Das Prinzip wird hier der Einfachheit halber nur für ein System aus Punktmassen vorgestellt. Vorausgesetzt wird, dass die Orte und Geschwindigkeiten , die im Folgenden in Matrizen und zusammengefasst werden, einer Zwangsbedingung:
genügen.
Das mechanische System bewegt sich dann gerade so, dass für alle mit den Zwangsbedingungen verträglichen virtuellen Geschwindigkeiten die virtuelle Leistungsbilanz
Ist die Zwangsbedingung frei von verdeckten Zwangsbedingungen, so werden die mit ihr verträglichen virtuellen Geschwindigkeiten durch folgende Gleichung beschrieben:
Verwendung findet das jourdainsche Prinzip zum Beispiel beim Aufstellen der Bewegungsgleichungen für Mehrkörpersysteme. Für die dort auftretenden Rotationsbewegungen lassen sich die virtuellen Winkelgeschwindigkeiten einfacher darstellen als die virtuellen Verdrehungen.
Das Prinzip der virtuellen Leistung, das hier nur für ein Punktmassensystem demonstriert wurde, wird in der Praxis auch auf mechanische Systeme mit verteilten Parametern angewandt.
Zum Beispiel benutzt man das Prinzip zur Teildiskretisierung der Bewegungsgleichungen von flexiblen Körpern. In diesem Fall schränkt man den Ansatzraum für die Lösungen dieser Gleichungen auf einen endlichdimensionalen Teilraum ein. Diese Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten des Systems interpretiert man dann als Zwangsbedingung. Als Ansatzräume werden zum Beispiel Polynomräume oder Räume einer endlichen Auswahl für das Problem besonders interessanter Eigenbewegungen des elastischen Körpers eingesetzt.
↑P. Germain: The Method of Virtual Power in Continuum Mechanics. Part 2: Microstructure. In: SIAM Journal on Applied Mathematics. Band25, Nr.3, November 1973, ISSN0036-1399, S.556–575, doi:10.1137/0125053 (siam.org [abgerufen am 30. November 2021]).
↑Patricia Kuttke, Christian Hellmich, Stefan Scheiner: A principle of virtual power-based beam model reveals discontinuities in elastic support as potential sources of stress peaks in tramway rails. In: Acta Mechanica. Band231, Nr.11, November 2020, ISSN0001-5970, S.4641–4663, doi:10.1007/s00707-020-02776-7 (springer.com [abgerufen am 30. November 2021]).