Richelda, Richilde, auch Arcielda oder Arichelda, war die wohl langobardische Ehefrau des Dogen Pietro III. Candiano (942–959). Sie war zudem die Mutter ihres gemeinsamen Sohnes Pietro IV. († 976), der seinem Vater gegen dessen Willen im Amt folgte.

Die älteste Chronik Venedigs, das Werk des Johannes Diaconus, sagt explizit, der Doge habe drei Söhne gehabt („Petrus dux tres habuit filios“, Istoria Veneticorum IV, 8). Als gesichert gelten Dominicus III., Bischof von Torcello, dann Vitale, der später gleichfalls Doge wurde, und schließlich Hugo, auch Vitalis genannt, Graf von Padua und Vicenza,[1] die auch urkundlich nachgewiesen sind. Zeitweise wurde ein weiterer Sohn namens Vitale (wohl eine Verwechslung mit Ugo) und möglicherweise ein Stefano als Söhne gemutmaßt, so etwa von Andrea Da Mosto im Jahr 1939.[2]

944 erwarb Pietro III. die Fogolana, eine Landschaft südlich von Chioggia, die nicht mehr auf venezianischem Gebiet, sondern auf Reichsboden lag. Diese Ländereien hatte er Anna, der Witwe des Grafen von Reggio abgekauft. Einen Teil der Fogolana, dort, wo sich ein Weingut befand, schenkte er Richelda. Diese schenkte das Weingut wiederum ihrer Schwiegertochter Immilia, der Frau ihres Sohnes Hugo-Vitalis.[3]

Weil die Frau des jeweiligen Dogen später als Dogaressa bezeichnet wurde, wird auch sie noch immer in entsprechenden Listen unter diesem Titel geführt,[4] und zwar mit den Regentschaftsjahren ihres Ehemannes. Die frühen Chronisten, wie besagter Johannes Diaconus, erwähnen sie hingegen nicht einmal mit ihrem Namen.

Rezeption

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Infolgedessen war Richelda im Rahmen der venezianischen Geschichtsschreibung schwer einzuordnen. So hielten manche sie noch im frühen 18. Jahrhundert – trotz der Korrektur in den Rerum Italicarum scriptores (1728) – für die Ehefrau Pietros IV., dessen Mutter sie war.[5]

Folgt man Pompeo Molmenti,[6] so erwähnte Pietro III. seine Frau in dem von ihm aufgesetzten Testament aus dem Jahr 959. Darin habe er ihr „una vinea murada que est posita justa canale de litus Marcense“ hinterlassen.

Die äußerst karge Quellenlage war der Ausgangspunkt für weitreichende historische Spekulationen über die Rolle und Erscheinung der Dogaressa. Edgcumbe Staley († 1903) glaubte nämlich, ohne ihren Namen zu nennen, dass sie, wie ihr Ehemann, Patin bei der Festa delle Marie gestanden habe. Dieses Fest ging darauf zurück, dass in Santa Maria Formosa versammelte Bräute ihrer Mitgift durch Piraten beraubt worden waren. Ihre Rettung aus der Gefangenschaft sei der Anlass gewesen, das entsprechende jährliche Fest zu Maria Lichtmeß einzurichten.[7] In den ältesten Chroniken taucht diese Legende noch nicht auf, doch seit dem 13. Jahrhundert wird das Fest mit dem angeblichen Sieg über Piraten begründet. Die Angaben, was das für Piraten waren, und wann genau das Ereignis stattfand, variieren.

Für Veronica West-Harling (Rome, Ravenna, and Venice, 750–1000. Byzantine Heritage, Imperial Present, and the Construction of City Identity, 2020) war Richelda „of obvious longobard descent“, also ‚von offensichtlicher langobardischer Abstammung‘.[8]

  • Luigi Andrea Berto (Hrsg.): Giovanni Diacono, Istoria Veneticorum (=Fonti per la Storia dell’Italia medievale. Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole, 2), Zanichelli, Bologna 1999 (Liber IV, 20–29) (auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinità Italiana del Medioevo (ALIM) der Universität Siena).
  • La cronaca veneziana del diacono Giovanni, in: Giovanni Monticolo (Hrsg.): Cronache veneziane antichissime (= Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], IX), Rom 1890, Liber IV, 8 (ohne Nennung Richeldas, allerdings ihrer drei Söhne) (Digitalisat, PDF).
  • Codice diplomatico padovano dal secolo sesto a tutto l’undecimo preceduto da una dissertazione sulle condizioni della città e del territorio di Padova in que' tempi e da un glossario latino-barbaro e volgare, Deputazione veneta di storia patria, Venedig 1877, n. 257, S. 282 f. (Beschluss zugunsten des Klosters Brondolo, der die Verleihungen der Fogolanagüter erhellt, meist als Erbgang an die Frauen der Dynastie). (Google Books)

Literatur

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  • Chiara Provesi: Le due mogli di Pietro IV Candiano (959–976): le donne e i loro gruppi parentali nella Venezia del X secolo, in: Reti Medievali Rivista 16,2 (2015) 21–51, hier: S. 36 (online)

Siehe auch

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Anmerkungen

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  1. In einer Urkundenabschrift aus dem Jahr 1026 heißt es „Vitalis, qui nominatur Ugo, qui fuit filius Petro domni duci Candiano“ (Giovanni Brunacci: Codice diplomatico padovano, Teil 2, Venedig 1882, Nr. 1538, Januar 1026).
  2. Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia nella vita pubblica e privata, Martello, 1983, S. 65.
  3. Chiara Provesi: Le due mogli di Pietro IV Candiano (959–976): le donne e i loro gruppi parentali nella Venezia del X secolo, in: Reti Medievali Rivista 16,2 (2015) 21–51, hier: S. 36.
  4. In der Liste der Dogaresse bei Marcello Brusegan: I personaggi che hanno fatto grande Venezia, Newton Compton, 2006, S. 457 trägt sie die Nummer 4 als „Richelda“.
  5. Giovanni-Agostino Gradenigo: Due lettere di Dorasio academico agiato al chiarissimo Signor Abate Giovanni Brunacci, Antonio Zatta, Venedig 1760, S. 28.
  6. Pompeo Gherardo Molmenti: La dogaressa di Venezia, Turin 1884, S. 28 und 47.
  7. Edgcumbe Staley: The Dogaressas of Venice, T. Werner Laurie, London o. J. [1910], S. 30–32 (Digitalisat).
  8. Veronica West-Harling: Rome, Ravenna, and Venice, 750-1000. Byzantine Heritage, Imperial Present, and the Construction of City Identity, Oxford University Press, 2020, S. 255.