Psarades

Siedlung in Griechenland, Westmakedonien

Psarades (griechisch Ψαράδες (m. pl.) mazedonisch und bulgarisch Нивици Nivitsi) ist ein Dorf der Gemeinde Prespes in der nordgriechischen Region Westmakedonien.

Ortsgemeinschaft Psarades
Τοπική Κοινότητα Ψαράδων (Ψαράδες)
Psarades (Griechenland)
Psarades (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Westmakedonien
Regionalbezirk Florina
Gemeinde Prespes
Gemeindebezirk Prespes
Geographische Koordinaten 40° 50′ N, 21° 2′ OKoordinaten: 40° 50′ N, 21° 2′ O
Höhe ü. d. M. 850 m
(Durchschntt)
Fläche 42,547 km²
Einwohner 83 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr. 17030113
Ortsgliederung 1
Website: www.prespes.gr/prespa/index.php/2015-05-03-15-45-25

Psarades erstreckt sich im Nordwesten Griechenlands am Südufer des Prespasees über 15,389 km², einschließlich der Wasserfläche auf 41,064 km². Im See verläuft die Staatsgrenze zu Albanien im Westen und Nordmazedonien im Norden. Im Osten liegt Lemos, das gleichzeitig Sitz der Gemeindeverwaltung von Prespes ist. Das Dorf Psarades ist auf 851 bis 870 m Höhe an der Ostseite einer langen und schmalen Bucht gelegen, die sich nach Südosten in ein kleines, steiles Tal fortsetzt. Die umgebenden Berge steigen auf der nordöstlichen Talseite bei der Kapelle Agios Georgios auf über 1100 m Höhe an. Hufeisenförmig zieht sich der Bergkette des Deva (Όρος Ντέβας Óros Dévas) um das Tal und erreicht im Süden und Südwesten zu den benachbarten Ortsgemeinschaften Agios Achillios und Vrondero ihre höchsten Erhebungen mit 1360 und 1373 m.

Geschichte

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Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts konkurrierten bulgarische, griechische und serbische Nationalbewegungen um die Nachfolge der osmanischen Herrschaft in Makedonien. Während der Zeit des bulgarischen Exarchats wurden im damaligen Dorf Nivitsi, dem heutigen Psarades, die Gottesdienste in griechischer Sprache abgehalten und in der örtlichen Schule auf Griechisch unterrichtet.[2] Erhebungen zur besonders komplexen Bevölkerungsstruktur der Region verfolgten das nationalistische Interesse, die jeweilige Bevölkerungsgruppe besonders groß erscheinen zu lassen. Nach Angaben aus dem Jahr 1878 hatte Nivitzi 30 Häuser und war von 92 Bulgaren bewohnt,[3] 1900 lebten in Nivitza 400 christliche Bulgaren.[4] Die bulgarische Seite betrachtete alle slawischsprachigen Mazedonier als Bulgaren.[5]

Während des Griechischen Bürgerkriegs kämpften auf Seiten der DSE in einer gesonderten Einheit auch slawomazedonische Rebellen der Nationalen Befreiungsfront NOF (Народно Ослободителен Фронт (НОФ) Λαϊκό Απελευθερωτικό Μέτωπο).[6] Zum 2. Kongress der NOF am 25. und 26. März 1949 waren in der Dorfkirche von Psarades 700 Repräsentanten zusammengekommen. Unter Teilnahme des Parteiführers Nikolaos Zachariadis der KKE[7] wurde in einer Resolution „… die Vereinigung Makedoniens mit einer vereinten, unabhängigen und gleichberechtigten makedonischen Nation innerhalb einer volksdemokratischen Föderation der Balkanvölker“ verkündet.[8]

Am 17. Juni 2018 unterzeichneten in Psarades die Außenminister Mazedoniens Nikola Dimitrov und Griechenlands Nikos Kotzias in Anwesenheit der Regierungschefs Zoran Zaev und Alexis Tsipras eine vorläufige Vereinbarung, die den jahrzehntelangen Namensstreit beenden soll.[9]

Verwaltungsgeschichte

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Nach der Gründung als Landgemeinde Nivitsa (Κοινότητα Νιβίστης Kinótita Nivítsis) 1918 gemeinsam mit Vivani änderte sich die Gebietsabgrenzung mehrfach. 1927 erfolgte die Umbenennung in Psarades.[10] Anlässlich der Gemeindereform 1997 erfolgte der Zusammenschluss mit zwölf weiteren Landgemeinden zur Gemeinde Prespes[11] diese wiederum wurde im Rahmen der Verwaltungsreform 2010 mit Krystallopigi zur neuen Gemeinde Prespes fusioniert,[12] wo Psarades seither den Status einer Ortsgemeinschaft hat.

Einwohnerentwicklung von Psarades[13]
1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011
589 585 770 433 430 247 167 144 158 83
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Commons: Psarades – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Vemund Aarbakke: Ethnic Rivalry and the Quest for Macedonia 1870–1913. (= East European Monographs), Columbia University Press, New York 2003, ISBN 978-0-88033-527-0, S. 76.
  3. Ethnographic des Vilayets d'Andrinople, de Monastir, et de Salonique. Constantinople 1878, S. 9. (französisch) Online
  4. Vasil Kanchov: Makedonija. Etnografija i Statistika. S. 242. Online
  5. Vemund Aarbakke: Die Region Makedonien. In: Oliver Jens Schmitt, Michael Metzeltin (Hrsg.): Das Südosteuropa der Regionen. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7726-5, S. 600.
  6. Peter Alexander Zervakis: Justice for Greece. Der Einfluß einer gräkoamerikanischen Interessengruppe auf die Außenpolitik der USA gegenüber Griechenland, 1945–1947. (= Studien zur Modernen Geschichte. Band 47). Franz Steiner, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-515-06268-8, S. 121. Anmerkung 535.
    Jon V. Kofas: Die amerikanische Außenpolitik und der griechische Bürgerkrieg 1946–1949. In: Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg 2006, ISBN 3-936096-61-9, S. 100 f.
  7. Spyridon Sfetas [Σπυρίδων Σφέτας]: Οι σχέσεις ΚΚΕ και NOF στη διάρκεια του εμφυλίου (1946–1949). In: Βαλκανικά Σύμμεικτα. Band 14–15, Thessaloniki 2003–2004, ISSN 2407-9456, S. 239. PDF Online
  8. Heinz A. Richter: Geschichte Griechenlands im 20. Jahrhundert, Band 2, 1939–2004. Franz Philipp Rutzen, Ruhpolding 2015, ISBN 978-3-447-10398-5, S. 307.
  9. Thomas Roser: Griechenland und Mazedonien. Nur ein Etappensieg im Namensstreit. In: Der Tagesspiegel. 17. Juni 2018.
  10. Νίβιτσα – Ψαράδες, Μετονομασίες των Οικισμών της Ελλάδας (griechisch)
    Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Athen 2002, Band 2 (Τόμος Β, λ–ω), ISBN 960-7509-47-1, S. 216., 578 f. (griechisch)
  11. Gesetz 2539/1997 «Συγκρότηση της Πρωτοβάθμιας Τοπικής Αυτοδιοίκησης.» ΦΕΚ 244 A/4.12.1997, Άρθρο 1. Σύσταση δήμων και κοινοτήτων, S. 8831. PDF Online (griechisch)
  12. Gesetz 3852/2010 «Νέα Αρχιτεκτονική της Αυτοδιοίκησης και της Αποκεντρωμένης Διοίκησης − Πρόγραμμα Καλλικράτης.» ΦΕΚ 87 A/7.6.2010, Άρθρο 1. Σύσταση δήμων, S. 1793. PDF Online (griechisch)
  13. Einwohnerzahlen von Psarades 1920–2011, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch); Census 2011.