Radau (Fluss)

Nebenfluss der Oker

Die Radau [ˈʀaːdaʊ] ist ein 21,1 km[3] langer, südlicher und orographisch rechter Zufluss der Oker im niedersächsischen Landkreis Goslar. Sie entspringt im Harz, fließt durch das von ihr geschaffene Radautal, Bad Harzburg und Vienenburg und mündet kurz darauf in den Aller-Zufluss Oker.

Radau
Radau-Wasserfall bei Bad Harzburg

Radau-Wasserfall bei Bad Harzburg

Daten
Gewässerkennzahl DE: 48218
Lage Harz, Landkreis Goslar, Niedersachsen (Deutschland)
Flusssystem Weser
Abfluss über Oker → Aller → Weser → Nordsee
Flussgebietseinheit Weser
Quelle im Harz bei Torfhaus
51° 47′ 55″ N, 10° 32′ 23″ O
Quellhöhe ca. 800 m ü. NHN[1][2]
Mündung bei Vienenburg in die OkerKoordinaten: 51° 57′ 28″ N, 10° 34′ 21″ O
51° 57′ 28″ N, 10° 34′ 21″ O
Mündungshöhe ca. 130 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied ca. 670 m
Sohlgefälle ca. 32 ‰
Länge 21,1 km[3]
Einzugsgebiet 59,27 km²[3]
Abfluss am Pegel Harzburg[4]
AEo: 18,3 km²
Lage: 14 km oberhalb der Mündung
NNQ (06.09.2003)
MNQ 1926/2015
MQ 1926/2015
Mq 1926/2015
MHQ 1926/2015
HHQ (04.06.1981)
36 l/s
86 l/s
414 l/s
22,6 l/(s km²)
7,46 m³/s
30,3 m³/s
Abfluss[3] MQ
790 l/s
Linke Nebenflüsse Baste, Tiefenbach, Radau Entlaster, Riefenbach, Bleiche, Füllekuhlenbach, Gläsecke, Teufelsbach, Radau Zulauf
Rechte Nebenflüsse Abbe-Arm, Abbentränke, Lehnbach, Hanggraben, Harzburger Hessentalsbach, Kaltentalsbach, Kaltentalswasser, Kalte-Tal-Bach, Krodobach, Stübchenbach, Hüttenbach, Mühlengraben
Mittelstädte Bad Harzburg
Kleinstädte Goslar-Vienenburg
Radauwasserfall
Karte
Radau bei Vienenburg mit Brücke der ehemaligen Bahnstrecke Vienenburg–Langelsheim
Künstlich geschaffener Hanggraben zum Radauwasserfall

Etymologie

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Der Name Radau ist germanischen Ursprungs und geht auf urgermanisch *hradaz „schnell, eilig, später: gerade“ und der Endung -au für Aue zurück, sinngemäß bedeutet Radau also „schneller, gerader Fluss“. Erwähnt wurde der Fluss 1308 bzw. 1325 als Radowe, 1570 als Radow, 1578 als Radaw und ebenfalls 1578 als Radau.[5][6]

Die Radau entspringt im Oberharz im Ortsgebiet des Altenauer Ortsteils Torfhaus. Ihre Quelle liegt im nahe der Lerchenköpfe (821 m ü. NHN) befindlichen Torfhausmoor (auch Radaubornmoor genannt) auf rund 800 m[1] Höhe.

Wenige Meter unterhalb ihrer Quelle fließt die Radau in den Nationalpark Harz ein. Im Quellgebiet und im weiteren Verlauf im Radaubruch fließen ihr zahlreiche Hochmoorgräben zu. Nach Einmündung der von links kommenden Baste, wo sie vom Nationalpark in den Naturpark Harz wechselt, tritt der typische Mittelgebirgsfluss in sein tief eingeschnittenes Radautal ein. Nach den Einmündungen des von rechts heranfließenden Lohnbachs, von dort verläuft er entlang der Grenze des wenige Meter östlich befindlichen Nationalparks im Osten und des Naturparks im Westen, und des von links kommenden Tiefenbachs wird aus dem Fluss Wasser zum künstlich angelegten Radauwasserfall übergeleitet. An dessen Fuß hat die Radau bereits 400 Höhenmeter zurückgelegt. Beim darauf folgenden Gabbro-Steinbruch unterquert sie erstmals die Bundesstraße 4.

Beim Forsthaus Radauberg fließt die Radau in besiedeltes Gebiet und wenig später in das Kurgebiet Bad Harzburgs ein; dabei verlässt sie den Nationalpark und Naturpark Harz endgültig. Im Harzburger Stadtgebiet, wo der Fluss den östlich gelegenen Großen Burgberg (485 m) passiert, ist sein Ufer weitgehend mit Werksteinen befestigt. Nördlich der Landesstraße L 501 (Herzog-Julius-Straße) mündet der zuletzt stark kanalisierte Stübchenbach in die Radau, hierbei handelt es sich um den nördlichsten orografisch rechten größeren Zubringer. Im Stadtteil Bündheim mündet bei der Bleichestraße die Bleiche, bei der Straße An den Weiden der Füllekuhlenbach und bei der Bahnhofstraße in Schlewecke die ebenfalls von links zufließende Gläsecke (Mühlenbach) ein.[7]

Beim Stadtteil Mathildenhütte passiert die Radau die links liegende Ansiedlung Radauanger mitsamt städtischer Kläranlage. Unterhalb des Guts Radau und der Radaumühle, wo der Fluss das Bad Harzburger Stadtgebiet verlässt, hat er nur noch etwa 50 Höhenmeter bis zur Mündung durch ein ausgedehntes Kiesabbaugebiet zurückzulegen. Unterhalb des Abbaugebiets münden der von links aus Harlingerode kommende Teufelsbach sowie im weiteren Verlauf zwei im Radauer Holz entspringende Bäche ein.

Hiernach durchfließt die Radau den Goslarer Stadtteil Vienenburg und erreicht nordöstlich davon und kurz vor dem Stadtteil Wiedelah am Ostende des Harly-Waldes auf 130 m Höhe den dort von Westen kommenden Aller-Zufluss Oker.

Nebenflüsse

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Radauwasserfall

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Auf dem Westhang des Winterbergs (585,3 m) befindet sich der künstliche Radauwasserfall, auch Radaufall genannt (). Zur Speisung des rund 23 Meter hohen Wasserfalls wurde ab einem Punkt etwa 300 Bachmeter nordwestlich unterhalb der Einmündung des Lohnbachs () ein rund 1000 m langer Abzweigkanal der Radau angelegt, der „Hanggraben“. Unterhalb des Wasserfalls fließt das Wasser wieder in die Radau ein.

Der Radaufall samt Hanggraben wurde 1859 auf Betreiben von Philipp August von Amsberg (Gründer der Herzoglich Braunschweigischen Staatseisenbahn) sowie des Staatlichen Badekommissars Hermann Dommes zur Belebung des Fremdenverkehrs eingerichtet und stellt heute auch durch seine Lage dicht an der Bundesstraße 4 eine Attraktion dar. Vor Ort befinden sich die Waldgaststätte Radauwasserfall, ein Pilzkiosk und die in die Landschaft integrierte Kindereisenbahn EMMA.

Flößerei

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Seit dem Mittelalter wurde die Radau zum Flößen von Baumstämmen und Torf auf hölzernen Paletten genutzt. Das Wasser staute man dazu mit Hilfe von sechs Flößschleusen auf. Das zu flößende Material, das vorher im Fluss deponiert wurde, trieb nach Öffnung der Schleusen mit dem zusätzlichen Wasserschwall flussabwärts.

Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke wurde das Holz auf dem Schienenweg transportiert und die Flößerei aufgegeben.

Wasserwirtschaft

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Seit 1981 betreiben die Harzwasserwerke flussabwärts des Wasserfalls ein Ableitungsbauwerk, das Teilabflüsse der Radau durch den Radaustollen zum Wasserkraftwerk Romkerhalle und von dort aus durch den Oker-Grane-Stollen weiter in die Granetalsperre abschlagen kann. Die Radau liefert damit 9 % der dort aufbereiteten Trinkwassermenge.[8] Außerdem dient dieses Bauwerk der Hochwasserentlastung Bad Harzburgs.

Bereits bei seiner Errichtung wurde das Ableitungsbauwerk mit einer Fischtreppe ausgestattet, die jedoch insbesondere von Bachforellen wenig angenommen wurde. Im Rahmen der Verlängerung der Betriebsgenehmigung wurde vom NLWKN eine Verbesserung der Situation gefordert, die zu einer Neugestaltung der Fischaufstiegsanlage führte.

Gewässerqualität

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Der Fluss ist im Oberlauf weitgehend naturbelassen, jedoch unterhalb des Wasserfalls im Uferbereich befestigt. Dies ist zum Teil auf die frühere Nutzung der Radau zur Flößerei zurückzuführen und abschnittsweise auf das städtische Umfeld Harzburgs. Im Rahmen der Strukturverbesserung wurden bereits Maßnahmen wie die Auflösung von Staustufen durch Sohlgleiten durchgeführt.[9]

Die biologische Qualität wird insbesondere im Oberlauf der Radau mit der Güteklasse I bewertet. Dort wurden Eintagsfliegen und Steinfliegen beobachtet. Im weiteren Verlauf ist die Güteklasse durch die diversen Einleitungen zwar schlechter, jedoch wurden „seit 1986 19 Arten aus den niedersächsischen Roten Listen beobachtet“.[10]

Im Wasserkörperdatenblatt des NLWKN[11] werden der chemische und der biologische Zustand als „gut“ sowie der ökologische Zustand als „mäßig“ beurteilt. Die Strukturgüte liegt eher im mittleren Bereich. Insgesamt gehört der Wasserkörper Radau zu den wenigen Gewässern, die der sehr hohen Prioritätenkategorie „Erhalten, Schutz, hohes bzw. sehr hohes Besiedlungspotenzial ohne erkennbare Gefährdung“ zugeordnet werden.[12]

Verkehr und Wandern

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Entlang der Radau verläuft oberhalb von Bad Harzburg die Bundesstraße 4 mit einem etwa 3 km langen Abschnitt und zwischen Bad Harzburg und Vienenburg die Eisenbahnstrecke Braunschweig-Harzburg. In Bad Harzburg wird der Fluss vom Europäischen Fernwanderweg E11 überquert.

Siehe auch

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Commons: Radau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. a b Landesvermessung Niedersachsen: Topographische Karte 1:50:000, Stand 2000, Softwarepaket Top50
  3. a b c d Bezirksregierung Braunschweig/NLWKN: Bestandsaufnahme zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie, Oberflächengewässer, Bearbeitungsgebiet Oker, Entwurf vom 22. November 2004, Tabelle 2. Quelle, abgerufen am 2. Oktober 2012
  4. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 2015. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, S. 179, abgerufen am 7. März 2021 (PDF, deutsch, 6395 kB).
  5. Wortwurzel *hradaz im englischsprachigen Wiktionary, abgerufen am 14. Februar 2018.
  6. Albrecht Greule, Sabine Hackl-Rößler: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. De Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-019039-7, S. 422 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Topographische Karte 1:25.000 auf geolife.de. LGLN, abgerufen am 30. September 2020.
  8. NLWKN: Bad Harzburg: Bewilligung für die Radau-Überleitung erneuert, Pressemitteilung vom 22. November 2006, abgerufen auf der Internetseite des NLWKN am 20. Mai 2013
  9. Goslarsche Zeitung: Freie Bahn für die Radau-Lachse (Memento vom 30. Juni 2013 im Webarchiv archive.today), vom 13. August 2009, abgerufen am 24. Mai 2013, aus goslarsche.de
  10. NLWKN: Gewässergütebericht Oker 2002, Braunschweig, Oktober 2002.
  11. NLWKN: Wasserkörperdatenblatt 15006 Radau (Stand Dezember 2016), mit Handlungsempfehlungen, auf umweltkarten-niedersachsen.de (PDF; 9,5 MB), abgerufen am 25. April 2017.
  12. NLWKN: Prioritaeten_WK_Gewaesserstrecken_Nds_pdf.pdf, Anlage zum Leitfaden Maßnahmenplanung Oberflächengewässer, 31. März 2008, abgerufen am 24. Mai 2013