Putnisit

Mineral aus der Gruppe der Carbonat-Sulfate

Putnisit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral mit der chemischen Zusammensetzung SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25H2O und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Strontium-Calcium-Chrom-Sulfat-Carbonat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Putnisit
Putnisit von der Halbinsel Polar Bear in Westaustralien (Sichtfeld: 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2011-106[1]

IMA-Symbol

Pni[2]

Chemische Formel SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25 H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate (nach Weiß, Lapis-Mineralienverzeichnis)[4]
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

V/E.03-100
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62
Gitterparameter a = 15,351(3) Å; b = 20,421(4) Å; c = 18,270(4) Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 bis 2[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,20(3); berechnet: 2.23[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}, gut nach {010} und {001}[3]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[3]
Farbe violett
Strichfarbe rosa
Transparenz durchscheinend
Glanz Wachsglanz[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,552(3)
nβ = 1,583(3)
nγ = 1,599(3)[3]
Optischer Charakter zweiachsig negativ[3]
Pleochroismus deutlich: X = hellblaugrau Y = Z = hellviolett[3]

Putnisit ist durchscheinend und entwickelt nur kleine, pseudokubische Kristalle bis etwa 0,5 Millimeter Größe von violetter Farbe und wachsähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Putnisit einen rosafarbenen Strich.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Putnisit 2011 während Minenarbeiten auf der Halbinsel „Polar Bear“ am Lake Cowan nahe der Stadt Norseman in Westaustralien. Wissenschaftlich beschrieben und publiziert wurde das Mineral 2014 von Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring, die es nach den australischen Mineralogen Andrew und Christine Putnis benannten, um deren hervorragenden Beiträge zur Mineralogie, insbesondere der Phasenumwandlung von Mineralen und mineralischen Oberflächenwissenschaften (vor allem Kristallwachstum und Auflösungsprozesse), zu ehren.[5]

Typmaterial des Minerals wird in der Sammlung des South Australian Museum in Adelaide (Katalog-Nr. G33429) und im Canadian Museum of Nature in Ottawa (Katalog-Nr. CMNMC 86133) aufbewahrt.[3]

Klassifikation

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Putnisit wurde erst 2012 als eigenständiges Mineral von der IMA anerkannt und 2014 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik, deren letzte Aktualisierung mit der Veröffentlichung der IMA-Liste der Mineralnamen 2009 vorgenommen wurde,[6] ist daher bisher nicht bekannt.

Einzig im „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen allerdings noch nach der klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System-Nr. V/E.3-100.[4] Das Mineral wäre dieser Klassifikation entsprechend ein Mitglied der „Hydrotalkitgruppe“ (V/E.03) innerhalb der Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen“.

Kristallstruktur

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Putnisit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterparametern a = 15.351(3) Å, b = 20.421(4) Å und c = 18.270(4) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Das Volumen der Elementarzelle beträgt V = 5727(2) Å3.

Die Kristallstruktur von Putnisit besteht aus einem komplexen Netzwerk, das bisher weder bei anderen Mineralen noch bei synthetischen Verbindungen beobachtet wurde. Je acht Cr3+-Ionen stellen durch Koordination mit Hydroxid-Ionen (OH) und Carbonat-Sauerstoffatomen (CO32−) Koordinationsokataeder dar, die über ihre Kanten zu einem symmetrischen und flachen Ring verbunden sind, in deren Zentren die Sr2+-Kationen liegen. Jeweils zwei der freien Ecken dieser Oktaeder sind über Dreiecke aus CO3 miteinander verknüpft, wobei vier der Dreiecke nach der positiven Richtung und vier nach der negativen Richtung der a-Achse ausgerichtet sind.
Jeweils vier der Ringstrukturen aus Cr-Oktaedern werden parallel der b- und c-Achse über ebenfalls vier Ca2+-Ionen verknüpft, wobei eine Carbonatgruppe dabei jeweils zwei Cr-Atome mit einem Ca-Atom verbrückt. Die übrigen Koordinationsstellen der Ca-Atome sind von Wassermolekülen besetzt und halten damit zusätzlich durch Wasserstoffbrücken das Kristallgitter zusammen. Es ergeben sich daraus schachbrettmusterähnliche Schichten, die senkrecht zur a-Achse gestapelt sind. Das enthaltene Kristallwasser ist zwischen den Schichten eingelagert. In den Kavitäten, die durch die vier Ca-Atome erzeugt werden, befinden sich freie OH-Ionen. Die Sr2+-Ionen spannen ein zweifach erweitertes Antiprisma (16 Flächen) auf, wobei zwei sich gegenüberliegende Sr-Atome durch eine Sulfat-Gruppe (SO42−) in Richtung der a-Achse verbrückt sind. Durch diese Koordination entsteht aus den Ca-verbrückten Schichten von oktaedrischen Cr-Ringen ein dreidimensionales Netzwerk.[3]

Kristallstruktur von Putnisit
Farbtabelle: _ Sr 0 _ Ca 0 _ Cr 0 _ C 0 _ S 0 _ O und OOH 0 _ OH2O 0 _ H

Bildung und Fundorte

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Putnisit bildet sich in vulkanischem Gestein. An seiner Typlokalität, der Halbinsel „Polar Bear“, trat er in einer Matrix aus Quarz und amorphem, chromhaltigem Silikatgestein auf.

Der bisher einzige weitere Fundort ist die Armstrong Mine etwa 30 km südwestlich Kambalda (Coolgardie Shire) in Westaustralien.[5]

Siehe auch

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Literatur

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  • P. Elliott, G. Giester, R. Rowe, A. Pring: Putnisite, SrCa4Cr83+(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band 78, Nr. 1, 2014, S. 131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10 (englisch).
  • P. A. Williams, F. Hatert, M. Pasero, S. J. Mills: CNMNC Newsletter No. 13, June 2012 – New minerals and nomenclature modifications approved in 2012. In: Mineralogical Magazine. Band 76, Nr. 3, Juni 2012, S. 807–817 (cnmnc.units.it [PDF; 114 kB; abgerufen am 10. Mai 2018] Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, IMA 2011-106., S. 810).
  • Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band 78, 2014, S. 131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10.
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Commons: Putnisit – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band 78, 2014, S. 131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10.
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b Putnisite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. September 2019 (englisch).
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).