Die nach dem Anatomen Martin Rathke (1793–1860) bezeichnete Rathke-Tasche ist eine Ausstülpung des Rachendaches beim Fötus, aus der sich während der Organogenese der Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse) entwickelt. Dieser ist somit kein hirneigenes Gewebe, aber wie das ZNS ektodermalen Ursprungs.[1]

Diese Ausstülpung der Mundbucht wird in der weiteren Entwicklung abgeschnürt und verliert damit die Verbindung zur Mundhöhle.[1] Der Hohlraum dieser Bucht bildet das sogenannte Hypophysenbläschen. Bei manchen Säugetieren (z. B. Raubtiere, Wiederkäuer) bleibt dieser Hohlraum als Hypophysenhöhle (Cavum hypophysis) auch beim erwachsenen Tier bestehen.[2]

Bei Menschen und Pferden bildet sich dieser Hohlraum normalerweise vollständig zurück. Selten findet man jedoch davon abstammende Zysten zwischen Pars distalis und Pars intermedia der Hypophyse, die entsprechend als Rathke-Zyste bezeichnet werden. Diese flüssigkeitsgefüllten Hohlräume sind von einem Epithel umgeben und rufen normalerweise keine klinischen Erscheinungen hervor.[3] Aus den Epithelresten des Stiels der Rathke-Tasche können Rachendachhypophysen entstehen, welche selten Ausgangspunkt für Tumoren, sogenannte Kraniopharyngeome, sind.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c Renate Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-13-129242-1, S. 412
  2. Hans-Georg Liebich: Funktionelle Histologie der Haussäugetiere und Vögel: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2010, ISBN 978-3-7945-2692-5, S. 175.
  3. Norbert Hosten, Thomas Liebig: Computertomographie von Kopf und Wirbelsäule. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-13-117112-2, S. 181.