Römische Verträge
Die Römischen Verträge (außer in Deutschland und Italien vereinfachend Vertrag von Rom genannt) wurden am 25. März 1957 von Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden im Konservatorenpalast in Rom unterzeichnet.[1] Sie traten am 1. Januar 1958 in Kraft:
- EWG-Vertrag zur Errichtung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
- EURATOM-Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM)
- Abkommen über gemeinsame Organe für EWG, EURATOM und EGKS (Europäisches Parlament, Europäischer Gerichtshof, Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss)
Die genannten Gemeinschaften bildeten zusammen mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl die Europäischen Gemeinschaften. Erst mit dem Fusionsvertrag (1965) wurden auch die Kommissionen und die Ministerräte zusammengelegt.
Der Philosoph Alexandre Kojève war als hoher französischer Beamter am Zustandekommen der Römischen Verträge beteiligt.[2]
In der Präambel der Römischen Verträge heißt es, die Mitgliedsstaaten seien entschlossen, „die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluss unter den Völkern Europas zu legen“ - an ever closer union. Dieses Ziel werde bis heute verfolgt, so der EU-Historiker Christoph Driessen.[3]
Zeitliche Einordnung
BearbeitenUnterz. In Kraft Vertrag |
1948 1948 Brüsseler Pakt |
1951 1952 Paris |
1954 1955 Pariser Verträge |
1957 1958 Rom |
1965 1967 Fusions- vertrag |
1986 1987 Einheitliche Europäische Akte |
1992 1993 Maastricht |
1997 1999 Amsterdam |
2001 2003 Nizza |
2007 2009 Lissabon |
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Europäische Gemeinschaften | Drei Säulen der Europäischen Union | ||||||||||||||||||||
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) | → | ← | |||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) | Vertrag 2002 ausgelaufen | Europäische Union (EU) | |||||||||||||||||||
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) | Europäische Gemeinschaft (EG) | ||||||||||||||||||||
→ | Justiz und Inneres (JI) | ||||||||||||||||||||
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) | ← | ||||||||||||||||||||
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ) | → | Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) | ← | ||||||||||||||||||
Westunion (WU) | Westeuropäische Union (WEU) | ||||||||||||||||||||
aufgelöst zum 1. Juli 2011 | |||||||||||||||||||||
Ziele der gegründeten Gemeinschaften
BearbeitenEWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft)
Bearbeiten- Sicherung des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts
- Beseitigung europäischer Schranken, Abschaffung der Zölle
- Besserung der Lebens- und Beschäftigungsbestimmungen
- beständige Wirtschaftsausweitung, ausgewogener Handelsverkehr, redlicher Wettbewerb
- gemeinsame Handels-, Landwirtschafts- und Verkehrspolitik
- Wahrung von Frieden und Freiheit
- größere Stabilität, engere Beziehungen zwischen den Staaten
- freier Personen-, Dienstleistungs-, Kapital- und Warenverkehr
- Angleichung innerstaatlicher Rechtsvorschriften
- innere und äußere finanzielle Stabilität
Die Annäherung der Wirtschaftspolitiken (Steuerangleichung, Umweltauflagen, Arbeitslosigkeit, Mindestlöhne, …) sollte innerhalb von 12 Jahren schrittweise erfolgen.
EURATOM (Europäische Atomgemeinschaft)
Bearbeiten- sichere und effektive Kernenergie
- Weitergabe von wichtigem technischem Wissen
- friedliche Verwendung
- gemeinsame Forschung und Entwicklung
- gemeinsames Vorgehen, um Leistungen zu verwirklichen
- Modernisierung; Zugang zu den besten technischen Mitteln
- Sicherheitsnormen
- gemeinsamer Markt für verwendete Stoffe
- Aufgaben wahrgenommen durch Rat, Kommission, Versammlung und EuGH
Jubiläen
BearbeitenMünzen
Bearbeiten- 1987
- Eine 10-DM-Münze-Gedenkmünze aus dem Jahre 1987 erinnert an den dreißigsten Jahrestag der Vertragsunterzeichnungen.
- 2007
- Anlässlich der 50-Jahr-Feier der Römischen Verträge prägte jedes der seinerzeit dreizehn Länder der Eurozone im Jahr 2007 eine motivgleiche 2-Euro-Gedenkmünze mit jeweils nationaler Beschriftung. Bei zwölf Münzvarianten sind die Vertragsunterschriften erhaben geprägt, nur bei der Version Italiens vertieft. Die Münzausgabe von Luxemburg enthält auf der unteren linken Bildseite zusätzlich ein Latentbild des Profils Großherzog Henris.
- Deutschland erinnert an den Jahrestag der Verträge zusätzlich mit der Ausgabe einer 10-Euro-Silber-Gedenkmünze „50 Jahre Römische Verträge“, die von Carsten Mahn gestaltet wurde. Auch andere Länder würdigten den Jahrestag mit Gedenkmünzen.
Postwertzeichen
Bearbeiten- 1982
- Zum 25. Jubiläum brachte die Deutsche Bundespost eine Sonderbriefmarke heraus. Ausgabetag der von Blase gestalteten Marke war der 5. Mai 1982.
- 2007
- Deutschland brachte zum 50-jährigen Jubiläum am 1. März 2007 eine Sonderbriefmarke heraus, die von Werner Hans Schmidt gestaltet wurde.
Literatur
Bearbeiten- Wilfried Loth: Der Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration 1939–1957. V&R, Göttingen 1996, ISBN 3-525-33565-2.
Weblinks
Bearbeiten- Die europäische 'Relance' und die Römischen Verträge – Historischer Zusammenhang CVCE (Flash-Animation)
- Europäische Kommission: Gründungsverträge
- Ein Rückblick auf 60 Jahre Römische Verträge der Landeszentrale für politische Bildung BW
- 50 Jahre Römische Verträge Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (PDF; 151 kB)
- Europa hat Geburtstag! – 50 Jahre Römische Verträge (2007)
- Herzlichen Glückwunsch, Europa! ( vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive) – Ein Rückblick auf 50 Jahre Römische Verträge (2007)
- 50 Jahre Römische Verträge Die Säulen der Europäischen Union
- Bundesarchiv: 50 Jahre Römische Verträge
- Der Weg nach Rom. (PDF; 733 kB) Entstehung und Bedeutung der Römischen Verträge. Von Wilfried Loth. Aus der Vierteljahreszeitschrift Integration, H. 1, Hg. Institut für Europäische Politik, Berlin. Nomos Verlag, Baden-Baden 2007
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Römische Verträge auf www.bpb.de
- ↑ Jacopo Barigazzi: Russian Stalinist who invented Europe. In: Politico vom 22. März 2017.
- ↑ Christoph Driessen: Griff nach den Sternen. Die Geschichte der Europäischen Union. Regensburg 2024, S. 78.