Quatro Pontes

Gemeinde im Bundesstaat Paraná, Brasilien

Quatro Pontes ist ein brasilianisches Munizip im Westen des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 4043 Einwohner, die sich Quatropontenser nennen. Seine Fläche beträgt 114 km². Es liegt 438 Meter über dem Meeresspiegel.

Município de Quatro Pontes
Quatro Pontes
Quatro Pontes (Brasilien)
Quatro Pontes (Brasilien)
Quatro Pontes
Koordinaten 24° 34′ S, 53° 59′ WKoordinaten: 24° 34′ S, 53° 59′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná
Symbole
Flagge
Gründung 1. Januar 1993Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Paraná
Região intermediária Cascavel (seit 2017)
Região imediata Marechal Cândido Rondon (seit 2017)
Mesoregion Oeste Paranaense (1989–2017)
Mikroregion Toledo (1989–2017)
Höhe 438 m
Klima gemäßigt warm (Cfa)
Fläche 114 km²
Einwohner 4043 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021)
Dichte 35,5 Ew./km²
Gemeindecode IBGE: 4120853
Politik
Stadtpräfekt João Inácio Laufer (2021–2024)
Partei MDB
Wirtschaft
BIP 171,8 Mio. R$Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
42.787 R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,791 (hoch) (2010)
Karte

Etymologie

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Der Name Quatro Pontes bedeutet auf Deutsch Vierbrücken. Seine konkrete Herkunft ist nicht bekannt.

Geschichte

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Besiedlung

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Der Ort Quatro Pontes entstand in den 1950er Jahren im Zuge der Kolonisierung durch das Unternehmen Industrial Madeireira Colonizadora Rio Paraná S/A Maripá, das seinen Sitz in Toledo hatte. Diese Gesellschaft hatte 1945 die Landrechte von der englischen Gesellschaft Madera del Alto Paraná erworben. Ihr Ziel war es, den Wald abzuholzen, Siedler aus Rio Grande do Sul und Santa Catarina hauptsächlich deutscher und italienischer Herkunft anzusiedeln, das gewonnene Holz zu vermarkten, Kolonien einzurichten und städtische Zentren zu schaffen.

Der Plan der Kolonisierungsgesellschaft, strategisch günstig gelegene Stadtkerne zu errichten, ging auf. Er entfaltete sich in den Gebieten, die heute die Stadt Marechal Cândido Rondon, ihre neun Distrikte und die ausgegliederten Munizipien, darunter Quatro Pontes, bilden.

Im Jahr 1951 begannen die ersten Siedler, die von der Companhia Maripá angeworben wurden, sich niederzulassen. Quatro Pontes war damals ein Dorf, in dem sich ein Warenhaus für den allgemeinen Bedarf der Bevölkerung, die Kirche, die Schule und einige Häuser befanden. Die meisten Siedler ließen sich in den ländlichen Gebieten nieder.

Anfangs war der Holzeinschlag eine der wichtigen kommerziellen Aktivitäten, die die Besiedlung der Region prägte und das Aufkommen von holzverarbeitenden Industrien begünstigte. Diese Branche entwickelte sich später zu einem starken kommerziellen Schwerpunkt und festigte die zukünftige Gemeinde Quatro Pontes.

Die Maripá teilte das Land in Grundstücke mit einer durchschnittlichen Fläche von 25 Hektar auf, deren Größe noch heute die Bodenstruktur mit kleinen und mittleren Grundstücken in der Region Quatro Pontes prägt.

Die wichtigste landwirtschaftliche Tätigkeit im Bundesstaat Paraná war zur Zeit der Entstehung von Quatro Pontes der Kaffeeanbau. Diese Kulturpflanze zog Siedler an. Sie konnte jedoch nicht an die klimatischen Verhältnisse angepasst werden. Der Frost von 1955 machte die Erwartungen des Kaffeeanbaus zunichte. Die Siedler, die aus dem Süden stammten und an diese Kultur nicht gewöhnt waren, konzentrierten nun ihre Bemühungen auf Mischkulturen und Subsistenzlandwirtschaft sowie auf die Schweinezucht. Die Schweinehaltung war angesichts der kulturellen Merkmale der Siedler und der geringen Größe der Parzellen von durchschnittlich 25 Hektar eine geeignete Option.

In den 1970er Jahren kam es zu einer tiefgreifenden Modernisierung der Landwirtschaft mit der Einführung des mechanisierten Anbaus: Soja wurde neben Mais und Weizen zur vorherrschenden Kulturpflanze. Diese Kultur ist jedoch auf Grundstücken mit einer Größe von 25 Hektar nicht rentabel, was dazu führte, dass kleine Grundstücke direkt durch Kauf oder Pacht übernommen wurden, um den Anbau zu optimieren.

Der tiefgreifende Wandel in der Landwirtschaft brachte zwei schwerwiegende Probleme mit sich. Erstens war die kleinteilige Bodenstruktur für die neuen vollmechanisierten Kulturen ungeeignet. Dies führte zweitens zur Abwanderung von Landwirten, die sich diesem Wandel nicht anpassen konnten, in die großen Städte und in neue landwirtschaftliche Grenzregionen wie Paraguay, Mato Grosso oder Rondônia.[1]

Erhebung zum Munizip

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Quatro Pontes wurde durch das Staatsgesetz Nr. 9368 vom 13. September 1990 aus Marechal Cândido Rondon ausgegliedert und in den Rang eines Munizips erhoben. Es wurde am 1. Januar 1993 als Munizip installiert.[2]

Geografie

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Fläche und Lage

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Quatro Pontes liegt auf dem Terceiro Planalto Paranaense (der Dritten oder Guarapuava-Hochebene von Paraná).[3] Seine Fläche beträgt 114 km².[4] Es liegt auf einer Höhe von 438 Metern.[5]

Vegetation

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Das Biom von Quatro Pontes ist Mata Atlântica.[4]

Das Klima ist gemäßigt warm. Es werden hohe Niederschlagsmengen verzeichnet (1726 mm pro Jahr). Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 22,2 °C. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfa.[6]

Gewässer

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Quatro Pontes liegt im Einzugsgebiet des Rio Paraná. Der linke Nebenfluss Arroio Guaçu bildet die nördliche und östliche Grenze des Munizips zu Nova Santa Rosa und Toledo. Der Arroio Quatro Pontes entwässert die Kernstadt und fließt in Richtung Norden zum Arroio Guaçu. Im Süden begrenzt der Rio Marreco mit einem rechten Zufluss Lageado Azul das Munizip.

Straßen

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Quatro Pontes liegt an der BR-163 / BR-467 zwischen Marechal Cândido Rondon (6 km) im Westen und Toledo (30 km) im Osten.

Nachbarmunizipien

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Nova Santa Rosa
Marechal Cândido Rondon   Toledo

Stadtverwaltung

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Bürgermeister: João Inácio Laufer, MDB (2021–2024)

Vizebürgermeister: Tiago Fernando Hansel, DEM (2021–2024)[7]

Demografie

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Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner Stadt Land
2000 3.646 49 % 51 %
2010 3.803 64 % 36 %
2021 4.043

Quelle: IBGE, bis 2010: Volkszählungen[8] und für 2021: Schätzung[4]

Ethnische Zusammensetzung

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Etwa 90 % der Bevölkerung sind deutscher Abstammung, gefolgt von Italien mit 5 % und 5 % aus anderen Ländern.[1]

Gruppe * 2000 2010 wer sich als …
Weiße 94,8 % 89,0 % weiß bezeichnet
Schwarze 2,7 % 1,8 % schwarz bezeichnet
Gelbe 0,0 % 0,8 % von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune 2,5 % 8,4 % braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene 0,0 % 0,0 % Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe 0,0 % 0,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 %
*) Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.

Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[9]

Wirtschaft

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Industrie

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Quatro Pontes verfügt über zwei Mühlen und einige Verarbeitungsbetriebe. In einem Industriepark am Rand des Stadtgebiets ist zum Beispiel die Cia. Lorenz angesiedelt, die täglich 600 Tonnen modifizierte Stärken wie Maltodextrin für den weltweiten Export erzeugt. Fabrikmäßig wird auch Keramik hergestellt.

Milcherzeugung

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Quatro Pontes verfügt über einen der größten Molkereibetriebe von Paraná. Die jährliche Milchproduktion lag 2020 bei 20 Millionen Litern im Wert von 27 Millionen R$ (6 Millionen €).[10]

Fischzucht

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Im Jahr 2020 wurden im Munizip 3500 Tonnen Fisch, ganz überwiegend Tilapia, im Wert von 16 Millionen R$ (3,5 Millionen €) erzeugt.[10]

Kennzahlen

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Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 42.786,53 R$ (rund 9.500 €)[11] lag Quatro Pontes 2019 an 61. Stelle der 399 Munizipien Paranás.[12]

Sein hoher Index der menschlichen Entwicklung von 0,791 (2010) setzte es auf den 3. Platz der paranaischen Munizipien, unmittelbar nach Curitiba mit 0,823 und Maringá mit 0,808.[13]

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Commons: Quatro Pontes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b O do Município / História. In: Offizielle Website. Prefeitura Municipal de Quatro Pontes, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. História Quatro Pontes PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 11. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. a b c Panorama Quatro Pontes. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 18. August 2022.
  6. Klima Quatro Pontes: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 18. August 2022.
  7. Prefeito e vereadores de Quatro Pontes tomam posse; veja lista de eleitos. In: g1. Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 / População por município - 1872-2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2013, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 232 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [MS Excel; 3,1 MB; abgerufen am 7. April 2022]).
  9. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Quatro Pontes und Cor ou raça).
  10. a b Pecuária. In: Pesquisas. IBGE, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  11. Euro - Real. finanzen.net GmbH, Karlsruhe, 31. Dezember 2019, abgerufen am 1. August 2022 (Kurs 2019 bei 4,50 R$/€).
  12. Produto Interno Bruto dos Municípios / PIB per capita / Série revisada / 2019. In: Pesquisas. IBGE, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  13. Índice de Desenvolvimento Humano. In: Pesquisas / IDH (2010). IBGE, abgerufen am 18. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).