Rühle von Lilienstern
Rühle von Lilienstern ist der Name eines preußischen Briefadelsgeschlechts.
Die Rühle von Lilienstern sind nicht verwandt mit den Moeller-Lilienstern.
Geschichte
BearbeitenDie Familie Rühle stammt ursprünglich aus Königsberg in der Neumark. 1719[1] kam sie nach Frankfurt. Am 4. März 1743 wurde Jakob Christian Rühle, königlich preußischer und fürstlich nassau-oranischer Hofrat, und sein Bruder Georg Friedlieb Rühle in Frankfurt am Main von Kaiser Karl VII. mit Prädikat „von Lilienstern“ in den Adelsstand erhoben.
Am 27. März 1768 erhielt Kaspar Konrad Rühle, Apotheker zum Goldenen Kopf in Frankfurt und Mitglied des Ausschusses von Frankfurt, den Adelsstand mit dem Prädikat „von“ verliehen. Sein Sohn hieß Johannes von Rühle und war wie sein Vater Apotheker in Frankfurt.[2] In der Literatur werden Kaspar Konrad von Rühle und seine Nachkommen ebenfalls als „Rühle von Lilienstern“ geführt.[3][4]
Christian Wilhelm Rühle von Lilienstern (* 14. Dezember 1774), Sohn des Justizrats August Friedemenn Rühle von Lilienstern in Dillenburg, war 1810 Forstmeister in löwenstein-wertheimschen Diensten.[5]
Ein Nachkomme, Jakob Friedrich Rühle von Lilienstern, Ritterschaftsrat zu Wittstock, war in der Prignitz begütert. Sein Sohn Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern († 1847) erlangte die preußische Generalswürde.[3] Ende des 19. Jahrhunderts war die Familie in der Mark nicht mehr ansässig oder wohnhaft.[6]
Bekannte Familienmitglieder
Bearbeiten- August Friedemann Rühle von Lilienstern (1744–1828), Jurist, Publizist und Schriftsteller
- August Franz Friedrich Rühle von Lilienstern (1760–1826), herzoglich sachsen-hildburghäusischer Regierungsrat
- Ludwig Sebald Rühle von Lilienstern (1763–1788), Militär und kaufmännischer Assistent in holländischen Diensten
- Charlotte Rühle von Lilienstern, geborene Charlotte von Wolzogen (1766–1794), Jugendliebe Friedrich Schillers
- Otto August Rühle von Lilienstern (1780–1847), preußischer Generalleutnant und Schriftsteller
- Alfred Heinrich Rühle von Lilienstern (um 1845–1910), Stahlwerksdirektor in Sachsen
- Hugo Rühle von Lilienstern (1882–1946), Arzt und Paläontologe
- Hans Rühle von Lilienstern (1884–1966), Generalleutnant
- Hans Joachim Rühle von Lilienstern (1915–2000), deutscher Ökonom, während des Zweiten Weltkriegs SS-Hauptsturmführer der Reserve
- Helga Rühle von Lilienstern (1912–2013), Grafikerin und Historikerin
- Genoël von Lilienstern (Genoël Rühle von Lilienstern; * 1979), Komponist
Besitzungen
BearbeitenDie Familie hat verschiedene Güter und Schlösser besessen:
- Gut Königsberg in Königsberg in der Neumark (Ende 16. Jh. bis Mitte 18. Jh.)
- Schloss Eisenhammer, Hessen
- Schloss Rudelsdorf, Oberfranken
- Gut Königsberg in der Prignitz, Brandenburg
- Gut Friedenthal (1778 bis 1900)
- Schloss Bedheim, Thüringen (seit 1779 bis heute)[7]
Wappen
Bearbeiten- Blasonierung des Wappens von 1743: Von Rot und Gold geteilt. Oben zwei silberne Lilien, darüber drei goldene Sterne nebeneinander; unten ein schwarzes hinten ausschlagendes Pferd. Auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Helmdecken inmitten eines offenen beiderseits mit einem goldenen Stern belegten schwarzen Flug ein wachsender goldener Löwe, der in er rechten Pranke ein goldenes Jagdhorn in die Höhe hält. Alternativ ist die Tingierung auch Blau-Gold anstatt Rot-Gold.[6]
- Blasonierung des bürgerlichen Wappens von Kaspar Konrad Rühle gemäß Siegel von 1755: Gespalten. Vorne drei Sterne pfahlweise gestellt, hinten zwei halbe Lilien am Spalt. Auf dem Helm ein wachsender Löwe, ein Jagdhorn haltend.[8]
- Blasonierung des Wappens von 1768: In Gold ein blauer mit einem goldenen Hasen belegten Schrägrechtsbalken, der eine schräglinksliegende goldene Hirschstange überdeckt und über dem drei (1:2) blaue Lilien und unter dem drei (2:1) blaue Sterne schrägrechts jedoch so stehen, dass der Balken die unteren beiden Lilien und die oberen beiden Sterne halb bedeckt. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein vor sich hingekehrter goldener gekrönter wachsender Löwe zwischen zwei goldenen Hirschstangen, die der Löwe angreift.[3]
Literatur
Bearbeiten- Carl August von Grass: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 6. Abt.: Der Adel in Baden, Nürnberg 1878, S. 124 (uni-heidelberg.de) und Tfl. 73 (uni-heidelberg.de).
- Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 8. Abt.: Der Adel der freien Stadt Frankfurt, Nürnberg 1856, S. 9 (uni-heidelberg.de) und Tfl. 8 (uni-heidelberg.de).
- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 2: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute M–Z, Nürnberg 1878, S. 339 (uni-goettingen.de) und Tfl. 393 (uni-goettingen.de).
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 7: Ossa–Ryssel. Leipzig 1867, S. 618 f.
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie, Band 2: L–S, Berlin 1856, S. 323 (digitale-sammlungen.de).
- George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 5. Abt.: Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg, Nürnberg 1880, S. 77 (uni-goettingen.de) und Tfl. 46 (uni-goettingen.de).
- Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 5 (Bürgerliche Geschlechter Deutschlands und der Schweiz), 7. Abt.: Achtzehnhunderteinundsiebenzig bürgerliche Wappen, Nürnberg 1906, S. 18 (uni-goettingen.de) und Tfl. 19 (uni-goettingen.de).
- Johann Siebmacher: Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch, 9tes Supplement, Nürnberg 1788, Tfl. 26 (digitale-sammlungen.de).
Weblinks
Bearbeiten- Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 354.66 Rühle, Jakob Christian, königlich preußischer und fürstlich nassau-oranienischer Hofrat, Georg Friedlieb, Brüder, Adelsstand, „von Lilienstern”, privilegium denominandi, Lehenberechtigung, 1743.03.04.
- Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 354.67 Rühle, Kaspar Konrad, Mitglied des Ausschusses von Frankfurt, Adelsstand, "von", privilegium denominandi, 1768.03.27.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hefner (1856), S. 9.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/HHStA RHR Grat et Feud Ärzte und Arzneiprivilegien10-19 Rühle Kaspar Konrad, Apotheker zum Goldenen Kopf in Frankfurt am Main, kaiserliche Freiheit zur Hofapothekerstelle und das kaiserliche Schild aufzuhängen, 1742 und AT-OeStA/HHStA RHR Grat et Feud Ärzte und Arzneiprivilegien10-20 Rühle Johannes von (Sohn), Apotheker zum Goldenen Kopf in Frankfurt am Main, Confessio Privilegii: Freiheit zur Hofapothekerstelle und das kaiserliche Schild aufzuhängen, 1770-1791, abgerufen am 8. März 2024.
- ↑ a b c Hefner/Grenser/Mülverstedt (1878), S. 339.
- ↑ Ledebur (1856), S. 323.
- ↑ Grass (1878), S. 124.
- ↑ a b Mülverstedt (1880), S. 77.
- ↑ Bundesverwaltungsgericht, Beschluss vom 3. Mai 2023, Aktenzeichen 6 B 30.22, ECLI:DE:BVerwG:2023:030523B6B30.22.0.
- ↑ Seyler (1906), S. 18.