Quinagolid ist ein synthetisch hergestellter Stoff, der chemisch zu den Decahydrochinolin-Derivaten und den Sulfonsäureamiden und pharmakologisch zur Gruppe der Dopaminagonisten mit nicht-ergoliner Struktur gehört. Quinagolid hemmt die Ausschüttung (Sekretion) des Hormons Prolaktin und wird als Arzneistoff zur Behandlung krankhaft erhöhter Prolaktinspiegel im Blut (Hyperprolaktinämie) eingesetzt. Quinagolid wurde bei Sandoz entwickelt und 1983 zum Patent angemeldet.[6] Es handelt sich um ein racemisches Gemisch. Meist wird statt der freien Base das besser wasserlösliche Hydrochlorid eingesetzt.[2]

Strukturformel
Strukturformel ohne Angabe zur Stereochemie
Allgemeines
Freiname Quinagolid
Andere Namen
  • (±)-N,N-Diethyl-N’-[(3R*,4aR*,10aS*)-1,2,3,4,4a,5,10,10a-α-octahydro-6-hydroxy-1-propylbenzo[g]chinolin-3-yl]sulfamid (IUPAC)
  • CV 205-502
Summenformel C20H33N3O3S
Kurzbeschreibung
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 3086401
ChemSpider 2343034
DrugBank DB09097
Wikidata Q4860568
Arzneistoffangaben
ATC-Code

G02CB04

Wirkstoffklasse

Prolaktinhemmer

Wirkmechanismus

Agonist am D2-Rezeptor

Eigenschaften
Molare Masse
Schmelzpunkt
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Toxikologische Daten

32 μg·kg−1 (TDLoMenschoral)[4][5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Stereochemie

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Quinagolid ist ein Racemat,[7] also ein 1:1-Gemisch aus folgenden zwei Enantiomeren:

Enantiomere von Quinagolid
 
CAS-Nummer: 140630-79-1
 
CAS-Nummer: 140630-80-4

Wirkmechanismus und -dauer

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Quinagolid bindet selektiv als Agonist an den D2-Rezeptoren, die unter anderem im Hypophysenvorderlappen vorkommen. Es hemmt stark die Prolaktinsekretion, ohne den normalen Spiegel der anderen Hypophysenhormone zu senken. Pharmakologisch aktiv ist ausschließlich das (−)-Enantiomer.[8]

Die Wirkung tritt innerhalb von 2 Stunden ein und erreicht nach circa 4 bis 6 Stunden ihr Maximum. Durch die lange Plasmahalbwertszeit von 11 bis 17 Stunden reicht eine einmalige tägliche Einnahme aus.[9]

Gegenanzeigen

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Die Einnahme ist kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegen Quinagolid und bei starker Einschränkung der und Leber- und Nierenfunktion.[9]

Neben- und Wechselwirkungen

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Die häufigsten Nebenwirkungen sind Erbrechen, Übelkeit, Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.[9] Wechselwirkungen (Interaktionen) wurden nicht untersucht und sind nicht bekannt. Aufgrund des Wirkungsmechanismus sind Wechselwirkungen unter anderem mit Neuroleptika (Aufhebung der Wirkung) denkbar.[9] Alkohol kann die Verträglichkeit von Quinagolid herabsetzen.[9]

Präparate

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Quinagolid ist in Tablettenform als Norprolac im Handel erhältlich.

Einzelnachweise

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  1. a b Franz von Bruchhausen, Hermann Hager, Siegfried Ebel, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Band 5: Stoffe L–Z. Springer, 1999, ISBN 3-642-58388-1, S. 484–485 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c Eintrag zu Quinagolid. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 11. Juli 2013.
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Eintrag zu Quinagolide in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. Igor Tauveron, Jean-Michel Gesta, Isabelle Jalenques, Philippe Thiebiot: Acute overdose of a new dopamine agonist, CV 205-502. In: Clinical Endocrinology. Band 40, Nr. 4, 1994, S. 551–553, doi:10.1111/j.1365-2265.1994.tb02498.x.
  6. EP0077754: Novel pharmaceutically active 1,2,3,4,4a,5,10,10a-octahydrobenzo (g) quinoline derivatives. Veröffentlichungsdatum 27. April 1983.
  7. INN Recommended List 30. In: who.int. 9. September 1990, abgerufen am 23. Juni 2024 (englisch).
  8. R. Nordmann, A. Widmer: Resolution and absolute configuration of the potent dopamine agonist N,N-diethyl-N’-[(3 alpha, 4a alpha, 10a beta)-1,2,3,4,4a,5,10,10a- -octahydro-6-hydroxy-1-propyl-3-benzo[g]quinolinyl]sulfamide. In: Journal of medicinal chemistry. Band 28, Nr. 10, Oktober 1985, S. 1540–1542, doi:10.1021/jm00148a030, PMID 4045929.
  9. a b c d e Fachinformation Norprolac 25 μg / 50 μg / 75 μg / 150 μg Tabletten. Stand: März 2013.