Pulow ist ein Ortsteil der Stadt Lassan in der Mitte des Landkreises Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.

Pulow
Stadt Lassan
Koordinaten: 53° 57′ N, 13° 47′ OKoordinaten: 53° 57′ 19″ N, 13° 47′ 27″ O
Höhe: 24 m ü. NN
Fläche: 15,38 km²
Einwohner: 318 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 7. Juni 2009
Postleitzahl: 17440
Vorwahl: 038374
Pulower See in Pulow

Geografie und Verkehr

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Das ehemalige Gemeindegebiet von Pulow mit den vier Dörfern Pulow, Papendorf, Klein Jasedow und Waschow liegt nördlich des Gemeindegebiets von Lassan. Nördlich der ehemaligen Gemeinde verläuft die B 111. Im Osten grenzt das Gemeindegebiet an den Peenestrom.

Geschichte

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Pulow: Am 25. Juli 1291 wurde Pulow erstmals als „Pulowe“ urkundlich erwähnt. Der Ortsname Pulow ist slawischen Ursprungs, der Name ist nicht gedeutet.[1] Am 28. Mai 2016 feierte der Ort sein 725-jähriges Bestehen.[2] Die Siedlung ist vermutlich wesentlich älter: Bodenfunde zeigen, dass die Region durchgängig Siedlungsgebiet war. So fanden Archäologen auf den Höhen von Wehrland zahlreiche Großsteingräber aus der Jungsteinzeit sowie Hügelgräber aus der Bronzezeit. Eine Legende gab es aus der Zeit um 1136, als Albrecht I. einfiel und es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Slawen und den Brandenburgern kam. Bei dieser Schlacht wurde der Ritter von Lepel verwundet, aber dennoch im Dorf aufgenommen und gepflegt. Nach seiner Genesung heiratete er die Tochter des Polaben und gründete damit das Adelsgeschlecht von Lepel. Aus der frühdeutschen Zeit nach 1230 stammt der Turmhügel von Pulow, dessen Burg als Grundlage für das spätere Gut gilt.

Pulow war kein Stammgut einer Adelsfamilie. In den folgenden Jahrhunderten wechselten daher mehrfach die Besitzer. Dies wurde dadurch noch befördert, dass die Böden des Guts nicht sehr ertragreich waren. Nach alten Matrikeln[3] erwarb Peter[4] Baron von le Fort (1831–1911) bereits vor 1856 das 300 Hektar große Anwesen. Er gilt auch als der Bauherr des um 1900 entstandenen Gutshauses. Pulow war Teil eines Landgutes (Pertinenz) mit Groß Jasedow zum Gut Papendorf und blieb nach den Angaben des Genealogischen Handbuch des Adels nur bis 1902 im Besitz des Barons von Lefort (neue Namensform). Um 1917 erwarb ein Herr Viktor Körting das Gut. Aus dem Jahr 1920 ist eine Tragödie überliefert: Ilse Körting, die Frau des Besitzers, wuchs als Gräfin Ilse Olga Georgine von Budussin (Baudissin) in Berlin auf, musste aber im Alter von 19 Jahren im Jahr 1919 ihren Mann heiraten. Sie konnte sich an das ländliche Leben nicht gewöhnen und erschoss sich im Sommer des Folgejahres. Im Jahre 1939 gehörte das 476 ha Rittergut Pulow dem Landwirt Kurt Wilke aus Leine, unterstützt vom Administrator Gerstenberg. Inspektor des Guts war bis 1945 Friedrich Teiwes aus Lütgenade, der das Gutshaus mit seiner Familie bewohnte. Zu DDR-Zeiten stand das Gutshaus viele Jahre leer und sollte abgerissen werden. Nach 1990 rettete man es, auch mit Hilfe eines Vereins, über die Zeit. Das Gutshaus ist heute weiterhin bewohnt und nicht öffentlich zugänglich.

Bis zum 31. Dezember 2004 gehörte die Gemeinde Pulow verwaltungstechnisch zum ehemaligen Amt Ziethen. Die Gemeinde wurde mit der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 mit den Ortsteilen Klein Jasedow, Papendorf und Waschow in die Stadt Lassan eingemeindet.[5]

Klein Jasedow: Die gutsherrliche Geschichte von Klein Jasedow beginnt als Vorwerk. Der kleine Gutshof war Teil des Rittergutes Vorwerk bei Lassan. Späterer Besitzer war Dr. phil. Johann Gottfried von Quistorp (1752–1825), der einst vom Kaiser Josef II. zu Wien 1782[6] in den Reichsadelsstand erhoben wurde und so den geadelten Teil der alten gleichnamigen Patrizierfamilie mitbegründete.[7] 1845 übernahm Bernhard von Buggenhagen (1815–1866) auf Vorwerk kurz das Gut.[8] Klein Jasedow war dann bis zur Bodenreform Nebengut der freiherrlichen Familie von Le Fort-Papendorf. Letzter Eigentümer wurde Karl (Carl) A. von Lefort,[9] als Pächter agierte der Vater auf Papendorf, als Verwalter der Bruder Peter Joachim von Le Fort-Papendorf. Carl Amadeus von Le Fort-Klein Jasedow starb 1944 als Leutnant im Krieg.

Papendorf: Die wesentliche Ortshistorie wurde durch die Geschichte des Gutes Papendorf, vormals auch Papendorff bezeichnet, bestimmt. Papendorf wurde zu einem der Stammsitze der briefadeligen Familie von Le Fort. Nachfolgend bildete sich mit dem großherzoglich mecklenburgisch-strelitzschen Kammerherrn Friedrich[10] Freiherr von Le Fort eine eigene Familienlinie Papendorf heraus. Der Papendorfer Erbherr war mit Elisabeth von Bornstaedt-Relzow liiert. Die Gutsnachfolge trat der Neffe Karl Freiherr von Le Fort (1833–1893). Der königlich preußische Major war ebenfalls standesgemäß verheiratet, mit der Generalstochter Hilda von Voigts-Rhetz, dann mit deren Schwester Agnes und in dritter Ehe mit der Tochter Gertrud des Generals der Artillerie Julius von Voigts-Rhetz. Aus der zweiten Ehe stammte der Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm von Le Fort (1866–1947). Er war Rechtsritter des Johanniterordens und hatte die Cousine Margot Baronesse von Le Fort-Pulow (1871–1917) geheiratet. Als Erbe der 373 ha war bestimmt der älteste Sohn Peter von Le Fort-Papendorf. Er lebte in den 1950er Jahren mit seiner Familie in Berlin.

Waschow: Gut Waschow war früh im Besitz, von 1382 bis 1676, der vorpommerschen Adelsfamilie von Buckow, die nach den Angaben des Neuen allgemeinen deutschen Adels-Lexicon am 13. Februar 1676 mit Ulrich von Buckow ausstarb.[11] Dann wechselten die Eigentümer mehrfach. Die Familie[12] von Hackewitz ist bestätigt, vertreten durch Carl Gustav von Hackewitz, dann seit 1864 dessen Witwe.[13] Über die Anverwandtschaft ging Waschow als Gut an den preußischen Generalmajor Werner Eugen von Voigts-Rhetz (1863–1914). Das Gut hatte Anfang des 20. Jahrhunderts einen Umfang von 391 ha und wurde von Karl Bartelt verwaltet.[14] Das amtlich zuletzt 1939 publizierte Güter-Adressbuch Pommern führt Amtsvorsteher und Oberförster Hermann Bartelt als Rittergutsbesitzer von Waschow, mit gut 385 ha Land.

Sehenswürdigkeiten

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→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Lassan

  • neobarockes Gutshaus in Pulow um 1900
  • Moränenlandschaft mit vielen Seen (Toteisstaulandschaft), darunter der Pulower See, ein eiszeitlich geprägter Rinnensee mit historischem Grabstein (Baron Körting)
  • Handweberei, zu besichtigen in der Landwerkstatt Pulow
  • Turmhügel Pulow
  • Bronzezeitliche Hügelgräber nördlich von Pulow

Literatur

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  • Klein Jasedow, Papendorf, Pulow, Waschow in: Klaus Berge, Bernd Jordan: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan. Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte, 9. Hrsg. IG Heimatgeschichte e. V., Lassan, 2007. https://d-nb.info/1049695402
  • Eckhard Oberdörfer: Ostvorpommern. Vom Amazonas des Nordes zu den Kaiserbädern - ein Reise- und Lesebuch. 1. Auflage. Edition Temmen, Bremen 2006, ISBN 978-3-86108-917-9, S. 304.
  • Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 108.
  • Le Fort in: Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert), Band II, 12 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee, 1956, S. 185–199. ISSN 0435-2408
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Einzelnachweise

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  1. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 108
  2. Jubiläumsfeier auf dem Pulower Dorfplatz, in: Ostsee-Zeitung vom 23. April 2016.
  3. Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. In: Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): GAB-Vorgänger. VII. Pommerschen Ritterschaft am 1. Januar 1862 (mit landtags- und kreistagsfähigen Rittergütern), Freiherren von le Fort. In Commission bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S. 600 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  4. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1860. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Zehnter Jahrgang Auflage. Freiherrliche Häuser nach alphabetischer Ordnung, le Fort (Le Fort). Justus Perthes, Gotha 1. Oktober 1859, S. 206–207 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  5. StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1908. Zweiter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Q, Quistorp. Justus Perthes, Gotha November 1907, S. 762–763 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  7. Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien, ein Deutsches Geschlechterbuch. 1904. In: Bernhard Koerner, Ad. M. Hildebrandt (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 11, Quistorp. 2. Greifswalder (geadelter) Unterast. C. A. Starke, Görlitz 3. November 1904, S. 405–406 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  8. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Buggenhagen. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 158–159 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  9. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Reihe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Landkreis Greifswald. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 68 (google.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  10. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1870. Zwanzigster Jahrgang Auflage. Freiherrliche Häuser nach alphabetischer Ordnung, Fort, le (Le Fort). Justus Perthes, Gotha 23. Oktober 1869, S. 242–244 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  11. Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 1860. 2. (Bozepolski - Ebergassing), Subscribentenverzeichniss II. Friedrich Voigt, Leipzig 1860, S. 125 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  12. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1861. Elfter Jahrgang Auflage. Justus Perthes, Gotha 24. Oktober 1860, S. 592 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  13. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Waschow, Rittergut. In: Heinrich Karl Wilhelm Berghaus (Hrsg.): Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Reprint 2020 Salzwasser Verlag Frankfurt am Main Auflage. IV. Theil. Band II, Der Greifswalder Kreis. W. Dietze, Anklam, Stralsund 1868, ISBN 978-3-7525-1137-6, S. 906 (google.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  14. Niekammer`s Güter Adressbücher. I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Paul Niekammer (Hrsg.): GAB. 2. Auflage. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Greifswald. Eigenverlag, Stettin Dezember 1904, S. 208–209 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 4. April 2022]).