Johannisbeeren

Gattung der Familie Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
(Weitergeleitet von Ribisel)

Die Johannisbeeren (bundesdeutsches Hochdeutsch, auch in Vorarlberg) bzw. Ribiseln (österreichisches Schriftdeutsch, auch in Bayern und Südtirol; Ribes),[1] mundartlich in schwäbischen Teilen Baden-Württembergs Träuble, in der Deutschschweiz Meertrübeli, Trübeli oder Ribiseli, sind die einzige Pflanzengattung in der Familie der Stachelbeergewächse (Grossulariaceae). Sie umfasst die im Deutschen als Johannisbeere bzw. Ribisel und Stachelbeere bezeichneten Arten. Einige Arten und ihre Sorten werden als Beerenobst, andere als Zierpflanzen genutzt.

Johannisbeeren

Rote Johannisbeere (Ribes rubrum)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Stachelbeergewächse
Gattung: Johannisbeeren
Wissenschaftlicher Name der Familie
Grossulariaceae
DC.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Ribes
L.

Beschreibung

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Illustration der Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum)

Vegetative Merkmale

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Bei den Ribes-Arten handelt es sich um meist laubabwerfende, selten immergrüne (Ribes viburnifolium) oder fast immergrüne (Ribes speciosum ) Sträucher, die Wuchshöhen von 1 bis 1,5 Meter erreichen, oder selten kleine Bäume.[2][3] Wenige Arten leben als Epiphyten. Meist sind Kurz- und Langtriebe ausgebildet. Ein Teil der Arten ist mit Dornen bewehrt. Die Knospen besitzen papierartige bis krautige Schuppen; in ihnen sind die Blätter meist gefaltet. Die wechselständig und spiralig oder selten zu mehreren zusammengefassten, an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist einfach (Ribes speciosum, Ribes viburnifolium), oft drei- bis fünffach gelappt; bei einigen Arten besitzen sie einen auffälligen Geruch. Nebenblätter fehlen meist.

Generative Merkmale

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Es werden meist einfache, traubige, fast sitzende doldige oder schirmtraubige Blütenstände gebildet, bei einigen Arten ist der Blütenstand auf ein bis wenige Blüten reduziert. Unter jeder Blüte befinden sich zwei Tragblätter.

 
Blütenstand der Roten Johannisbeere (Ribes rubrum)

Die Blüten sind zwittrig oder eingeschlechtig; wenn die Blüten eingeschlechtig sind (beispielsweise Ribes diacanthum ), dann sind die Pflanzen zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Es ist ein freier Blütenbecher (Hypanthium) vorhanden. Es ist nur ein Kreis mit vier oder fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Die radiärsymmetrischen Blüten sind vier- oder fünfzählig im Grundsatz mit doppelten Perianth. Die vier bis fünf, meist kronblattartigen, grünlichen, weißen, gelben, von rosafarben über rot bis purpurfarbenen Kelchblätter sind untereinander und mit der Basis des Fruchtknotens verwachsen. Die Kelchlappen sind aufrecht oder zurückgebogen. Es sind vier oder fünf grünliche, weiße, gelbe, von rosafarben über rot bis purpurfarbene Kronblätter vorhanden oder sie fehlen bei manchen Arten. Es ist nur der äußere Kreis mit vier bis fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Bei funktional weiblichen Blüten sind die Staubblätter steril. Zwei Fruchtblätter sind zu einem meist unterständigen, selten halbunterständigen, einfächerigen Fruchtknoten verwachsen und enthalten viele Samenanlagen. Bei männlichen Blüten kann ein Gynözeum rudimentär vorhanden sein. Der Griffel ist zweilappig oder sogar bis zur Hälfte seiner Länge zweigeteilt. Es ist ein prominenter, relativ dicker, dunkelroter, purpurfarbener oder gelber Diskus vorhanden, oder er ist prominent und grünlich. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie). Lang- und kurzrüsselige Bienen und Kolibris sind die häufigsten Bestäuber; die Blüten einiger Arten werden von Schmetterlingen besucht.

 
Fruchtstände der Schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum)
 
Samen der Gold-Johannisbeere (Ribes aureum)

Auf den saftigen Beeren ist der Kelch noch erhalten, und sie enthalten selten nur drei bis zehn, meist zehn bis hundert Samen. Die braunen bis schwarzen Samen enthalten Öl, aber keine Stärke. Die Testa und das viele Endosperm sind gelatinös. Der gerade Embryo ist zylindrisch und winzig.

Die Chromosomen­grundzahl beträgt x = 8.

Der Name „Johannisbeere“ leitet sich vom Johannistag (24. Juni) her, um den herum die ersten Sorten reif werden.

Die Bezeichnung „Ribiseln“, von lateinisch ribes, über das gleichlautende italienische Wort,[4] stammt vom arabischen ribâs, einer im Libanon wachsenden Rhabarberart, was die mittelalterlichen Botaniker zu ribes veränderten.[5]

Die Johannisbeeren bzw. Ribiseln werden umgangssprachlich oder mundartlich in Norddeutschland „Ahlbeere“, im Rheinland „Wiimele“[6] oder „Wimele“[7], in Schwaben „Gichtbeere“, „Träuble“, in Baden "Hanstreible", in der Pfalz und in Südhessen „Kanstraube“ oder „Kantztrauwe“ bzw. „Gehonstraube“, in der Deutschschweiz „Trübeli“ bzw. „Meertrübeli“ genannt.

Weltproduktion

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2016 betrug die Welternte 655.000 Tonnen. Das Land mit der größten Johannisbeerenproduktion der Welt war Russland, das 52,7 % der weltweiten Ernte produzierte. Europa war für etwa 97,5 % der Welternte verantwortlich.[8]

Die zehn größten Johannisbeeren-Produzenten waren 2016:[8]

Produktionsland Menge in t % der Weltproduktion
Russland  Russland 345.049 52,7
Polen  Polen 166.110 25,4
Ukraine  Ukraine 24.500 3,7
Deutschland  Deutschland 13.992 2,1
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 11.353 1,7
Neuseeland  Neuseeland 10.733 1,6
Danemark  Dänemark 9.890 1,5
Ungarn  Ungarn 3.056 0,5
Aserbaidschan  Aserbaidschan 2.805 0,4
Niederlande  Niederlande 1.867 0,3
Welt 655.030 100

Systematik und Verbreitung

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Untergattung Berisia Sektion Berisia: Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum)
 
Untergattung Berisia Sektion Hemibotrya: Ribes fasciculatum var. chinense
 
Untergattung Grossularia Sektion Grossularia: Blüten der Oregon-Stachelbeere (Ribes divaricatum var. divaricatum) mit zurückgekrümmten Kelchblättern
 
Untergattung Grossularia Sektion Grossularia: Früchte der Zartblütigen Stachelbeere (Ribes leptanthum)
 
Untergattung Grossularia Sektion Grossularia: Stachelbeere (Ribes uva-crispa)
 
Untergattung Grossularioides: Sumpf-Stachelbeere (Ribes lacustre)
 
Untergattung Ribes Sektion Botrycarpum: Ribes bracteosum
 
Untergattung Ribes Sektion Botrycarpum: Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)
 
Untergattung Ribes Sektion Calobotrya: Ribes malvaceum var. viridifolium
 
Untergattung Ribes Sektion Calobotrya: Blut-Johannisbeere (Ribes sanguineum)
 
Untergattung Ribes Sektion Cerophyllum: Ribes cereum var. cereum
 
Untergattung Ribes Sektion Heritiera: Blütenstände von Ribes laxiflorum
 
Untergattung Ribes Sektion Ribes: Blütenstände von Ribes meyeri
 
Untergattung Ribes Sektion Ribes: Felsen-Johannisbeere (Ribes petraeum)
 
Untergattung Ribes Sektion Symphocalyx: Gold-Johannisbeere (Ribes aureum)

Die Familie Grossulariaceae wurde 1805 von Augustin-Pyrame de Candolle in Flore Française, Troisième Édition, 4(2), S. 405 aufgestellt. Die Typusgattung Grossularia Mill. wurde 1754 von Philip Miller in The Gardeners Dictionary … Abridged …, 4. Auflage mit der Typusart Grossularia hirsuta Mill. veröffentlicht. Einige der noch bei A. Cronquist 1981 in die Grossulariaceae eingegliederte Gattungen mit Kapselfrüchten bilden heute eigene Familien: Itea als Iteaceae und Escallonia Mutis ex L. f. als Escalloniaceae.

Der Gattungsname Ribes wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 200–202 erstveröffentlicht. Typusart ist die Ribes rubrum L. Synonyme für Ribes L. sind: Botrycarpum A. Rich., Botryocarpium Spach, Calobotrya Spach, Cerophyllum Spach, Chrysobotrya Spach, Coreosma Spach, Grossularia Mill., Liebichia Opiz, Rebis Spach, Ribesium Medik., Rolsonia Rchb.[9]

Die Gattung Ribes wird in Untergattungen und Sektionen gegliedert, hier jeweils mit einer Auswahl an Arten:[10]

Weltweit umfasst die Gattung etwa 140 bis 160 Arten. Hauptverbreitungsgebiet sind die gemäßigten Klimagebiete der Nordhalbkugel, aber auch in den Anden gibt es einige Arten. In der Volksrepublik China kommen 59 Arten vor, davon 25 nur dort. 53 Arten kommen in Nordamerika vor. Dagegen sind nur wenige Arten in Südamerika beheimatet.

Gärtnerische Züchtungen:

 
Fruchtstand der Weißen Johannisbeere
 
Weiße Johannisbeeren

Einzelne Ribes-Arten werden als Obststräucher, Zierpflanzen und zur Herstellung von Parfüm genutzt:

  • Insbesondere Sorten der Alpen-Johannisbeere, der Gold-Johannisbeere und der Blut-Johannisbeere sind Zierpflanzen in Parks und Gärten, die sowohl einzeln als auch als Hecke gepflanzt werden.

Weiterführende Literatur

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  • Claude-Antoine Thory: Monographie; ou, Histoire naturelle du genre groseillier: contenant la description, l'histoire, la culture et les usages de toutes les groseilles connues ..., Verlag P. Dufart, 1829: PDF bei Google-Books, Google-Books Online.
  • L. M. Donoghue & M. J. Donoghue: Molecular phylogeny and biogeography of Ribes (Grossulariaceae), with an emphasis on gooseberries (subg. Grossularia), in Syst. Bot. 29, 2004, 77–96.

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, Ruth Esterhammer, Markus Gasser, Lorenz Hofer, Birte Kellermeier-Rehbein, Heinrich Löffler, Doris Mangott, Hans Moser, Robert Schläpfer, Michael Schloßmacher, Regula Schmidlin, Günter Vallaster: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2004; S. 375, 632; .
  2. John Borg: Cultivation and diseases of fruit trees in the Maltese Islands. Govt. Printing Office, Malta 1922.
  3. D. L. Domondon, J. Poppe, L. J. L. D. van Griensven: Fruit optimization with wastes used for outdoor cultivation of king stropharia. In: Science and cultivation of edible fungi. Band 2, 2000, S. 909–918.
  4. Günther Drosdowski (Hrsg.): Duden "Etymologie": Herkunftswörterbuch der Deutschen Sprache. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1989, ISBN 3-411-20907-0.
  5. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band IV, Nachdruck. Parey, Berlin 1975, ISBN 3-489-70021-X, S. 43 f.
  6. Will Hermanns: Neuer Aachener Sprachschatz. 1. Auflage. Verein Öcher Platt e.V., Aachen 2010, ISBN 978-3-9813844-0-6.
  7. Leo Braun: Eschweiler Mundartwörterbuch. 2. Auflage. Kuper -Druck GmbH, Eschweiler 2003, ISBN 3-9803354-5-3.
  8. a b FAOSTAT-Produktionsstatistik, aufgerufen am 25. Januar 2018.
  9. Grossulariaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce Ribes im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  11. Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto: Atlas florae europaeae. Band 12 (Resedaceae to Platanaceae). S. 237, Helsinki 1999, ISBN 951-9108-12-2
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Wikispecies: Johannisbeeren – Artenverzeichnis
Wiktionary: Johannisbeere – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen