Die Röthaer Gruppe war eine frühslawische Keramikgruppe vom 8. bis 10. Jahrhundert im heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie war in einem Gebiet zwischen Weißer Elster und Saale verbreitet.

Keramik der Röthaer Gruppe (Jena-Lobeda)

Sie ist benannt nach Funden in der Wallburg bei Rötha (Landkreis Leipzig). Die Bezeichnung wurde 1979 durch den Archäologen Heinz-Joachim Vogt eingeführt.

Weitere wichtige Fundorte waren

Träger der Kultur waren westslawische Stämme der Sorben (damals Bezeichnung für die Stämme zwischen Saale und Mulde).

Geschichtlicher Hintergrund

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Mitte des 8. Jahrhunderts entwickelte sich die Röthaer Gruppe aus der Rüssener Gruppe.

In dieser Zeit geriet das Gebiet östlich der Saale zunehmend unter den Druck des Fränkischen Reiches. Nach 806 erkannten sorbische Fürsten die Oberhoheit des Reiches an und erklärten sich zu Tributzahlungen bereit. Für die folgenden Jahrzehnte ist ein Limes Sorabicus erwähnt.

Die Röthaer Gruppe endete um die Mitte des 10. Jahrhunderts, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Eroberung des Gebietes 928/29 durch den ostfränkisch-deutschen König Heinrich I..

 
Röthaer Keramik (3.–5. Reihe)

Die Keramik unterschied sich nur wenig von der vorhergehenden Rüssener Keramik. Sie war verziert mit verschiedenen Formen von Wellenbändern, hatte eine glatte oder körnige Oberfläche und war meist grau. Die Ware war handgeformt und auf der Töpferscheibe oder dem Töpferbrett nachgedreht[2][3].

Siedlungen

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Teilweise rekonstruierte steinerne Blendmauer (Jena-Lobeda)

Die Siedlungen lagen an Flüssen, Seen und in Sumpfgebieten und waren meist unbefestigt. Es entstanden in dieser Zeit auch befestigte Wallburgen als Höhenburgen an Flüssen auf Erhebungen wie Geländespornen (Jena-Lobeda) oder auch als Niederungsburgen (Cösitz)[4]. Sie waren begrenzt durch mächtige Holz-Erde-Wälle, teilweise mit steinernen Blendmauern (Jena-Lobeda).[5]

Wirtschaft

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Lebensgrundlagen waren Ackerbau und Viehzucht, aber auch Jagd, Fischfang und Handwerk. Metalle wie Eisen wurden verarbeitet, waren aber insgesamt selten.

Bestattungen von Leichenbrand in Urnen fanden in Gräberfeldern statt.

Literatur

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Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen: Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020609-8, S. 121–129.

  • Hansjürgen Brachmann: Slawische Stämme an Elbe und Saale. Zu ihrer Geschichte und Kultur im 6. bis 10. Jahrhundert – auf Grund archäologischer Quellen. Akademie-Verlag, Berlin 1978 (Schriften zur Ur- und Frühgeschichte Bd. 32)
  • Sebastian Brather: Slawische Keramik. Elbslawen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 29, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018360-9, S. 79–88.

Anmerkungen

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  1. Hansjürgen Brachmann: Die Wallburg „Der Kessel“ von Kretzschau-Groitzschen, Kr. Zeitz – Vorort eines sorbischen Burgbezirkes des 9. Jahrhunderts. In: Karl-Heinz Otto und Joachim Herrmann (Hrsg.): Siedlung, Burg und Stadt. Studien zu ihren Anfängen. Akademie-Verlag, Berlin 1969, S. 343–360 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte Bd. 25)
  2. Sebastian Brather: Slawische Keramik.Elbslawen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 29, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018360-9, S. 79–88.
  3. Heinz-Joachim Vogt, 1987
  4. Joachim Herrmann: Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Burgenbau der slawischen Stämme westlich der Oder. In: Zeitschrift für Archäologie 1, 1967, ISSN 0044-233X, S. 206–258.
  5. Besonders verbreitet in Randbereichen zum fränkischen Reich, Hansjürgen Brachmann: Zur Herkunft und Verbreitung von Trocken- und Mörtelmauerwerk im frühmittelalterlichen Befestigungsbau Mitteleuropas. In: Gerd Labuda und Stanisław Tabaczyński (Hrsg.): Studia nad etnogenezą Słowian i kulturą Europy wczesnośredniowiecznej. Festschrift für Witold Hensel. Bd. 1. Zakład Narod. Im. Ossoliń., Wrocław 1987, S. 199–215