Reinhard Bütikofer

deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), MdEP

Reinhard Hans Bütikofer (* 26. Januar 1953 in Mannheim) ist ein deutscher Politiker von Bündnis 90/Die Grünen. Von 2002 bis 2008 war Bütikofer einer der beiden Bundesvorsitzenden der Partei. Von 2009 bis 2024 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Zwischen 2012 und 2019 war er einer der beiden Vorsitzenden der Europäischen Grünen Partei.

Reinhard Bütikofer (2019)

Ausbildung und Beruf

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Bütikofer wuchs in Ludwigshafen am Rhein und in Speyer auf. Von 1969 bis 1970 verbrachte er einen Auslandsaufenthalt in Kenosha, Wisconsin, USA. Anschließend machte er sein altsprachliches Abitur in Speyer.[1] 1971 nahm Bütikofer ein Studium der Philosophie, Geschichte, Alten Geschichte sowie zeitweise der Sinologie in Heidelberg auf, schloss es aber nicht ab.[2] Außerdem leistete er Zivildienst.

Ab 1973 war er in der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) aktiv. Ab 1981 unterstützte er die Bewegung Solidarität mit Solidarnosc. Es folgte eine Karriere als Politiker.[2]

Bütikofers Vater war Postbeamter, seine Mutter Hausfrau. Er ist seit 2001 mit Renée Krebs verheiratet. Aus einer früheren Beziehung mit Henriette Katzenstein ist er Vater dreier Töchter.

Kommunal-, Landes- und Bundespolitik

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Auf dem Bundesparteitag (2007)

In der Studentenbewegung war Bütikofer bei der Kommunistischen Hochschulgruppe (KHG) und beim maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) aktiv. Er war u. a. Mitglied im AStA, im Senat, Großen Senat und Verwaltungsrat der Universität Heidelberg. Ab 1973 war er auch Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF). Ab 1982 war er bei der Grün-Alternativen Liste (GAL) und dem Kommunalpolitischen Forum (KoPoFo) in Heidelberg tätig. 1984 wurde er als Kandidat der GAL Mitglied des Gemeinderats in Heidelberg und GAL-Fraktionsvorsitzender. Im selben Jahr trat er den Grünen bei. Von 1988 bis 1996 saß er als Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg, wo er haushalts- und finanzpolitischer Sprecher sowie ab 1992 europapolitischer Sprecher der Fraktion der Grünen war. Von 1997 bis 1998 war er zusammen mit Monika Schnaitmann Landesvorsitzender der Grünen in Baden-Württemberg.

Von Dezember 1998 bis 2002 war er Politischer Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, als der er zwischen den verschiedenen Parteiflügeln zu vermitteln versuchte und innerhalb der Partei maßgeblich das 30-jährige Kompromiss-Konzept zum Atomkraft-Ausstieg zustande brachte. Außerdem war er von 1999 bis 2002 Vorsitzender der Grundsatzprogrammkommission, und von 1998 bis 2008 war er Mitglied des Parteirates. Vom 8. Dezember 2002 bis zum 16. November 2008 war er Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und damit bis dahin der am längsten amtierende Vorsitzende seiner Partei. Den anderen Part im Führungsduo bestritt zunächst Angelika Beer, welche am 2. Oktober 2004 von Claudia Roth abgelöst wurde, die in dieses Amt zurückkehrte. Sein Nachfolger wurde Cem Özdemir.

Am 3. März 2008 kündigte er an, nicht mehr für den Vorsitz der Partei anzutreten, sondern für das Europäische Parlament kandidieren zu wollen.[3] Im Januar 2009 wurde Bütikofer gemeinsam mit Rebecca Harms zum Spitzenkandidaten der Grünen für die Europawahl am 7. Juni 2009 gewählt.

Europäisches Parlament

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Reinhard Bütikofer im Europäischen Parlament (2018)

Reinhard Bütikofer war bei der Europawahl 2009 Spitzenkandidat seiner Partei und gehörte dem Europäischen Parlament seit der siebten Wahlperiode (ab 2009) bis zum Ende der zehnten (2024) an.[1] 2009 wurde Bütikofer zum Sprecher der deutschen Delegation der Grünen im Europäischen Parlament gewählt.[4] Seine Stellvertreterin war Helga Trüpel. Dieses Amt hatte er bis 2014 inne. Er war bis 2012 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Schatzmeister der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament. Bei der Europawahl 2014 kandidierte Bütikofer auf Platz 4 der bundesweiten Liste und zog erneut ins Parlament ein.

In den Legislaturperioden 2009–2014 und 2014–2019 war Bütikofer für seine Fraktion Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie sowie stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Darüber hinaus war er stellvertretender Vorsitzender der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China und Mitglied der Delegation für die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.[1]

Bei der Europawahl 2019 kandidierte er erneut auf dem 4. Listenplatz und verteidigte sein Mandat.[5] In der neunten Legislaturperiode vertritt Bütikofer seine Fraktion als Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten sowie im Ausschuss für internationalen Handel.[6] Zudem ist er Vorsitzender der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China.[7]

Unabhängig von seiner Tätigkeit als Mitglied des Europäischen Parlaments wurde Bütikofer am 10. November 2012 als Nachfolger von Philippe Lamberts in einer Doppelspitze mit der Italienerin Monica Frassoni zum Vorsitzenden der Europäischen Grünen Partei gewählt.[8] Diese Funktion hatte er bis Dezember 2019 inne.

Seit März 2021 ist Bütikofer von der Volksrepublik China sanktioniert und darf deshalb nicht nach China, Hongkong und Macau einreisen.[9]

Bütikofer unterhielt Büros in Brüssel, Berlin sowie ein Wahlkreisbüro in Erfurt.[10]

Bei der Europawahl 2024 trat Bütikofer nicht erneut an.[11]

Mitgliedschaften

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Bütikofer ist Mitglied von ver.di, der Europa-Union, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, des NABU Club, im Europa/Transatlantik-Beirat der Heinrich-Böll-Stiftung, im Kuratorium des Haus der Europäischen Geschichte, im Deutsch-Chinesischen Dialog Forum und in der Deutsch-Taiwanischen Dialogplattform. Bütikofer ist Mitglied der DGAP, des ECFR und von IISS. Er war Mitglied im Vorstand des Aspen-Institut Berlin, im Advisory Board des AJC Ramer Center Berlin, in der Atlantikbrücke, in der Heinrich-Böll-Stiftung Mitgliederversammlung und im Vorstand der Europäischen Grünen Stiftung.[12]

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Commons: Reinhard Bütikofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Reinhard Bütikofer – in den Nachrichten

Einzelnachweise

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  1. a b c Reinhard Bütikofer: Lebenslauf. Europäisches Parlament, 2. Februar 2015;.
  2. a b Vita. reinhardbuetikofer.eu, abgerufen am 19. April 2019.
  3. Bütikofer geht. In: ZEIT online. 28. Februar 2008, abgerufen am 19. April 2019.
  4. Bütikofer und Trüpel zu Sprechern gewählt. Archiviert vom Original am 20. November 2009; abgerufen am 2. Februar 2011.
  5. Grüne Europaliste. Abgerufen am 7. Juli 2019.
  6. 9. Wahlperiode | Reinhard BÜTIKOFER | Abgeordnete | Europäisches Parlament. Abgerufen am 7. Juli 2019.
  7. Welcome from the Chair, Delegationen Europäisches Parlament, D-CN
  8. Bütikofer wird europäischer Grünen-Chef: „Ob man das Karriere nennt, ist mir Wurscht“. tagesschau.de, 10. November 2012, abgerufen am 10. November 2012.
  9. Foreign Ministry Spokesperson Announces Sanctions on Relevant EU Entities and Personnel. Abgerufen am 16. April 2024.
  10. Info bei Grüne Thüringen. Abgerufen am 16. Juni 2022.
  11. Bütikofer kandidiert nicht mehr. In: table.media. 1. Mai 2023, abgerufen am 24. April 2024.
  12. Reinhard Bütikofer. Heinrich-Böll-Stiftung, abgerufen am 19. April 2019.