Raymund Hörhager

Auslandskorrespondent

Raymund Hörhager (* 25. Oktober 1910 in Düsseldorf; † 26. März 1992 in Wien) war ein deutscher Journalist, der u. a. als Auslandskorrespondent für namhafte deutsche Zeitungen in Wien arbeitete.

Raymund Hörhager wurde als Sohn der ursprünglich aus dem Zillertal (Tirol) eingewanderten Eheleute Johann und Louise Hörhager (geb. Laimböck) in Düsseldorf geboren und besuchte dort das Hindenburg-Gymnasium. Bereits als Abiturient stand bei ihm als Berufswunsch „will Journalist werden“. Nach Jurastudium fing Hörhager als Volontär bei der Vossischen Zeitung an und arbeitete als Zeitungskorrespondent zunächst in Paris, dann in Prag und Belgrad. Nach kurzer Ausbildung bei der Marine wurde Hörhager als Kriegsberichterstatter nach Nordafrika entsandt im Rahmen der 1941 erfolgten deutschen Landung in Tunesien. Nach der alliierten Gegenoffensive geriet Hörhager in Kriegsgefangenschaft der Engländer, die ihn an die Amerikaner übergaben. Als von der Sinnlosigkeit der deutschen Kriegsbestrebungen überzeugter Journalist beteiligte sich Hörhager aktiv an der Herausgabe und Redaktion der Zeitschrift für deutsche Kriegsgefangene[1] Der Ruf. In diesem Zusammenhang spielte das Sonderlager Fort Kearney[2] in Rhode Island eine zentrale Rolle, und Hörhagers Leistung wurde hervorgehoben in einem Schreiben vom 1. Dezember 1945 des Provost Marshal General of the Army Service Forces, Archer L. Lerch.

Nach seiner Rückkehr zog Hörhager mit seiner Familie nach Wien, wo er als fester Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung über die bewegten Nachkriegsjahre in Österreich berichtete[3], als das Land dank geschickter Verhandlungen von Politikern wie Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Leopold Figl seine Unabhängigkeit zurückerlangte. Weiters berichtete Hörhager aus Wien für den Norddeutschen Rundfunk. Deutsche Zeitungen, die er dort viele Jahre vertrat, sind die Kölnische Rundschau, die Allgemeine Zeitung Mainz, die Rheinpfalz Ludwigshafen, den Südkurier in Konstanz sowie das St. Galler Tagblatt und das Luxemburger Wort. Seine Berichterstattung umfasste den gesamten Südosteuropäischen Raum[4][5][6]. Er wurde Zeuge des ungarischen Volksaufstandes 1956 in Budapest[7][8][9], des Prager Frühlings 1968 in der damaligen ČSSR[10][11][12], sowie der zahlreichen Reformbestrebungen und schließlich des Zerfalls von Jugoslawien[13]. Hörhager war stets bestrebt, gegenüber den kommunistischen Regimen in Osteuropa Distanz zu wahren. Seine Kontakte zur Bürgerrechtsbewegung Charta 77 führten dazu, dass ihn die tschechoslowakische Regierung 1982 für mehrere Jahre zur Persona non grata erklärte.[14]

Raymund Hörhager ist Autor eines Reiseführers zur ehemaligen Tschechoslowakei.[15]

Er war Doyen und Ehrenmitglied des Verbandes der Auslandspresse in Wien. Seine Verdienste fanden breite Würdigung in den Medien.[16][17][18][14][19]

Anerkennungen

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Einzelnachweise

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  1. Arnold P. Krammer: German Prisoners of War in the United States. In: Military Affairs. Band 40, Nr. 2. Washington, D.C. April 1976, S. 68–73, JSTOR:1987148.
  2. Christian McBurney und Brian Wallin: The Top Secret World War II Prisoner-of-War Camp at Fort Kearney in Narragansett. In: The Online Review of Rhode Island History. 2013, abgerufen am 28. Mai 2023 (englisch).
  3. Statt Hammel Sachertorten. Der Spiegel, 12. Januar 1954, abgerufen am 28. Mai 2023.
  4. Raymund Hörhager: Reise in die ehemalige Kaiserstadt. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 189. Stuttgart 18. August 1967, S. 3.
  5. Raymund Hörhager: Auf der roten Donau nach Odessa. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 243. München 11. Oktober 1961, S. 3.
  6. Raymund Hörhager: Albanien - Pekings Ohr zum Westen. In: Ruhr-Nachrichten. Nr. 208. Dortmund 9. September 1970.
  7. Raymund Hörhager: Neue Fäden Bonn-Budapest. In: Allgemeine Zeitung. Mainz 19. Juni 1965.
  8. Raymund Hörhager: 10. Jahrestag des Ungarn-Aufstandes - Revolutionsschauplätze menschenleer. In: Kölnische Rundschau. Nr. 247. Köln 24. Oktober 1966, S. 3.
  9. Raymund Hörhager: Das Kadar-Regime fürchtet den Jahrestag. In: Die Rheinpfalz. Nr. 246. Ludwigshafen 22. September 1966.
  10. Raymund Hörhager: Prag auf neuem Kurs. In: Badische Neueste Nachrichten. Karlsruhe 14. Dezember 1963.
  11. Raymund Hörhager: Schwejksche Opposition wird gepflegt. In: Die Rheinpfalz. Nr. 121. Ludwigshafen 28. Mai 1969.
  12. Raymund Hörhager: Der Prager Frühling liegt lange zurück. In: Südkurier. Nr. 31. Konstanz 8. Februar 1983, S. 3.
  13. Raymund Hörhager: Tito strebt Ausgleich mit Sowjetunion an. In: Kölnische Rundschau. Nr. 202. Köln 2. September 1969, S. 5.
  14. a b c R. Hörhager gestorben. In: Südkurier. Nr. 77. Konstanz 1. April 1992.
  15. Raymund Hörhager: CSSR, Herzstück Europas. Hrsg.: Zusammenarb. mit d. Europ. Aktionsgemeinschaft e. V., Bad Godesberg. Europa-Union-Verlag, Köln 1966, DNB 730023958.
  16. Carl-Gustav Ströhm: Personen. In: Die Welt. Hamburg 31. März 1992.
  17. Carl-Gustav Ströhm: Ein Pionier und Österreich-Freund. In: Kleine Zeitung. Wien 2. April 1992.
  18. JB: Raymund Hörhager in Wien gestorben. In: Die Rheinpfalz. Ludwigshafen 1. April 1992.
  19. WFS: Korrespondent von höchster Verantwortung. In: Allgemeine Zeitung. Mainz 3. April 1992, S. 3.
  20. laut Kondolenzschreiben des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Wien, Dr. Philipp Jenninger, vom 2. April 1992
  21. Erwähnung in Mitteilung des Verbandes der Auslandspresse in Wien vom 31. März 1992, Nr. 22/2, "Kollege Raymund HÖRHAGER gestorben"