Regierung Reynolds II
Die Regierung Reynolds II war die 23. Regierung der Republik Irland, sie amtierte vom 12. Januar 1993 bis zum 15. Dezember 1994.
Von 1989 bis 1992 regierte eine Koalition aus Fianna Fáil (FF) und Progressive Democrats (PD).[1] Nach dem Rückzug der Progressive Democrats aus der Regierung am 4. November 1992 stellte Taoiseach (Ministerpräsident) Albert Reynolds (FF) am folgenden Tag die Vertrauensfrage und unterlag mit 77 gegen 88 Stimmen. Daraufhin beantragte Reynolds die Auflösung des Parlaments.[2]
Bei der nachfolgenden Parlamentswahl am 25. November 1992 verlor Fianna Fáil 9 Mandate und kam nur noch auf 68 der 166 Parlamentssitze.[3] Bei der ersten Sitzung des Dáil Éireann (Unterhaus des irischen Parlaments) am 14. Dezember 1992 scheiterte Amtsinhaber Reynolds bei der Wahl zum Taoiseach mit 68 gegen 94 Stimmen. Auch die Kandidaten der Fine Gael (FG), John Bruton, und der Labour Party (ILP), Dick Spring, konnten keine Mehrheit erringen.[4] Daraufhin erklärte Reynolds am nächsten Tag seinen Rücktritt.[5] Nachdem sich Fianna Fáil und Labour, die zusammen über 101 der 166 Parlamentssitze verfügten, auf eine Koalition geeinigt hatten, wurden Reynolds und die Minister am 12. Januar 1993 vom Dáil gewählt und von der Staatspräsidentin ernannt. Die Staatsminister wurden am 14. Januar ernannt.[6][7]
Am 17. November 1994 verließ Labour aus Protest gegen die Ernennung von Attorney General (Generalstaatsanwalt) Harry Whelehan zum Vorsitzenden des High Court, des obersten Gerichtshof von Irland, die Regierung. Whelehan hatte einer nach einer Vergewaltigung schwangeren Minderjährigen die Ausreise nach Großbritannien, um dort eine Abtreibung vornehmen zu lassen, verweigert. Nach zwei Tagen im Amt trat Whelehan am 17. November zurück.[8]
Regierungschef Reynolds erklärte seinen Rücktritt, die Regierung führte die Geschäfte bis zur Bildung einer neuen Regierung.[9] Nach dem Scheitern von Verhandlungen zwischen Fianna Fáil und Labour, einigten sich Fine Gael und Labour auf die Bildung einer neuen Regierung. John Bruton, der Vorsitzende von Fine Gael, wurde am 15. Dezember 1994 von Parlament mit 85 zu 74 Stimmen zum neuen Taoiseach gewählt.[10]
Zusammensetzung
BearbeitenMinister | |||||
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Amt | Name | Partei | Amtszeit | ||
Taoiseach (Ministerpräsident) | Albert Reynolds | FF | – | ||
Tánaiste (Vizeministerpräsident) | Dick Spring | ILP | – | ||
Bertie Ahern (kommissarisch) | FF | – | |||
Außenminister | Dick Spring | ILP | – | ||
Albert Reynolds (kommissarisch) | FF | – | |||
Finanzminister | Bertie Ahern | FF | – | ||
Sozialminister | Michael Woods | FF | – | ||
Justizministerin | Máire Geoghegan-Quinn | FF | – | ||
Minister für Industrie und Gewerbe | Ruairi Quinn | ILP | – | ||
Minister für Unternehmen und Beschäftigung | – | ||||
Charlie McCreevy (kommissarisch) | FF | – | |||
Umweltminister | Michael Smith | FF | – | ||
Verteidigungsminister Minister für Meeresangelegenheiten |
David Andrews | FF | – | ||
Minister für Landwirtschaft und Ernährung | Joe Walsh | FF | – | ||
Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten | – | ||||
Minister für Tourismus, Verkehr und Kommunikation | Charlie McCreevy | FF | – | ||
Minister für Tourismus und Handel | – | ||||
Energieminister | Brian Cowen | FF | – | ||
Minister für Verkehr, Energie und Kommunikation | – | ||||
Arbeitsminister | Mervyn Taylor | ILP | – | ||
Minister/-in für Gleichstellung und Rechtsreform | – | ||||
Máire Geoghegan-Quinn (kommissarisch) | FF | – | |||
Minister für die Gaeltacht | Michael D. Higgins | ILP | – | ||
Minister für Kunst, Kultur und die Gaeltacht | – | ||||
Bertie Ahern (kommissarisch) | FF | – | |||
Gesundheitsminister | Brendan Howlin | ILP | – | ||
Michael Woods (kommissarisch) | FF | – | |||
Bildungsminister/-in | Niamh Bhreathnach | ILP | – | ||
Michael Smith (kommissarisch) | FF | – | |||
Staatsminister | |||||
Amt | Name | Partei | Amtszeit | ||
Staatsminister beim Taoiseach | Noel Dempsey | FF | – | ||
Tom Kitt | FF | – | |||
Noel Treacy | FF | – | |||
Staatsminister im Verteidigungsministerium | Noel Dempsey | FF | – | ||
Staatsminister/-in im Finanzministerium | – | ||||
Noel Treacy | FF | – | |||
Eithne FitzGerald | ILP | – | |||
Staatsminister im Außenministerium | Tom Kitt | FF | – | ||
Staatsminister im Energieministerium | Noel Treacy | FF | – | ||
Staatsminister im Ministerium für Verkehr, Energie und Kommunikation | – | ||||
Staatsminister im Ministerium für Industrie und Gewerbe | Mary O’Rourke | FF | – | ||
Séamus Brennan | FF | – | |||
Staatsminister/-in im Ministerium für Unternehmen und Beschäftigung | Mary O’Rourke | FF | – | ||
Séamus Brennan | FF | – | |||
Staatsminister im Ministerium für die Gaeltacht | Pat Gallagher | FF | – | ||
Staatsminister im Ministerium für Kunst, Kultur und die Gaeltacht | – | ||||
Staatsminister im Bildungsministerium | Liam Aylward | FF | – | ||
Staatsminister im Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung | Liam Hyland | FF | – | ||
Brian O’Shea | ILP | – | |||
Staatsminister im Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten | Liam Hyland | FF | – | ||
Brian O’Shea | ILP | – | |||
Staatsminister im Gesundheitsministerium Staatsminister im Justizministerium |
Willie O’Dea | FF | – | ||
Staatsminister im Umweltministerium | John Browne | FF | – | ||
Emmet Stagg | ILP | – | |||
Staatsminister im Ministerium für Meeresangelegenheiten | Gerry O’Sullivan | ILP | – | ||
Staatsministerin im Sozialministerium | Joan Burton | ILP | – |
Umbesetzungen und Umbenennungen
BearbeitenKurz nach Amtsantritt der Regierung wurden einige Ressorts umbenannt.[7]
- Das Arbeitsministerium wurde zum Ministerium für Gleichstellung und Rechtsreform
- Das Energieministerium wurde zum Ministerium für Verkehr, Energie und Kommunikation
- Das Ministerium für die Gaeltacht wurde zum Ministerium für Kunst, Kultur und die Gaeltacht
- Das Ministerium für Industrie und Gewerbe wurde zum Ministerium für Unternehmen und Beschäftigung
- Das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung wurde zum Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten
- Das Ministerium für Tourismus, Verkehr und Kommunikation wurde zum Ministerium für Tourismus und Handel
Der Staatsminister im Ministerium für Meeresangelegenheiten Gerry O’Sullivan starb am 5. August 1994.[11]
Pat Gallagher, Staatsminister im Ministerium für Kunst, Kultur und die Gaeltacht und der Staatsminister im Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Liam Hyland, wurden ins Europäische Parlament gewählt und traten am 15. Juni 1994 zurück.
Nach dem Austritt der Labour Party aus der Regierung am 17. November 1994 wurden die bisher von Labour Minister geführten Ressorts kommissarisch von anderen Ministern bis zur Bildung einer Nachfolgeregierung geführt. Die ausgeschiedenen Staatsminister wurden nicht ersetzt.[12]
Weblinks
Bearbeiten- Twenty-Seventh Dáil. Department of the Taoiseach, 4. Dezember 2017, abgerufen am 11. März 2020.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Twenty-Sixth Dáil. Department of the Taoiseach, 3. Dezember 2017, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Thursday, 5 Nov 1992. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 1994. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-19094-0, Sp. 95 f.
- ↑ Dáil Éireann debate - Monday, 14 Dec 1992. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Tuesday, 15 Dec 1992. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Tuesday, 12 Jan 1993. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ a b Dáil Éireann debate - Wednesday, 10 Feb 1993. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 1996. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-596-19096-7, Sp. 342.
- ↑ Dáil Éireann debate - Thursday, 17 Nov 1994. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Thursday, 15 Dec 1994. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Thursday, 25 Aug 1994. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Dáil Éireann debate - Tuesday, 22 Nov 1994. Houses of the Oireachtas, abgerufen am 11. März 2020.