Ribociclib ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Krebsmedikamente. Unter dem Markennamen Kisqali wird er zur Behandlung bestimmter Arten von Brustkrebs eingesetzt. Ribociclib ist ein Kinase-Inhibitor mit einer Wirkung gegen die Cyclin-abhängigen Kinasen CDK4 und CDK6. Es wurde von Novartis und Astex Pharmaceuticals entwickelt und 2017 in der EU zugelassen.

Strukturformel
Strukturformel von Ribociclib
Allgemeines
Freiname Ribociclib[1]
Andere Namen
  • 7-Cyclopentyl-N,N-dimethyl-2-{[5-(piperazin-1-yl)pyridin-2-yl]amino}-7H-pyrrolo[2,3-d]pyrimidin-6-carboxamid (IUPAC)
  • LEE011
Summenformel C23H30N8O
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1211441-98-3
ECHA-InfoCard 100.234.566
PubChem 44631912
ChemSpider 3079810
DrugBank DB11730
Wikidata Q27088552
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01EF02

Wirkstoffklasse

Antineoplastika

Wirkmechanismus

CDK-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 434,53 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Löslichkeit

löslich in DMF, DMSO und Ethanol[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 360​‐​373​‐​411
P: 201​‐​202​‐​260​‐​273​‐​280​‐​308+313​‐​314​‐​391​‐​405​‐​501[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Pharmakologische Daten[3]
Verabreichungsweg Oral (Einnahme)
Bioverfügbarkeit ~ 66 %
Plasmaeiweißbindung ~ 70 %
Maximaler Plasmaspiegel nach 1–4 Stunden
Halbwertzeit 29,7–54,7 Stunden
Metabolisierung Hepatisch, vorwiegend Cytochrom P450 3A4
Ausscheidung Fäzes: 69,1 %, Urin: 22,6 %

Anwendungsgebiet

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Ribociclib wird bei fortgeschrittenen oder metastasiertem Brustkrebs (mBC) eingesetzt, bei dem die Tumorzellen Hormonrezeptoren (HR) haben (und auf Hormone wie Östrogen und/oder Progesteron reagieren), aber nicht zu viele HER2-Rezeptoren aufweisen (HR+ HER2- mBC).[4] Das Arzneimittel wird dazu mit einem Aromatasehemmer oder mit Fulvestrant, beides hormonelle Krebswirkstoffe, kombiniert. Bei Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren (Menopause) sind, sollte zusätzlich auch ein LHRH-Agonist verabreicht werden.[3] In den USA ist Ribociclib seit September 2024 zudem für die Behandlung von Brustkrebs im Frühstadium zugelassen.[5]

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen

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Als häufigste Nebenwirkungen wurden beobachtet: Neutropenie, Leukopenie (Mangel an weißen Blutkörperchen), erhöhte Werte in Leberfunktionstests (ALT, AST, Bilirubin), Lymphopenie (Mangel an Lymphozyten), Infektionen, Rückenschmerzen, Anämie, Fatigue, Hypophosphatämie (Absinken des Phosphatspiegels im Blut) und Erbrechen. Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung gründen sich unter anderem auf das mögliche Auftreten von Neutropenie, der Lebertoxizität, der möglichen Verlängerung des QT-Intervalls und dem Wechselwirkungsrisiko mit anderen Arzneistoffen, die ebenfalls über CYP3A4 metabolisiert werden.[3] Zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen keine Studiendaten vor, in Tierversuchen traten fetotoxische und teratogene Wirkungen auf. Frauen im gebärfähigen Alter sollen während einer Behandlung und bis 21 Tage danach wirksam verhüten.[3] Bei Kindern und Jugendlichen darf Ribociclib nicht angewendet werden.

Entwicklung und Zulassung

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Ribociclib wurde von Novartis in Zusammenarbeit mit Astex Pharmaceuticals, einem Tochterunternehmen von Otsuka Pharmaceutical unter einer 2005 abgeschlossenen Lizenzvereinbarung entwickelt.[6] Maßgebliche klinische Studien sind die ab 2014 initiierten drei MONALEESA-Studien und die COMPLEEMENT-1-Studie.[6] 2016 gewährte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Arzneimittel den Status einer Durchbruchstherapie,[6] die einen beschleunigten Marktzugang für ein Arzneimittel zur Behandlung einer schweren Erkrankung ermöglicht, indem die Behörde die Entwicklung intensiv begleitet und die regulatorische Prüfung zeitlich abkürzt. Im März 2017 erfolgte die Marktzulassung in den USA,[7] im August 2017 in der EU.[8]

Literatur

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  • Yahiya Y. Syed: Ribociclib: First Global Approval. In: Drugs. Band 77, Nr. 7, 17. April 2017, S. 799–807, doi:10.1007/s40265-017-0742-0.
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Commons: Ribociclib – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. INN Recommended List 73. In: who.int. 9. März 2015, abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).
  2. a b c d Ribociclib, Lee011 (cas 1211441-98-3). In: caymanchem.com. Abgerufen am 23. Oktober 2024 (englisch).
  3. a b c d Zusammefassung der Merkmale des Arzneimittels (PDF-Datei) auf ec.europa.eu, Stand Januar 2024. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  4. G. Geisslinger, S. Menzel, T. Gundermann, B. Hinz, P. Roth (Hrsg.): Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020, S. 884 f.
  5. Center for Drug Evaluation, Research: FDA approves ribociclib with an aromatase inhibitor and ribociclib and letrozole co-pack for early high-risk breast cancer | FDA. In: fda.gov. 17. September 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).
  6. a b c Yahiya Y. Syed: Ribociclib: First Global Approval. In: Drugs. Band 77, Nr. 7, 17. April 2017, S. 799–807, doi:10.1007/s40265-017-0742-0.
  7. KISQALI (ribociclib) Tablets. In: accessdata.fda.gov. 28. März 2017, abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).
  8. Union Register of medicinal products - Public health - European Commission. In: ec.europa.eu. 22. Oktober 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).