Private Mädchenschule von Margarete Balsat
Die Private Mädchenschule Margarete Balsat war eine höhere Mädchenschule in Dresden von 1871 bis etwa 1941. Sie war eine der am längsten bestehenden Mädchenschulen der Stadt, die bekannteste Schülerin war die Tanzpädagogin Gret Palucca.
Lehr- und Erziehungsanstalt Margarete Balsat / Private Mädchenschule von Margarete Balsat | |
---|---|
Schulform | Höhere Mädchenschule |
Gründung | 1871 |
Schließung | 1941/1945 |
Ort | Dresden |
Land | Sachsen |
Staat | Deutschland |
Lage
BearbeitenDie Mädchenschule befand sich zuerst in der Christianstraße 6. Seit etwa 1885 war sie in der damaligen Werderstraße 2 in der Südvorstadt, als erstes Haus auf der rechten Straßenseite von der Strehlener Straße und vom nahegelegenen Hauptbahnhof aus gesehen. Dieses Gebäude wurde 1945 wie viele andere zerstört. Jetzt befindet sich dort die Andreas-Schubert-Straße 2.
1934 befand sich die Schule in der Lukasstraße 6, 1939 die zusammengeschlossene Elisabeth- und Balsatschule in der Münchner Straße 2.
Geschichte
Bearbeiten1871 gründete Fräulein Julie Falk eine höhere Mädchenschule mit Pensions-Anstalt in der Christianstraße 6 in Dresden.[1] In den folgenden Jahren unterrichteten dort außer ihr sieben Lehrer und vier Lehrerinnen und boten den Schülerinnen sorgfältige Erziehung und vollständigen Unterricht.[2] Um 1884 wurde die Schule in die Werderstraße 2 verlegt.[3] Seit 1890 leitete sie Emma Fleckenstein, seit 1908 war Margarete Balsat die Leiterin der Lehr- und Erziehungsanstalt für Mädchen höherer Stände. In dieser Zeit wurden dort vor allem hauswirtschaftliche Fächer unterrichtet, wahrscheinlich auch Lesen, Schönschreiben und Rechnen, dazu gab es Turn-, Gesangs- und Tanzunterricht, letzteren mit einer zusätzlichen Bezahlung.[4]
1920 war es eine Zehnklassige Schule für höhere Mädchenbildung verbunden mit Pensionat, an der nach dem Gesetz vom 16. Juni 1910 über das höhere Mädchenbildungswesen mit Abschlussprüfung unterrichtet wurde. Aufgenommen wurden christliche Schülerinnen und Pensionärinnen.[5] 1924 hieß sie Private Mädchenschule mit dem Lehrziel Reife für höhere Madchenschulen und mittlere Reife, ebenso 1934.[6] 1939 war sie zur Elisabeth- und Balsatschule zusammengeschlossen mit der bisherigen Elisabethschule die wichtigste private Mädchenschule in Dresden, mit Margarete Balsat und Margarete Sahre als Leiterinnen.[7] Seit etwa 1941 war diese eine Private Mittel- und Volksschule für Mädchen, die von Margarete Sahre und H. von Plato geleitet wurde.[8] Diese bestand wahrscheinlich bis Anfang 1945.[9]
Persönlichkeiten
BearbeitenSchülerinnen
BearbeitenDie spätere Frauenrechtlerin und Autorin Marie Wegner, damals Witt, wurde um 1871 von ihrer Rittergutsbesitzerfamilie aus der preußischen Provinz Posen extra auf diese gerade neu eröffnete Schule geschickt.[10] Die bekannte Tanzlehrerin Gret Palucca besuchte sie von 1909 bis 1913 und von 1917 bis 1918.[11]
Lehrkräfte
Bearbeiten- Leiterinnen
- Julie Falk, 1870–um 1889
- Emma Fleckenstein. 1890–1907
- Margarete Balsat, 1908–1941
- Weitere Lehrer
Der junge Friedrich August Unger (* 1851) war 1874 ein dreiviertel Jahr dort als Lehrer tätig.[12]
Weitere Personen
BearbeitenEin D. Hatschek (David Hatschek?) aus Wien empfahl 1875 in einer Zeitungsannonce die Schule wärmstens, da er sie in jeder Hinsicht als trefflich kennen gelernt habe.[13]
Literatur
Bearbeiten- Ralf Stabel: Vorwärts. Rückwärts. Seitwärts. Zur Geschichte der Palucca-Schule. 2001. S. 89, 118, mit kurzen Angaben zur Schule um 1909
Weblinks
Bearbeiten- Werderstraße 2 Altes Dresden, mit Foto und einigen Informationen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Christianstraße 6 Altes Dresden, mit kurzen Angaben und Foto des Gebäudes
- ↑ Adreß- und Grschäftshandbuch der Königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden für das Jahr 1876, S. 118
- ↑ Werderstraße 2 Altes Dresden, erste Erwähnung dort 1885
- ↑ Ralf Stabel, Palucca, Henschel, 2019, S. 12
- ↑ Adressbuch für Dresden, 1920, II. Teil, S. 90 (oben links)
- ↑ Adreßbuch für Dresden und Vororte, 1924/1925, II. Teil, S. 45; 1934, Teil I, S. 39
- ↑ Adreßbuch für Dresden und Vororte, 1939, Teil I, S. 41
- ↑ Adreßbuch für Dresden, 1942, Teil 1, S. 43, erstmalig mit diesem Eintrag
- ↑ Adreßbuch für die Landeshauptstadt Dresden, 1943/44, Teil 1, S. 43, letzte Ausgabe des Adressbuchs
- ↑ Anna Durecka, Eine Frau der Gegenwart, in Wochenblatt. Zeitung der Deutschen in Polen vom 7. Januar 2020 Digitalisat, Abschnitt Gedankengut weitergeben; mit verschriebenem Familiennamen Frank statt Falk (es gab aber nur diese)
- ↑ Ralf Stabel, Tanz, Palucca!, 2001, mit kurzen Informationen
- ↑ I. Programm der Realschule II. Ordnung zu Werdau, 1878, S. 38, Anmerkung unten, vgl. Franz Kössler, Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts, Gießen 2008, S. 5825, mit weiterer Biographie, er wurde später Realschullehrer in Leipzig und Dr. phil.
- ↑ Neue Freie Presse, Wien, vom 18. Februar 1875, Morgenblatt, S. 13, rechts