Radhia Nasraoui

tunesische Rechtsanwältin

Radhia Nasraoui (* 1953 in Tunis)[1] ist eine tunesische Menschenrechtsanwältin, die sich gegen die Folter einsetzt.

Radhia Nasraoui 2012

Radhia Nasraoui setzt sich seit den 1970er Jahren für Menschenrechte ein. Unter dem Präsidenten Habib Bourguiba waren Studenten- und Arbeiterproteste verboten. 1976 überzeugte Nasraoui das Anwaltsbüro, in dem sie arbeitete, Studenten, die deshalb angeklagt waren, zu verteidigen. Nach dem Generalstreik in Tunesien, der mit blutigen Unruhen einherging und zahlreiche Todesopfer forderte,[2] eröffnete sie 1978 ihre eigene Kanzlei.[3]

Radhia Nasraoui war 2003 die Gründerin und ist die Vorsitzende der Association de lutte contre la torture en Tunisie, einer Vereinigung gegen Folter in Tunesien.[4] Radhia Nasraoui ist mit Hamma Hammami, dem Sprecher der Kommunistischen Arbeiterpartei Tunesiens verheiratet.[5] Hamma Hammami wurde am 31. März 2002 infolge dieser Parteimitgliedschaft zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Um die Freilassung ihres Mannes zu erzwingen und politische Freiheiten für die Bürger ihres Landes zu erreichen, trat Radhia Nasraoui bis zum 2. August 2002 in einen 38-tägigen Hungerstreik. Am 4. September 2002 kam ihr Mann, für den sich auch internationale Menschenrechtsgruppen eingesetzt hatten, frei.[6][7][8]

Infolge ihrer Tätigkeit war Radhia Nasraoui Repressionen und Gewalttätigkeiten durch die Polizei ausgesetzt und trat aus Protest vom 15. Oktober bis zum 10. Dezember 2003 erneut in den Hungerstreik.[9][10]

Radhia Nasraoui, die auch in den folgenden Jahren bis zur Revolution in Tunesien 2010/2011 staatlichen Repressalien ausgesetzt war,[11] gilt als bekannteste Anwältin und Stimme gegen die Folter in Tunesien[1][12] und als Vordenkerin des Arabischen Frühlings.[13][14] Auch noch nach dem Sturz von Zine el-Abidine Ben Ali beklagte sie sich über das Anhalten von Folter und Misshandlung Gefangener.[15] Als Anwältin verteidigte sie im Jahr 2013 die ehemalige tunesische Femen-Aktivistin Amina Tyler.[16]

Radhia Nasraoui hat drei Kinder.[17]

Auszeichnungen

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Am 16. November 2005 verlieh die Université Libre de Bruxelles Radhia Nasraoui ein Ehrendoktorat und wies dabei auf ihre Verteidigung der Menschenrechte und ihren Einsatz für die Emanzipation der tunesischen Frauen hin.[18]

Kristian Berg Harpviken, der Direktor des norwegischen Peace Research Institute Oslo (PRIO) hielt es im Vorfeld der Verleihung des Friedensnobelpreises 2011 für wahrscheinlich, dass Radhia Nasraoui als eine der Repräsentantinnen des Arabischen Frühlings zu den Geehrten zählen könnte.[19][20]

Im November 2011 war Radhia Nasraoui, die der verleihenden Stiftung zufolge „entscheidend zum Gelingen des ,Arabischen Frühlings’ und zum Schutz der Menschenwürde beigetragen“ hatte, unter den Preisträgern des Roland Berger Preises für Menschenwürde.[12][21] 2012 wurde sie mit dem Olof-Palme-Preis ausgezeichnet.[22]

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Einzelnachweise

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  1. a b Human Dignity Forum der Roland Berger Stiftung am 18. November 2011 in Berlin: Radhia Nasraoui – Leading the fight against torture in Tunisia. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2018; abgerufen am 4. Dezember 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.human-dignity-forum.org
  2. Die Zeit am 3. Februar 1978: Tunesien: Generalstreik und Aufruhr. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  3. African Success am 1. Februar 2011: Biography of Radhia Nasraoui. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Oktober 2011; abgerufen am 7. Oktober 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.africansuccess.org
  4. Amnesty International: Das Recht auf freie Meinungsäußerung. Auszüge aus den Jahresberichten von Amnesty International: Berichtsjahr 2003. Archiviert vom Original am 6. Oktober 2008; abgerufen am 7. Oktober 2011.
  5. ARD am 6. Februar 2011: Rückschau: Tunesien. Wo alles begann. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  6. NZZ am 31. Juli 2002: Heftige Kritik am tunesischen Regime. Hungerstreik einer Rechtsanwältin. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  7. Amnesty International am 2. August 2002: Radhia Nasraoui beendet Hungerstreik. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  8. Reporter ohne Grenzen am 4. September 2002: Hamma Hammani released from prison. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2013; abgerufen am 7. Oktober 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.rsf.org
  9. Observatorium für den Schutz der Menschenrechtler - FIDH und OMCT: „Security first“ und die Menschenrechte, Jahresbericht 2003, S. 332 ff. (PDF; 2,8 MB) Abgerufen am 7. Oktober 2011. Éditions de l’aube 2004, ISBN 2-88477-076-3
  10. Amnesty International; Erklärung von Radhia Nasraoui: Radhia Nasraoui: Hungerstreik zur Verteidigung meiner Würde. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  11. NZZ Online am 1. Februar 2010: Verschärfte Repression in Tunesien. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  12. a b Der Tagesspiegel am 22. November 2011: „Da wusste ich, dass ich etwas tun muss“. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  13. Phoenix am 22. November 2011: Auszeichnung für die Vordenker. Verleihung des Roland-Berger-Preises für Menschenwürde. Archiviert vom Original am 26. November 2011; abgerufen am 4. Dezember 2011.
  14. Zeit Online am 10. Februar 2011: Die Frauen der Revolte. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  15. n-tv am 22. Mai 2011: Vergewaltigungen in Haft? Tunesier beklagen Folter. Abgerufen am 8. Dezember 2011.
  16. Ed2Murrow: Der Widerspenstigen Zähmung. Der Freitag, 16. Juni 2013, abgerufen am 25. August 2013.
  17. Roland-Berger-Stiftung: Radhia Nasraoui. (PDF; 3,0 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2012; abgerufen am 4. Dezember 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rolandbergerstiftung.org
  18. Université Libre de Bruxelles: DHC : courage ou imagination. Abgerufen am 7. Oktober 2011 (französisch).
  19. Website von PRIO: PRIO Director's Nobel Peace Prize Speculations 2011. Abgerufen am 7. Oktober 2011 (englisch).
  20. Aargauer Zeitung am 6. Oktober 2011: Geht der Friedensnobelpreis an das «Facebook-Girl»? Abgerufen am 7. Oktober 2011.
  21. Roland Berger-Stiftung am 22. November 2011: „Roland Berger Preis für Menschenwürde“ an Frau Radhia Nasraoui, das „Arabic Network for Human Rights Information“ und Herrn Mazen Darwish verliehen. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Dezember 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rolandbergerstiftung.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  22. Radhia Nassraoui reçoit le Prix Olof Palme pour les droits de l’Homme de 2012. Abgerufen am 27. Januar 2013