Der oder das[1] Rigaudon (seltener auch: Rigodon; in Deutschland auch: Rigadon oder Riguadon; englisch: Rigadoon oder Riggadoon) ist ein altfranzösischer Hof- und Gesellschaftstanz, der Ende des 17. Jahrhunderts aus Volkstänzen der Provence und des Languedoc hervorging, und auch Eingang in Ballett, Oper und instrumentale Suite fand.

André Campra: Rigaudon aus L’Europe galante (1697), Akt 2,3

Geschichte

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Tanz-Choreographie eines Rigaudon von Mr. Isaac, in Feuillet-Notation. In: John Weaver: Orchesography or the Art of Dancing … an Exact and Just Translation from the French of Monsieur Feuillet. London 1721.

Obwohl die Herkunft des Wortes nicht genau geklärt ist, wird ein Zusammenhang mit französisch rigoler - scherzen, Spaß machen, sich amüsieren vermutet.[2] Auch eine Herkunft von lateinisch „gaudium“ - Freude, Vergnügen ist möglich (das steckt auch in dem bayerischen Wort „eine Gaudi“). Diese Herleitungen hängen einerseits miteinander zusammen und entsprechen andererseits auch dem fröhlichen, lebhaften Charakter des Tanzes. Rousseau berichtet (vom Hörensagen) in seinem Dictionnaire de la Musique 1768, der Tanz sei möglicherweise nach seinem Erfinder benannt, einem Herrn namens Rigaud.[3]

Der Rigaudon als kultivierter Hoftanz kam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach und nach aus der Mode, war aber im Süden Frankreichs als fröhlicher Volkstanz noch vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg höchst beliebt. Er galt während dieser Zeit als typischer Tanz der Dauphiné.[4]

Nach einer Phase des Niedergangs findet seit ca. 1968 eine Wiederbelebung statt, und im 21. Jahrhundert werden volkstümliche Rigaudons wieder gepflegt, die nicht selten anspruchsvoll und sportlich für die Tänzer sind. Außerhalb Frankreichs hat sich der volkstümliche französische Rigaudon nach Kanada verbreitet, in der Region von Québec. Auf den Philippinen gibt es einen populären Gesellschaftstanz namens Rigodon de Honor, der jedoch langsamer ist als die französischen Tänze.

Beschreibung

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Der Rigaudon ist ein Reihen- und Paartanz im sehr lebhaften 2/2- oder Alla-breve-Takt (auch 2/4 oder 4/4) mit einer vorherrschenden regelmäßigen und hüpfenden Viertel- und Achtelbewegung, und mit einem Auftakt von einem Viertel. Enge Beziehungen bestehen (wie schon Johann Mattheson 1739[5] feststellte) vor allem zur Bourrée, und auch zur allerdings viel edleren Gavotte.

Im Vergleich zur Bourrée folgen dem Viertel-Auftakt bei vielen Rigaudons typischerweise zwei oder drei Schläge von Halbenoten, erst danach beginnt die eigentliche Bewegung, z. B. beim Rigaudon aus André Campras L’Europe galante (1697). Ähnliche zwei bis drei Halbenoten-Schläge können auch im weiteren Verlauf eines Stückes auftreten, auch gegen Ende, oft im vorletzten Takt einer Phrase (z. B. bei Johann Caspar Ferdinand Fischer).[6] In manchen Fällen finden sie überhaupt an anderen und unauffälligeren Stellen statt, beispielsweise erscheinen sie in einem berühmten Riggadoon in C von Henry Purcell anfangs nur im Bass, im zweiten Teil dann zweimal gegen Phrasenende.[7] Händel verschob die Halben im Rigaudon I seiner Wassermusik auf den zweiten Takt, aber der dazugehörige Rigaudon II hat sie an der üblichen Stelle am Beginn, im ersten Takt. Im 18. Jahrhundert schrieben französische Komponisten wie François Couperin oder Jean-Philippe Rameau auch Rigaudons, bei denen die typischen Merkmale der Halben-Schläge völlig wegfallen (z. B. in Rameaus Dardanus 1739). Solche Stücke scheinen eher von französischer Volksmusik inspiriert, sie sind musikalisch meist einfach gebaut, und basieren fast ausschließlich auf regelmäßer Viertel- (oder Achtel-)Bewegung.[8]

Die Koppelung von Rigaudon I und II ist recht häufig; dabei sind die typischen Merkmale beim Rigaudon II manchmal weniger ausgeprägt, und er fungiert eher als kontrastierendes Trio, z. B. in J. C. F. Fischers Cembalo-Suiten Terpsichore und Uranie (Musicalischer Parnassus 1738).[9]

Nach dem Rigaudon ist auch ein hüpfender Tanzschritt benannt, der sogenannte pas de rigaudon.

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Commons: Rigaudon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Literatur

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  • Jean-Michel Guilcher: Le domaine du rigodon : une province originale de la danse. In: Le monde alpin et rhodanien, n° 1-2 (Chants et danses de tradition). Centre alpin et rhodanien d’Ethnologie, Grenoble 1984.
  • Meredith Ellis Little: Rigaudon. In: Stanley Sadie, John Tyrrell (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Auflage. Macmillan Publishers, London 2001.
  • Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9.
  • Petit Robert. In: Paul Robert: 1 – Dictionnaire de la langue francaise. rédaction dirigée par A. Rey & J. Rey-Debove, Dictionnaires Le Robert. Paris 1987.
  • François Couperin: Pièces de Clavecin. 4 Bände. Hrsg.: Jos. Gát et al. Schott, Mainz 1970–1971.
  • Johann Caspar Ferdinand Fischer: Musikalischer Parnassus (1738 ?). In: Ernst von Werra (Hrsg.): Sämtliche Werke für Tasteninstrument. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (urspr. 1901).
  • Henry Purcell: Piano Solo Complete Edition (Urtext). Hrsg.: István Máriássy: Könemann, Budapest (o. J.).
  • Jean-Philippe Rameau: Pièces de Clavecin (Gesamtausgabe). Hrsg.: E. R. Jacobi. Bärenreiter, Kassel et al. 1972.

Einspielungen

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  • Handel, Telemann – Watermusic, The King’s Consort, Robert King, ersch. bei: Hyperion, CDA66967 (rec. 1997) (CD).

Einzelnachweise

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  1. Das Rigaudon. In: Brockhaus (Hrsg.): Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch. 1. Auflage. Band 4: R. Kunst- und Industrie-Comptoir, Amsterdam 1809, S. 275 (Digitalisat. zeno.org).
  2. Laut dem französischen Sprachlexikon Petit Robert 1 erschien das Wort rigoler zum ersten Mal 1650 in einem Text; se rigoler bereits im 13. Jh. Siehe: Petit Robert. In: Paul Robert: 1 – Dictionnaire de la langue francaise. rédaction dirigée par A. Rey & J. Rey-Debove, Dictionnaires Le Robert. Paris 1987, S. 1718.
  3. „… J’ai ouï dire à un maitre à Danser, que le nom de cette danse venoit de celui de l’inventeur, lequel s’appeloit Rigaud“. Siehe: Jean-Jacques Rousseau: Rigaudon. In: Dictionnaire de musique, Paris 1768, S. 426; IMSLP abgerufen am 12. August 2017.
  4. Jean-Michel Guilcher, «Le domaine du rigodon: une province originale de la danse», Le monde alpin et rhodanien. Grenoble, Centre alpin et rhodanien d’Ethnologie, 1984, n° 1-2 consacré aux Chants et danses de tradition.
  5. Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 115 („Übrigens ist der Rigaudon ein rechter Zwitter, aus Gavot und Bourrée zusammengesetzt und mögte nicht unfüglich eine vierfache Bourrée heissen“).
  6. Johann Caspar Ferdinand Fischer: Musikalischer Parnassus (1738 ?). In: Sämtliche Werke für Tasteninstrument. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (urspr. 1901), S. 58 (Terpsichore) und S. 68–69 (Uranie).
  7. Das Stück Riggaudoon hat außerdem untypischerweise keinen Auftakt. Siehe: Henry Purcell: Piano Solo Complete Edition (Urtext), ed. by István Máriássy, Budapest: Könemann (o. J.), S. 42–43.
  8. François Couperin: Pièces de Clavecin. Band 1. Schott, Mainz et al. 1970–1971, S. 51–52. Und: Jean-Philippe Rameau: Pièces de Clavecin (Gesamtausgabe). Bärenreiter, Kassel et al. 1972, S. 30–31.
  9. Johann Caspar Ferdinand Fischer, Musikalischer Parnassus (1738 ?). In: Sämtliche Werke für Tasteninstrument. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (urspr. 1901), S. 58 (Terpsichore) und S. 68–69 (Uranie).