Pulmonalvenenisolation

minimalinvasiver Eingriff zur Behandlung von Vorhofflimmern

Die zirkumferentielle oder lineare Pulmonalvenenisolation (PVI) ist eine elektrochirurgische, minimalinvasive Methode zur Behandlung von idiopathischem, paroxysmalem (anfallsweisem) oder chronischem Vorhofflimmern.[1] Durch ein venöses Blutgefäß in der Leiste wird ein Katheter über die Hohlvene in den rechten Herzvorhof eingeführt und durch die Vorhofscheidewand hindurch im linken Vorhof platziert. Von dort wird mit einem Messkatheter das Mündungsgebiet der vier Pulmonalvenen (Lungenvenen) abgetastet und im Computer eine dreidimensionale Rekonstruktion, die sogenannte Map erstellt. Anschließend wird die vorhofnahe Muskulatur an den Lungenvenen mittels Hochfrequenzstrom-Katheterablation verödet, um Irrläufer myoelektrischer Impulse auf den Vorhof zu verhindern.[2] Der Eingriff dauert ungefähr 1–2 Stunden.

Im Gegensatz zur medikamentösen Therapie, bei der die Empfindlichkeit der Vorhofzellen und damit die Impulsweiterleitung nur temporär reduziert wird, ist die Pulmonalvenenisolation dauerhaft. Die PVI beendet das Vorhofflimmern sowie eine begleitende Tachymyopathie und verbessert dadurch eine Herzmuskelschwäche.[3] Eine von einer US-Forschergruppe um John Day aus Salt Lake City auf dem „Denver-Heart-Rhythm-2010“-Kongress vorgestellte Studie zeigte, dass Patienten mit Vorhofflimmern nach einer Katheterablation ein signifikant niedrigeres Risiko für Alzheimer-Erkrankung und Demenz als medikamentös behandelte Patienten hatten.[4]

Das Verfahren hat sich bewährt[5] und ist inzwischen an vielen Krankenhäusern mit kardiologischem Schwerpunkt und klinischer Elektrophysiologie etabliert. Circa 25 % der Patienten benötigen einen Zweiteingriff nach einigen Monaten – sehr häufig wegen Vorhofflattern, um eventuell verbliebene Lücken in den Ablationslinien zu schließen. Die Gesamterfolgsrate wird abhängig von der Dauer des Vorhofflimmerns und im günstigen Fall mit circa 80 % angegeben. Schwere Komplikationen treten untersucherabhängig in bis zu ca. 2 % der Behandlungen auf, wie zum Beispiel Apoplex, Embolie, Pulmonalvenenstenose, Herzinfarkt, Perforation der Speiseröhre und blutiger Perikarderguss.[6] Häufiger kommt es zu Komplikationen (z. B. Gefäßverletzung, Nachblutung, Bluterguss) an der Punktionsstelle in der Leiste.

Die Methode wurde in den 1990er Jahren von Michel Haïssaguerre entwickelt.

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Einzelnachweise

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  1. ESC Pocket Guidelines: Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern (Version 2020). Herausgeber: DGK, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. ISBN 978-3-89862-326-1; angepasst an die 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (European Heart Journal; 2020 — doi:10.1093/eurheartj/ehaa612) vom 1. Feb 2021. PDF 3,7 MB. Abgerufen am 19. Februar 2024
  2. Ute Ruprecht, Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern. «Irrgärten im Vorhof des Herzens», Herausgeber PRIMO MEDICO GmbH, München, 16. Januar 2024, Podcast 23:42 Min., abgerufen am 13. März 2024
  3. A Perez-Silva, Jose Luis Merino. Tachycardia-induced cardiomyopathy, ESC Council for Cardiology Practice, Vol. 7, N° 16 - 13 Jan 2009, doi:10.4176/061226, PMC 3078232 (freier Volltext), PMID 21503228.
  4. Bruce Jancin. AF Ablation May Reduce Risk of Alzheimer's, Other Dementias, www.MDedge.com Internal Medicine, 1. Juni 2010, (PDF 543 kB), abgerufen am 16. März 2024.
  5. G. Nölker, J. Brachmann, Pulmonalvenenisolation zur Behandlung von Vorhofflimmern. Für wen, welche Methode, mit welchen Ergebnissen?. Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie – German Journal of Cardiac Pacing and Electrophysiology, Vol. 19, Seite 73–78, 30. Juli 2008, (Zusammenfassung online) doi:10.1007/s00399-008-0002-9. Abgerufen am 27. April 2024.
  6. Ute Ruprecht, Vorhofflimmern. Informationsbroschüre zur Pulmonalvenenisolation, Elektrophysiologie, Herzzentrum Duisburg. PDF 462 kB, abgerufen am 13. März 2024
  7. abgerufen am 20. April 2024