In der speziellen Relativitätstheorie hängt der Impuls anders mit der Geschwindigkeit zusammen als in der Newtonschen Mechanik und wird daher auch relativistischer Impuls genannt. Der relativistische Impuls ist der tatsächlich wirksame, z. B. für Teilchen, die in Beschleunigern auf Zielkörper aufprallen. Bei Stößen und anderen Wechselwirkungen von Teilchen erweist er sich als additive Erhaltungsgröße: Die Summe der anfänglichen Impulse stimmt mit der Summe der Impulse nach der Wechselwirkung überein.

Berechnung aus Masse und Geschwindigkeit

Bearbeiten

Der Impuls   eines Teilchens der Masse   hängt in der speziellen Relativitätstheorie nichtlinear von der Geschwindigkeit   ab:

 

Dabei ist   der relativistische Faktor (Lorentzfaktor). Der Lorentzfaktor wird bei steigender Geschwindigkeit immer größer, bei Lichtgeschwindigkeit unendlich.

Für nichtrelativistische Geschwindigkeiten   ist   annähernd 1, d. h. man erhält für kleine Geschwindigkeiten den klassischen Impuls der newtonschen Mechanik:

 

Wird durch eine Kraft   Impuls im Laufe der Zeit auf ein Teilchen übertragen, so ändert sich dadurch sein Impuls, d. h. Kraft ist Impulsübertrag pro Zeit:

 

Abgrenzung von „relativistischer Masse“

Bearbeiten

Insbesondere in älterer populärwissenschaftlicher Literatur findet sich auch die Formel  , wobei   als „relativistische Masse“ und   als „Ruhemasse“ bezeichnet wird. Zu Verwirrung führt, dass dann oft statt   einfach   geschrieben wird und das Wort „Masse“ die relativistische Masse bezeichnet, während die Ruhemasse das Symbol   bekommt. Mit dem Symbol   für die relativistische Masse ist die Formel   zwar formal auch in der Relativitätstheorie gültig, aber es treten andere konzeptionelle Schwierigkeiten auf[1] (siehe Masse (Physik) → Relativistische Massenzunahme).

Anders ist es beim „relativistischen Impuls“. Während „relativistische Masse“ eine alternative Definition von „Masse“ bedeutet (die in der modernen Physik weitgehend abgelehnt wird), gibt es für den Impuls keine unterschiedlichen Definitionen oder Interpretationen: „Relativistischer Impuls“ bedeutet schlicht, dass die exakte Formel der speziellen Relativitätstheorie verwendet wird und nicht die newtonsche Formel, die eine Näherung für   ist.

Herleitung

Bearbeiten

Sowohl der Impuls als auch die Energie eines Teilchens der Masse   müssen in relativistischer Physik für jeden Beobachter additive Erhaltungsgrößen sein. Daraus lässt sich die Abhängigkeit des Impulses und der Energie von der Geschwindigkeit   ableiten.

Eine Herleitung ergibt sich auch aus der Wirkung

 

mit der Lagrangefunktion

 

Da die Lagrangefunktion nicht vom Ort   abhängt (das heißt, die Komponenten   sind zyklisch), ist die Wirkung invariant unter räumlichen Verschiebungen. Die nach dem Noether-Theorem zugehörige Erhaltungsgröße ist definitionsgemäß der Impuls. Im vorliegenden Fall ist dies der zu   konjugierte Impuls mit Komponenten

  also
 

Da die Lagrangefunktion nicht von der Zeit   abhängt, ist nach dem Noether-Theorem die Energie

 

eine Erhaltungsgröße. Die Geschwindigkeit als Funktion des Impulses ist

 

wie sie sich umgekehrt aus   ergibt. Daraus folgt die Energie als Funktion der Phasenraumvariablen, die Hamilton-Funktion

 

Die Energie und der Impuls erfüllen also die Energie-Impuls-Beziehung und liegen auf der Massenschale.

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Gary Oas: On the abuse and use of relativistic mass, Education Program for Gifted Youth, Stanford University (2008) doi:10.48550/arXiv.physics/0504110