Reifenschacht
Ein Reifenschacht,[1] auch Reifschacht[2] oder Bügelschacht,[3] im frühen Bergbau auch Pütze[4] oder Duckel genannt,[5] ist ein kleiner Schacht mit rundem kleinen Querschnitt und geringer Teufe,[2] der mit biegsamen Zweigen ausgebaut ist.[1] Reifenschächte wurden früher in den Bergrevieren Schlesiens, in Hessen, in der Rheinprovinz und in Nassau verwendet.[6]
Aufbau und Verwendung
BearbeitenEin Reifenschacht wird mit einem kreisrunden Querschnitt abgeteuft.[7] Der Durchmesser des Schachtes schwankt zwischen 75 cm[8] und bis zu 1,35 Meter.[9] In der Regel beträgt der Durchmesser einen Meter.[6] Geteuft wird der Schacht bis auf den tagesnahen, abbaubaren Teil der Lagerstätte.[4] Die Teufe eines Reifenschachtes beträgt maximal 30 Meter.[10] Als Ausbau für den Schacht wird die Reifenzimmerung verwendet.[3] Die Bauzeit eines solchen einfachen Schachtes betrug etwa fünf bis sechs Wochen.[10] Reifenschächte wurden meist in rolligem Gebirge abgeteuft. Sie kamen nur dort zum Einsatz, wo ein geringer Gebirgsdruck herrschte.[6] Vorteilhaft bei diesen Schächten waren neben der geringen Bauzeit auch die niedrigen Kosten von damals etwa acht Mark pro Meter Schacht inklusive Reifenzimmerung.[10] Von großem Nachteil war die geringe Haltbarkeit des Ausbaus dieser Schächte, zudem die schlechte Befahrbarkeit.[2] Zudem waren diese Schächte aufgrund des in der Regel verhältnismäßig schlechten und wenig haltbaren Ausbaus gefährlich und es kam auch wiederholt zum Einsturz von Reifenschächten mit tödlich verunglückten Bergleuten.[11] Eingesetzt wurden Reifenschächte bei der Versuchsarbeit[5] und beim Duckelbau.[12] Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Schürfarbeit.[13] Wenn die Schächte aufgrund der örtlichen Gegebenheiten standhaft waren und längere Zeit offen blieben, dienten sie oftmals für die Schachtförderung.[5]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Zusammengestellt und kurz erklärt, zweite wesentlich vermehrte Auflage, mit Hinzufügung der Englischen und Französischen Synonyme und englisch-deutschem und französisch-deutschem Wortregister, Verlag von Craz & Gerlach, Freiberg 1881.
- ↑ a b c Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
- ↑ a b Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.): Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
- ↑ a b Verein für bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund: Die Entwicklung des Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlen-Bergbaues in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Band III, Stollen, Schächte, Verlagsbuchhandlung von Julius Springer, Berlin 1903, S. 15.
- ↑ a b c Hans Bansen: Der Grubenausbau. Zweite vermehrte verbesserte Auflage, mit 498 Textfiguren, Verlag von Julius Springer, Berlin 1909, S. 70.
- ↑ a b c Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweite verbesserte Auflage, mit 846 Holzschnitten und 7 Lithographischen Tafeln, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887, S. 493.
- ↑ Franz Rziha: Lehrbuch der gesammten Tunnelbaukunst. Erster Band, mit 354 in den Text eingedruckten Holzschnitten, Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867, S. 655.
- ↑ Eduard Baumstark: Kameralistische Encyklopädie. Handbuch der Kameralwissenschaften und ihrer Literatur. Karl Groos, Heidelberg, Leipzig 1835.
- ↑ Alexander Maass: Die Bedeutung des Bergbaus und seine sozioökonomischen Strukturen im Neolithikum. Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg 2005.
- ↑ a b c Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage, mit 728 Textfiguren und 9 Lithographischen Tafeln, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 547.
- ↑ Jacob Nöggerath (Hrsg.): Sammlung von Gesetzen und Verordnungen in Berg-, Hütten-, Hammer- und Steinbruchsangelegenheiten. Welche seit der Wirksamkeit des königlichen Preußisch-Rheinischen Ober-Berg-Amts erlassen worden sind und in dessen Haupt-Berg-Distrikt Gültigkeit besitzen. Bei Eduard Weber, Bonn 1836, S. 1–3.
- ↑ Albert Serlo (Hrsg.): Leitfaden der Bergbaukunde. Nach den an der königlichen Berg - Akademie zu Berlin gehaltenen Vorlesungen von Bergrath Heinrich Lottner, nach dessen Tode und in dessen Auftrage bearbeitet und herausgegeben, Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1869.
- ↑ B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 30.