Ricimer (Name)

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Richomer, Ricomer, Rigomer, Ricimer und weitere Varianten,[1] sind verschiedene Varianten eines germanischen Namens, der verstärkt bei Sueben, Westgoten und Franken der Spätantike und des Frühmittelalters auftauchte. In den zumeist römischen Quellen tauchen auch die latinisierten Varianten Richomeres, Richomerus, Ricomeres, Rigomeres usw. auf.

Der Name wurde zuweilen als zusammengesetzt aus ric (reich im Sinne von mächtig) und mer (mehr im Sinne von groß) gedeutet. Da aber viele der Varianten (insbesondere die in der griechischen Literatur) ein e enthalten (Recimer usw.), was zu ric nicht zu passen scheint, ist auch ein Zusammenhang mit gotisch riqis 'Finsternis', germanisch requa- möglich.[2] Das Suffix -mer, meres taucht auch bei anderen fränkischen Adligen dieser Zeit auf (z. B. Theudomer, Marcomer), aber auch bei anderen germanischen Völkern, sodass es eher nicht auf einen Zusammenhang mit der Familie der Merowinger hindeutet.[3] Dennoch zeigen die vielen offenbar hochrangigen Namensträger den Zusammenhang mit einer germanischen Adelsfamilie an.[4]

Bekannte Namensträger:

  • Richomer (Flavius Richomeres; † 393), römischer Heermeister fränkischer Herkunft, Konsul 384
  • Ricimer (Flavius Ricimerus; 405–472), weströmischer Heermeister suebischer Herkunft, Patricius von 456 bis 472 und Konsul 459
  • Richomer (Vater Theudomers), Vater des Frankenkönigs Theudomer
  • Richomer (Bruder Ragnachars) (auch Rigomer oder Rignomer), Bruder des fränkischen Kleinkönigs Ragnachar, 490 oder 510 in Le Mans getötet
  • Richomer, Patricius in Burgund 607
  • Rigimer, germanischstämmiger Anführer einer in oströmischer Zeit die Besatzung des ägyptischen Apollonopolis magna verstärkenden römischen Barbarentruppe (6. oder 7. Jahrhundert?)[5]

In der Kirchengeschichte:

Literatur

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  • Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Carl Winter, Heidelberg 1911, s. v. Ricimer, S. 189–192 (Digitalisat)

Anmerkungen

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  1. Die zahlreichen Varianten erfasst bei Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Carl Winter, Heidelberg 1911, S. 189–191.
  2. Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Carl Winter, Heidelberg 1911, S. 192 mit Verweis auf die (noch) ältere Literatur.
  3. Eugen Ewig: Die Namengebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. Mit genealogischen Tafeln und Notizen. In: Francia. Band 18, Heft 1, 1991, S. 21–69 (Digitalisat), hier S. 23.
  4. Eugen Ewig: Die Namengebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. Mit genealogischen Tafeln und Notizen. In: Francia. Band 18, Heft 1, 1991, S. 21–69 (Digitalisat), hier S. 22. Verwandtschaftsverhältnisse versucht Ewig zu erweisen in: Eugen Ewig: Probleme der fränkischen Frühgeschichte in den Rheinlanden. In: Helmut Beumann (Hrsg.): Historische Forschungen für Walter Schlesinger. Böhlau, Köln u. a. 1974, ISBN 3-412-10474-4, S. 47–74.
  5. Otto Fiebiger: Rigimer. In: Germania: Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Band 12, Heft 4, 1928, S. 168–171 (Digitalisat).