Rübgarten (Pliezhausen)

Ortsteil von Pliezhausen, Baden-Württemberg, Deutschland

Rübgarten ist ein Ortsteil der Gemeinde Pliezhausen in Baden-Württemberg, in der Nähe von Tübingen.

Rübgarten
Gemeinde Pliezhausen
Wappen von Rübgarten
Koordinaten: 48° 34′ N, 9° 10′ OKoordinaten: 48° 33′ 57″ N, 9° 10′ 9″ O
Höhe: 397 (305–452) m
Einwohner: 1989 (11. Apr. 2013)
Eingemeindung: 9. Mai 1975
Postleitzahl: 72124
Vorwahl: 07127
Zentrum von Rübgarten
Zentrum von Rübgarten

Rübgarten wird von seinen Einwohnern und in der näheren Umgebung „Riagart“ genannt. Der Name Rübgarten bezeichnet den umzäunten Teil einer Flur, wahrscheinlich eines Ackerfeldes, also einen sogenannten „Stellennamen“.[1]:11 Rübgarten ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine hochmittelalterliche Rodesiedlung.

Geografische Lage

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Rübgarten liegt im Landkreis Reutlingen. Im Umkreis liegen die Städte Stuttgart, Tübingen und Reutlingen, die über die B 27 erreichbar sind. Unweit befinden sich der Neckar und der Naturpark Schönbuch.

Geschichte

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Schloss von Rübgarten aus dem Jahr 1710
 
Rathaus

Aus der Jungsteinzeit etwa 2.500 Jahre v. Chr. wurden Steinwerkzeuge und Waffen in der Gemarkung Rübgarten gefunden, sowie Backenzähne und Bruchstücke des eiszeitlichen Mammuts.[1]:18 Drei große Keltengräber aus der Eisenzeit etwa 600-400 v. Chr. lassen auf die Besiedlung durch Kelten in Rübgarten schließen.[1]:20 Funde aus der Römerzeit in Form von Statuen, einem Hochrelief und einem Altar zeugen von einer Besiedlung in der Gegend um Rübgarten. Der als „Römerstraße“ bezeichnete Weg ins Neckartal lässt sich allerdings ins Spätmittelalter datieren[2]. Im Jahr 233 n. Chr. fielen die Alamannen ein und vertrieben die meisten Römer aus der Gegend. Ein Topf mit Münzen, die kurz vor dem Alamanneneinfall geprägt worden waren, fand man 1859 im Einsiedel.[1]:29

1363 wurde Rübgarten namentlich erstmals erwähnt. Die Volen von Wildenau auf Burg Wildenau hatten die Ortsherrschaft inne. Im Jahre 1406 wurde die Burg infolge eines Erbschaftstreits zerstört. 1706 erhielten die Freiherren von Kniestedt das Lehen, die dann im Jahr 1710 das Schloss in Rübgarten erbauen ließen. 1806 wurde Rübgarten Teil des Königreichs Württemberg und die Ortsherrschaft aufgelöst.[3]:16

Im Zuge der Gemeindereform des Landes Baden-Württemberg wurde Rübgarten am 9. Mai 1975 nach Pliezhausen eingemeindet.[4][3]:4 Aktuell ist Martin Kemmler Ortsvorsteher von Rübgarten (2013).

Einwohnerentwicklung

1383 betrug die Einwohnerzahl schätzungsweise 125 bis 135 Einwohner. Als Folge von Kriegen, Auswanderungen und Seuchen schwankte sie vor allem in den Jahren 1810/1818 und 1851.[1]:15 2013 leben in Rübgarten 1.989 Bewohner.

Infrastruktur

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Schulen und Kirchengemeinden

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Evangelische Kirche
  • eine Mehrzweckhalle, Fußballplatz und Sportplatz
  • eine Grundschule und ein Kindergarten
  • Evangelische und evangelisch-methodistische Kirchengemeinde

Evangelische Pfarrkirche

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Die Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Rübgarten im Kirchenbezirk Tübingen wurde 1811 neu als chorlose und weitgehend schmucklose Predigtsaalkirche im Kameralamtsstil erbaut, besitzt aber mit ihrem Flügelaltar an der Nordwand ein kunsthistorisches Kleinod. Da die Ortschaft als Rittergut galt, kam es dort während des 16. Jahrhunderts nie zu Bilderstürmen und der mittlerweile 500 Jahre alte Altar, blieb verschont. Auch den Dreißigjährigen Krieg überstand der Flügelaltar ohne Beschädigung. Eine oben im Schrein zu lesende Inschrift mit den Worten Gott allein die Ehr, wird jedoch als protestantische Ergänzung gewertet.

Bis 1993 sprachen alle gängigen Quellen davon, dass der Reutlinger Maler Hans Syrer den Altar angefertigt hatte. Dessen Namen und die Jahreszahl 1505 sind schließlich auf der Rückseite des Altars zu lesen. Die Jahreszahl wurde jedoch bereits vor den Untersuchungen 1993 angezweifelt, da es die Verkündigungs-Maria nach bekannten Quellen erstmals 1509/11 gab. Hinzu kommen die Renaissancemotive in den dekorativen Partien, welche auf eine spätere Entstehung hinweisen. 1993 kamen Restauratoren am Stuttgarter Landesmuseum zu dem Ergebnis, dass das Entstehungsjahr auf 1512 zu datieren sei und Hans Syrer lediglich die Bemalungen ausführte. Diese Vermutung wird durch die in den Goldgrund eingravierte Jahreszahl 1512, welche bis zu den genaueren Untersuchungen übersehen worden war, bekräftigt. Die Figuren des Altars wurden von Niklaus Weckmann (Bildhauer in der Zeit von 1481 bis 1526 in Ulm) gefertigt.

Vor dem Goldbrokatgrund steht in der Mitte des Schreins, die Muttergottes Maria mit dem Jesuskind. Zur Rechten Marias steht der heilige Wendelin und zu ihrer Linken der Heilige Jakobus. Nicht zuletzt deswegen verläuft einer der Jakobswege durch Rübgarten nahe der Pfarrkirche.

  • Landfrauenverband
  • Obst- und Gartenbauverein Rübgarten
  • Singgruppe Rübgarten
  • SSV Rübgarten
  • Freiwillige Feuerwehr (gegr. 1879)

Literatur

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  • Beate Schmid: Abwärts durch die „Teufelsklinge“. Der historische Weg von Pliezhausen-Rübgarten ins Neckartal. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 2010, Heft 3, S. 186 f. digital
  • Karl Zeeb: 600 Jahre Rübgarten und seine Lehensherren bis zur Aufhebung der Lehensuntertänigkeit und Ablösung der Grundlasten 1820–1850. Gemeinde Pliezhausen, Pliezhausen 2001.
  • Zur Evangelischen Kirche, Evangelischer Kirchenbezirk Tübingen (Hrsg.): Kirchen im Dekanat Tübingen – Stille Schätze, Kunst und Kultur. Tübingen 2000, Seite 66 f; Otto Bauer (Red.): 200 Jahre. Unsere Kirche in Rübgarten hat Geburtstag 1811-2011. Evangelische Kirchengemeinde, Rübgarten 2011.
  • Infoblatt der Gemeinde Pliezhausen von Februar 1999
  • Zeitungsartikel des Reutlinger Generalanzeigers vom 7. April 2012
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Commons: Rübgarten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Karl Zeeb: 600 Jahre Rübgarten und seine Lehensherren: bis zur Aufhebung der Lehensuntertänigkeit und Ablösung der Grundlasten 1820–1850
  2. Beate Schmid: Abwärts durch die „Teufelsklinge“.
  3. a b Infoblatt der Gemeinde Pliezhausen von Februar 1999.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 538 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).