Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (der Ältere)

Deutscher Offizier und Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg

Richard Hermann Gustav zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 27. Mai 1882 auf Schloss Berleburg; † 25. April 1925 in Hanau) war ein deutscher Fürst und Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, ca. 1918

Leben und Wirken

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Richard Hermann Gustav war der älteste Sohn von Prinz Gustav zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1837–1889) und seiner Frau Marie Franziska, Freiin von Gemmingen-Hornberg (1855–1946).

Er war sechs Jahre alt, als sein Vater starb. Seine Mutter zog mit den drei Kindern nach Stuttgart, wo Richard ein Gymnasium besuchte. Weitere schulische Stationen waren die Königlich-Preußische Kadettenanstalt in Karlsruhe sowie das Internat Fridericianum in Davos. Seine Reifeprüfung legte er als Externer in Wertheim ab.[1] Nach dem Abitur trat er in Ludwigsburg ins königl. Württembergische Ulanenregiment ein, wo er bis zum Leutnant aufstieg.[2] Seine militärische Laufbahn musste er zunächst beenden, als er zum Nachfolger seines Onkels bestimmt wurde. Am Ersten Weltkrieg nahm er später vom Tag der Mobilmachung bis Kriegsende teil und schied als Königlich Württembergischer Rittmeister à la suite, Angehöriger des Ulanen-Regiments König Wilhelm I. (2. Württ.) Nr. 20, dem er insgesamt fünf Jahre als aktiver Offizier angehörte, aus.

Der damals noch ledige Prinz Richard wurde im November 1904 mit 22 Jahren Erbe seines kinderlos gebliebenen Onkels, Fürst Albrecht II. zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1834–1904), und als 4. Fürst Sayn-Wittgenstein-Berleburg Chef des gleichnamigen Hauses. Ein Jahr später heiratete er auf dem Familiensitz seiner Braut in der Nähe von Heidelberg und kehrte am 3. Dezember 1905 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung nach Berleburg zurück.[3]

Er veranlasste umfangreiche Sanierungen und Umbauten am Schloss Berleburg. Direkt nach seinem Regierungsantritt wurde die alte Münze, ein Wohnhaus der Familie hinter dem Schloss, wieder hergerichtet. Ab 1912 erfolgten Umbauten innerhalb und außerhalb des Schlosses, unter anderem die Errichtung der beiden Flankentürme des Mitteltrakts, die dem Anwesen sein heutiges Aussehen gaben.

Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg starb im Alter von 42 Jahren am Samstag, 25. April 1925 bei einem Autounfall in der Nähe von Hanau.[4][5] Er war mit seiner Frau, seinem jüngsten Sohn Ludwig Ferdinand und dem Chauffeur Karl Kölschbach auf dem Rückweg von der Beerdigung seines Schwiegervaters, als das Auto auf der Hanauer Landstraße in der Höhe von Bruchköbel aus ungeklärten Gründen von der Straße abkam. Das offenbar von Kölschbach gesteuerte Auto prallte nach Überquerung eines Grabens gegen einen gespannten Draht, der einen Obstbaum stabilisieren sollte. Der Fahrer starb an der Unfallstelle; Fürst Richard und seine schwerverletzte Ehefrau wurden ins St.-Vinzenz-Krankenhaus Hanau eingeliefert, wo Richard verstarb. Der Sohn Ludwig Ferdinand erlitt nur leichte Verletzungen. Die Beerdigung Richards am 26. April 1925 spiegelte seine große Beliebtheit in der Wittgensteiner Bevölkerung wider. Tausende nahmen am Trauerzug vom Berleburger Schlosshof zum Friedhof am Sengelsberg teil oder säumten den Weg. Die Särge des Fürsten und seines Fahrers waren zuvor tagelang im Sommersaal des Schlosses aufgestellt, damit die Bevölkerung Abschied nehmen konnte.

Die Trauerrede zu ihrer Beerdigung in Berleburg hielten der Erste Pfarrer von Berleburg und Superintendent Johann Georg Hinsberg sowie Pfarrer Koch.[6]

Nachfolger als Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg wurde der älteste Sohn, Gustav Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.[7]

Ehe und Nachkommen

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Prinz Richard heiratete am 21. November 1905 auf Schloss Langenzell Madeleine Wilhelmine Felice Ludovika Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (* 8. März 1885 in Wiesenbach, Baden; † 30. Juni 1976 in Garmisch-Partenkirchen), Tochter von Alfred Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1855–1925) und Pauline geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz (1858–1927).[8][9]

Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor:

  • Gustav Albrecht (* 28. Februar 1907), der 1944 als Soldat in russische Gefangenschaft geriet und 1969 für tot erklärt wurde.[10]
  • Christian Heinrich (* 20. September 1908; † 17. August 1983), der 1927 von August zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein adoptiert wurde, um ein Erlöschen der Linie Sayn-Wittgenstein-Hohenstein zu verhindern.[11]
  • Ludwig Ferdinand (* 4. April 1910; † 22. November 1943), der im Zweiten Weltkrieg fiel.

Literatur

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  • Johannes Burkardt, Ulf Lückel: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Börde-Verlag Werl, 2008.

Einzelnachweise

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  1. Großherzogliches Gymnasium Wertheim am Main.
  2. Nachruf des Ersten Pfarrers und Superintendenten Hinsberg abgedruckt im Wittgensteiner Kreisblatt am 27. April 1925.
  3. Wittgensteiner Kreisblatt vom 9. Dezember 1905: Der Einzug Sr. Durchlaucht des Fürsten Richard und Ihrer Durchlaucht der Fürstin Madeleine zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg am 3. Dezember 1905. Einsichtnahme am 7. März 2019.
  4. Todesanzeige des Fürsten und erster ganzseitiger Bericht im Wittgensteiner Kreisblatt vom 27. April 1925.
  5. Wittgensteiner Kreisblatt vom 1. Mai 1925.
  6. Wie Se. Durchlaucht Fürst Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und sein Fahrer Karl Kölschbach zu Grabe getragen wurden. Wittgensteiner Kreisblatt vom 6. Mai 1925.
  7. Wittgensteiner Kreisblatt vom 6. Mai 1925.
  8. Philipp Dickel: Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn und Wittgenstein. Wernigerode 1907, Die Linie Berleburg, Tafel 6. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1907, Heimat-Verlag und Antiquariat, Angelika Wied, Bad Laasphe 2009, Nr. 9/100. Zusatz: Heiratsdatum dort falsch angegeben: 1903 statt 1905.
  9. Evang. Kirche Berleburg: Copulationsregister der Stadt Berleburg seit 1843–1907, Seite 169, Aufgebote und Trauungen: Nr. 9/1905. Einsichtnahme am 7. März 2019.
  10. Johannes Burkhardt und Ulf Lückel: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Börde-Verlag Werl, 2008, S. 33.
  11. Ulf Lückel, Andreas Kroh: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Börde-Verlag, Werl 2004, S. 30, 32.