstattwagen wurden bevorzugt zur Reparatur von Tagebaumaschinen und -fahrzeugen eingesetzt, die zur Reparatur nicht mehr zeit- und kostenintensiv in eine Werkstatt befördert werden mussten. Ein frontseitig angebrachter Kran diente zum Heben von Lasten bis 1.000 kg. Die Fäkalienwagen hatten einen Tank mit einem Fassungsvermögen von 3,5 m3. Zum Füllen und Entleeren gab es eine Pumpe, die entweder einen Über- oder einen Unterdruck erzeugte. Der gesamte Behälter konnte in 3,5 Minuten bei einer Saughöhe von 2 Metern befüllt werden, dass Entleeren unter Druck dauerte 2 Minuten.

Praga V3S als Militärfahrzeug

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Der Praga V3S wurde bei der Sowjetarmee als Militärfahrzeug genutzt. Dazu sind eine Vielzahl von Varianten oder Aufbauarten bekannt.

Literatur

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Commons: Praga V3S – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Exkluzivně: Lopraisova “dakarská” Praga je předobraz nástupce slavné V3S
  2. Internetseite über die Technik des Praga V3S auf pragaglobal
  3. Ralf Kunkel: DDR-Lastwagen-Importe aus der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Ungarn. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2015, Seite 9, ISBN 978-3-613-03758-8.
  4. Modellbau heute: Praga V3S. Februar 1992, S. 45, abgerufen am 6. November 2022.
  5. Internetseite über die Technik des Praga V3S auf 7gLobetrotters
  6. Ralf Kunkel: DDR-Lastwagen-Importe aus der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Ungarn. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2015, Seite 14, ISBN 978-3-613-03758-8.
  7. Foto einer Vorderradachse beim PragaV3S (Memento des Originals vom 6. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mortarinvestments.eu