Das Prokeš-Manöver ist ein spezieller Zwischenzug, der einem Bauern ein potenzielles Schlagfeld nimmt. Meist wird die Umwandlung des Bauern durch eine Feldräumung verhindert. Benannt wurde das Manöver (wohl erstmals von Tim Krabbé) nach dem Prager Schachmeister Ladislav Prokeš, dessen nachfolgende Studie alles illustriert:

Ladislav Prokeš
Schackvärlden, 1939
Ehrende Erwähnung
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß zieht und hält remis





Nach 1. Kh5–g4! gibt es zwei Hauptvarianten:
1. … d3–d2
2. Kg4–f3 Kc4–d3
3. Tf1–a1 e3–e2
4. Ta1–a3+ Kd3–c2
5. Ta3–a2+ Kc2–c1
6. Ta2–a1+ Kc1–b2
7. Kf3xe2 remisiert einfach.
Anders sieht die Sache aus nach 1. … e3–e2!
2. Tf1–c1+ Kc4–d4
3. Kg4–f3 d3–d2 (siehe folgendes Diagramm).

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach 3. … d3–d2


Weiß scheint verloren, etwa nach 4. Kxe2 dxc1D.
In dieser Situation kann Weiß jedoch mit einem Zwischenschach seinen Turm opfern und so den Zug dxc1D ausschalten.
4. Tc1–c4+! Kd4–d3
5. Tc4–d4+! Kd3xd4
6. Kf3xe2 Kd4–c3
7. Ke2–d1 Zugzwang Kc3–d3 patt
Ein Räumungszug einer Figur mit dem Ziel, einem Bauern ein potentielles Schlagfeld zu entziehen, wird Prokeš-Manöver genannt.

Solche Situationen sind in der Turnierpraxis vorgekommen und oft übersehen worden. Das bekannteste Beispiel ist wohl folgende Partie.

Jan Timman - Borislav Ivkov
Amsterdam, 1971
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach 47. … a5–a4




Timman hatte die ganze Partie über Druck auf Schwarz ausgeübt, aber nun ließ seine Konzentration nach. Er hatte Ivkov vor einigen Zügen unnötig einen Freibauern verschafft und konnte immer noch relativ einfach mit 48. c4 a3 49. c5+ gewinnen. Allerdings fand Timman eine scheinbar gewinnbringende, schöne Kombination.
48. e6–e7 Td8–a8
Hier war noch eine gute Gewinnmöglichkeit mit 49. Tg6+! Kxe7 50. Ta6!, aber Timman hält an seinem Plan fest.
49. f5–f6? a4–a3
Jetzt hätte nur noch 50. f7 Kxe7 51. Tg8 Tf8 52. Tg3 Ta8 53. Tg8 mit Zugwiederholung Remis gehalten. (Wenn Schwarz abweicht, gewinnt Weiß den a-Bauern oder verwandelt seinerseits einen Bauern.)
50. Tg7–g8? Ta8xg8
51. f6–f7

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach 51. f6–f7


Ivkov spielte 51. … a3–a2?? und gab nach
52. f7xg8D a2–a1D+
53. Kg1–h2 Kd6xe7
54. Dg8–g5+ auf.
Gewonnen hätte das Prokeš-Manöver 51. … Tg8xg2+!
52. Kg1xg2 Kd6xe7, wonach der a-Bauer nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre (Quadratregel).

Koz - Workul
Saratow, 1982
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach ...f5–f4




Es ist nicht bekannt, ob der letzte Zug nur ein Versehen oder eine Falle war. Nach 1. Lb2–a3 war die schwarze Dame verloren, aber Schwarz erhoffte sich, nach 1. … f4xe3 dafür beide Türme zu bekommen. Schwarz könnte nach 2. Lxc5 exd2 3. Ta1 d1D 4. Txd1 Lxd1 5. Lxa7 trotz des materiellen Nachteils aufgrund der ungleichfarbigen Läufer noch Remishoffnungen haben.
Mit 2. Td2–d8+!! nahm Weiß seinem Gegner jedoch das Schlagfeld auf d2 und damit das potentielle Umwandlungsfeld d1, und Schwarz gab auf, da das Endspiel nach 2. … Kxd8 3. Lxc5 e2 4. Ta1 hoffnungslos wäre.

Ein weiteres Beispiel zum Thema ist der Vierzüger von Hans-Peter Rehm, Probleemblad, 1959.

Literatur

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  • Jan Timman: Das doppelte Prokesmanöver, in: ChessBase Magazin 39, 1994 Heft 1, S. 35–41.
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https://timkr.home.xs4all.nl/chess/prok.htm Geschichte des Prokeš-Manövers auf Tim Krabbés Website (englisch)