Rathaus (Tauberbischofsheim)
Das Rathaus Tauberbischofsheim befindet sich am Marktplatz in Tauberbischofsheim, der Kreisstadt des Main-Tauber-Kreises in Baden-Württemberg. Es wurde von 1866 bis 1867 errichtet.[1] Das Rathaus ist seitdem Sitz der Bürgermeister von Tauberbischofsheim. Über eine an der Liobakirche installierte öffentliche Webcam kann das Rathaus mit dem Marktplatz rund um die Uhr live betrachtet werden.[2]
Tauberbischofsheimer Rathaus | |
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Daten | |
Ort | Tauberbischofsheim |
Baumeister | Theodor Fischer |
Baustil | Neugotik |
Baujahr | 1866 bis 1867 |
Koordinaten | 49° 37′ 23,7″ N, 9° 39′ 44,7″ O |
Besonderheiten | |
Neugotisches Rathaus in Süddeutschland |
Geschichte
BearbeitenAnfänge und Vorgängerbauten
BearbeitenBischofsheim, wie der Ort lange Zeit hieß, hatte nach dem Bauernkrieg und dem Verlust des Markt- und Stadtrechts wenig zu bieten: Es war praktisch in einen „Dornröschenschlaf“ gefallen.
Somit blieb der damaligen Bevölkerung wahrscheinlich nicht viel anderes übrig, als sich mit dem damaligen Ratsgebäude aus dem Jahr 1495 zu begnügen. Das auf alten Darstellungen sehr markante Bauwerk mit Türmchen, stellte für rund 450 Jahre die damaligen, eher bescheidenen Ansprüche zufrieden.[3]
Das alte Rathaus stand an selben Stelle wie der heutige Bau, war jedoch deutlich kleiner.[3]
Abriss und Neubau
BearbeitenMitte des 19. Jahrhunderts begann auch allmählich in Tauberbischofsheim der Aufbruch in ein neues Zeitalter. Das alte Rathausgebäude hatte in den Augen der Verantwortlichen ausgedient – etwas Neues sollte her.
Ein ausschlaggebender Grund hierfür war die beschränkte Raumsituation – man wollte, so die Forderung des damaligen Tauberbischofsheimer Bürgermeisters Franz Baumann 1857: „ein Rathaus in größerem Maßstabe und würdigerem Baustil“.[3]
Heutige Nutzung
BearbeitenNeben dem Sitz der Tauberbischofsheimer Bürgermeister ist im Erdgeschoss die Touristinformation der Stadt untergebracht.[4][5][6]
Architektur und Ausstattung
BearbeitenAußenarchitektur
BearbeitenDas Rathaus am Marktplatz 8 (Flurstücknummer 0-776) steht als Kulturdenkmal der Stadt Tauberbischofsheim unter Denkmalschutz.[7] Es ist eines der wenigen repräsentativen Rathäuser in Süddeutschland, die in neugotischem Stil errichtet wurden.[8][4]
Es handelt sich um einen dreigeschossigen Bau in Sandsteinquaderwerk mit flachem Walmdach hinter umlaufendem Zinnenkranz nach Plänen des Karlsruher Oberbaudirektors Fischer. Die fünfachsige Fassade wird durch spitzbogige Öffnungen bestimmt und durch leicht vortretende, um etwa halbe Geschosshöhe über die Traufe weitergeführte Mittelachse mit Balkon, Uhr und Wappen akzentuiert.[7]
Das Rathaus ist am Tauberbischofsheimer Marktplatz in ein Bauensemble von Fachwerkhäusern eingebettet.[9]
Innenarchitektur
BearbeitenNeben der äußeren Fassade sind im Inneren das Treppenhaus und der Bürgersaal von architektonischer Bedeutung.[4]
Sonstige Ausstattung
BearbeitenUm an die frühe Marktzeit der Stadt zu erinnern, wurde eine alte Stadtwaage aus dem Jahre 1775 unter den Arkaden des Rathauses aufgehängt.[4]
Seit 1981 erinnert im Foyer des Rathauses eine Gedenktafel an die jüdischen Mitbürger, die in der Shoa ermordet wurden.[10]
Im Treppenhaus des Rathauses werden in mehreren Vitrinen verschiedene Medaillen und Auszeichnungen der erfolgreichen Fechter des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim ausgestellt. Darunter befinden sich auch Exponate des IOC-Präsidenten Thomas Bach, der als bekanntester Botschafter seine Heimatstadt Tauberbischofsheim gilt.[4]
Glockenspiel
BearbeitenDas Rathaus verfügt über ein Glockenspiel, welches seit einer Renovierung im Jahre 1989 im Frühjahr ab Mitte März täglich erklingt. Es werden in einer vorbestimmten Reihenfolge bekannte Volks- und Heimatlieder gespielt.
Folgende Melodien sind an den jeweiligen Wochentagen zu hören:
Spielzeiten | Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag | Samstag | Sonntag |
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11:05 Uhr | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | — | 3 |
12:05 Uhr | — | — | — | — | — | 1 | — |
15:05 Uhr | 3 | 4 | 5 | 3 | 4 | 4 | 4 |
18:05 Uhr | 2 | 2 | 2 | 2 | 5 | 5 | 5 |
Legende: | ||||
Melodiefolge 1:
Frankenlied (o. Ref.) |
Melodiefolge 2:
Badnerlied (o. Ref.) |
Melodiefolge 3:
Frankenlied (volle Länge) |
Melodiefolge 4:
Frankenlied (volle Länge) |
Melodiefolge 5:
Frankenlied (volle Länge) |
Sonstiges
BearbeitenAls 2005 das 1250-jährige Jubiläum der Stadt Tauberbischofsheim gefeiert wurde, erhob man die heilige Lioba von Tauberbischofsheim während eines Festaktes im Rathaus förmlich zur Schirmherrin der Stadt. Die Ernennungsurkunde unterzeichnete der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch im Rathaussaal.[11][12]
Galerie
Bearbeiten-
Blick in die Arkaden des Rathauses
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Eine alte Stadtwaage von 1775 in den Arkaden
-
Das Rathaus bei der Night of Light 2020
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Rathaus Marktplatz 8 Tauberbischofsheim – Detailseite – LEO-BW. In: leo-bw.de. Abgerufen am 7. April 2021.
- ↑ Webcam Marktplatz Tauberbischofsheim. In: meintauber.de. Abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ a b c Norbert Seybold: Ein Rathaus in größerem Maß und würdigerem Stil. S. 30–31.
- ↑ a b c d e Rathaus und Marktplatz Tauberbischofsheim. In: tourismus-bw.de. Abgerufen am 3. Juni 2021.
- ↑ Stadtverwaltung Kreisstadt Tauberbischofsheim. In: tauberbischofsheim.de. Abgerufen am 1. Mai 2022.
- ↑ Tourist-Info Kreisstadt Tauberbischofsheim. In: tauberbischofsheim.de. Abgerufen am 1. Mai 2022.
- ↑ a b Regierungspräsidium Stuttgart (Hrsg.): Liste der Bau- und Kunstdenkmale mit Stand vom 15. Februar 2012.
- ↑ Corinna Egerer, Michael Latzel: Tauberbischofsheim. Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 2005, S. 32–33.
- ↑ Corinna Egerer, Michael Latzel: Tauberbischofsheim. Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 2005, S. 112–133 (Kapitel: „Fachwerk“ in Tauberbischofsheim).
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 92.
- ↑ Kirchenbote.de: Lioba von Tauberbischofsheim. 7. September 2012. Online auf www.kirchenbote.de. Abgerufen am 30. April 2016.
- ↑ Main-Post: Lioba wird weltliche Schirmherrin. 17. Juni 2005. Online auf www.mainpost.de. Abgerufen am 30. April 2016.