In der Zahlentheorie ist die Ramanujan-Nagell-Gleichung eine Gleichung der Form

mit positiven ganzzahligen Lösungen und

Mitunter wird diese Gleichung auch in der Form angegeben.

Diese Gleichung ist ein Beispiel für eine exponentielle diophantische Gleichung. Sie wurde nach dem indischen Mathematiker Srinivasa Ramanujan und dem norwegischen Mathematiker Trygve Nagell benannt.

Lösungen der Gleichung

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Die einzigen fünf ganzzahligen Lösungen der Gleichung   lauten:

 , also  
 , also  
 , also  
 , also  
 , also  

Diese fünf Lösungen wurden erstmals von Ramanujan im Jahr 1913 erwähnt. Er hat außerdem vermutet, dass diese fünf Lösungen die einzigen ganzzahligen Lösungen dieser Gleichung sind.[1] Unabhängig davon kam auch der norwegische Mathematiker Wilhelm Ljunggren im Jahr 1943 auf diese Vermutung.[2] Einen Beweis dieser Vermutung konnte aber erst Nagell im Jahr 1948 liefern.[3][4][5]

Ramanujan-Nagell-Zahlen

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Eine Mersenne-Zahl, die gleichzeitig eine Dreieckszahl ist, nennt man Ramanujan-Nagell-Zahl. Eine Mersenne-Zahl ist eine Zahl der Form  , eine Dreieckszahl eine Zahl der Form  . Wenn man alle Mersenne-Zahlen berechnen will, die auch gleichzeitig Dreieckszahlen sind (auf Englisch auch triangular Mersenne numbers), muss man folgende Gleichung lösen:

 

Formt man diese Gleichung etwas um, so erhält man:

 

Setzt man nun   und  , so erhält man die Ramanujan-Nagell-Gleichung  . Da man schon weiß, dass diese Gleichung nur fünf Lösungen   hat, kann man die dazugehörigen   und   berechnen:   Die dazugehörigen Mersenne-Zahlen   lauten also:

        und  

Die folgenden fünf Mersenne-Zahlen sind also gleichzeitig Dreieckszahlen und somit die einzigen Ramanujan-Nagell-Zahlen:

0, 1, 3, 15, 4095 (Folge A076046 in OEIS)

Es gibt keine weiteren Mersenne-Zahlen, die gleichzeitig Dreieckszahlen sind.

Verallgemeinerungen

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Verallgemeinerungen der Ramanujan-Nagell-Gleichung haben die Form

  mit vorgegebenen ganzzahligen   und Variablen  

Man nennt sie auch Gleichungen vom Ramanujan-Nagell-Typ.

Der Mathematiker Carl Ludwig Siegel konnte zeigen, dass die Anzahl der Lösungen   in allen Fällen endlich ist.[3][6]

Beispiel 1:

Sei  ,   und  . Dann lautet die Gleichung:
 
Diese Gleichung ergibt umgeformt  , was wieder die ursprüngliche Ramanujan-Nagell-Gleichung mit den schon erwähnten fünf Lösungen ist.

Beispiel 2:

Sei  ,   und  . Dann hat man es mit der Gleichung   zu tun. Mit anderen Worten: Die Gleichung lautet:
  mit  
Dieser Gleichungstyp hat immer höchstens zwei Lösungen. Es gibt aber unendlich viele  , für welche diese Gleichung exakt zwei Lösungen hat. Zum Beispiel seien hier diese zwei Lösungen von bestimmen   angegeben:[7][8]
  für  
  für  ,  

Beispiel 3:

Sei  ,   und  . Dann lautet die Gleichung:
 
Diese Gleichung hat die folgenden sechs Lösungen:[9]
 

Gleichungen vom Lebesgue-Nagell-Typ

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Eine Gleichung der Form

  mit vorgegebenen ganzzahligen   und Variablen  

nennt man Gleichung vom Lebesgue-Nagell-Typ. Sie wurde nach dem französischen Mathematiker Victor-Amédée Lebesgue benannt, der zeigen konnte, dass die Gleichung

 

keine Lösung hat mit Ausnahme der folgenden trivialen Lösungen:[10]

 ,   und  

Zur letzteren trivialen Lösungsschar gehören zum Beispiel   oder  .

Beispiel 1:

Die beiden Mathematiker Robert Tijdeman und Tarlok Nath Shorey konnten im Jahr 1986 zeigen, dass die Anzahl der Lösungen der Gleichung   in jedem Fall endlich ist.[11]

Beispiel 2:

Die drei Mathematiker Yann Bugeaud, Maurice Mignotte und Samir Siksek lösten im Jahr 2006 Gleichungen dieses Typs für   und  .[12]
Sie konnten im Speziellen zeigen, dass die Verallgemeinerung der Ramanujan-Nagell-Gleichung
  mit  
nur die fünf positiven ganzzahligen Lösungen   hat.
Für   hat diese Gleichung noch die triviale Lösung  , also  .
Lösungen dieser Gleichung wie zum Beispiel   oder   kann man umformen auf   bzw.  , was wiederum auf die schon bekannten Lösungen   führt.

Siehe auch

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  • Pillai-Vermutung:   mit   hat nur endliche viele Lösungen.
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Einzelnachweise

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  1. Srinivasa Ramanujan: Question 446, J. Indian Math. Soc. 5 (1913), 120, Collected papers, Cambridge University Press (1927), S. 327
  2. Wilhelm Ljunggren: Oppgave nr 2, Norske Mat. Tidsskrift 25 (1943), S. 29 (norwegisch)
  3. a b N. Saradha, Anitha Srinivasan: Generalized Lebesgue-Ramanujan-Nagell Equations. Diophantine Equations, 2008, S. 207–223, abgerufen am 11. Januar 2020.
  4. Attila Bérczes, István Pink: On generalized Lebesgue-Ramanujan-Nagell equations. Analele Universitatii Ovidius Constanta, Seria Matematica 22 (1), 10. Januar 2014, S. 51–71, abgerufen am 11. Januar 2020.
  5. Trygve Nagell: The Diophantine equation x2+7=2n. Ark. Math. 4 (13), 13. Januar 1960, S. 185–187, abgerufen am 11. Januar 2020.
  6. Carl Ludwig Siegel: Approximation algebraischer Zahlen. Satz 7 auf S. 204. Math. Zeit. 10, 1921, S. 173–213, abgerufen am 11. Januar 2020.
  7. Roger Apéry: Sur une èquation diophantienne, C.R. Acad. Sci. Paris Sér. A 251 (1960), S. 1263–1264 und S. 1451–1452 (französisch)
  8. N. Saradha, Anitha Srinivasan: Generalized Lebesgue-Ramanujan-Nagell Equations. Abschnitt (2.3) auf S. 2 (=S. 208). Diophantine Equations, 2008, S. 207–223, abgerufen am 11. Januar 2020.
  9. N. Saradha, Anitha Srinivasan: Generalized Lebesgue-Ramanujan-Nagell Equations. Aussage vor Proposition 2.1, S. 4f. Diophantine Equations, 2008, S. 207–223, abgerufen am 11. Januar 2020.
  10. Victor-Amédée Lebesgue: Sur l’impossibilité, en nombres entiers, de l’équation xm=y2+1. Nouvelles Annales de Mathématiques (1) 9, 1850, S. 178–181, abgerufen am 11. Januar 2020 (französisch).
  11. Tarlok Nath Shorey, Robert Tijdeman: Exponential Diophantine equations, Theorem 10.6, Cambridge Tracts in Mathematics 87, Cambridge University Press, Cambridge, 1986
  12. Yann Bugeaud, Maurice Mignotte, Samir Siksek: Classical and modular approaches to exponential and Diophantine equations II. The Lebesgue-Nagell equation. Theorem 1. Compos. Math. 142 (1), Januar 2006, S. 31–62, abgerufen am 11. Januar 2020.