Rittergut Triestewitz

Rittergut mit zugehöriger Parkanlage in Triestewitz (Sachsen)

Das Rittergut Triestewitz oder Schloss Triestewitz ist ein unter Denkmalschutz stehender Gebäudekomplex mit zugehöriger Parkanlage im Ortsteil Triestewitz der Gemeinde Arzberg im Freistaat Sachsen. Es wird heute als Schlosshotel genutzt.

Rittergut Triestewitz (2015)
Allianzwappen über dem Sitznischenportal der Toreinfahrt zum Hof des Ritterguts

Sachgesamtheit Rittergut / Schloss und Park Triestewitz

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Folgende Einzeldenkmale der für den Altkreis Torgau vergleichsweise vollständig erhaltenen Gutsanlage bilden eine Sachgesamtheit: Herrenhaus mit Torhaus und Hintergebäude (Schlossstraße 37, 39), dazu Wirtschaftsgebäude (Schlossstraße 27, 29) sowie Scheune, Wirtschaftsgebäude und davor liegende Pferdetränke (Schlossstraße 31, 35) des ehemaligen Wirtschaftshofs, ehemaligem Gutsverwalterhaus (Schlossstraße 28) und Taubenhaus (hinter Schlossstraße 41), dem Gutspark mit Gartenbrücke und Grablege der Besitzerfamilie von Stammer (Gartendenkmal) sowie Wirtschaftsgebäuden (Schlossstraße 41, 43, 45) und die Fläche des Wirtschaftshofs.

Das Herrenhaus mit Turm[1] ist eines der ältesten und bemerkenswertesten der Gegend; es ist baugeschichtlich, kunstgeschichtlich, künstlerisch, ortsgeschichtlich und landschaftsgestaltend von Bedeutung. Der Gutspark zeichnet sich durch seinen vielfältigen und wertvollen Bestand an Gehölzen aus.

Geschichte

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1251 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des sich im Besitz des Klosters Nimbschen befindlichen Orts Triestewitz. Wahrscheinlich bestand zu dieser Zeitpunkt bereits der bis heute im Kern des Herrenhauses erhaltene Wehrturm. Zu Beginn galt Triestewitz als Sitz von Vasallen verschiedener Adelsgeschlechter.[2]

Die vom Kurfürsten von Sachsen begünstigte Familie von Runge baute ab 1557 das alte Herrenhaus von einer mittelalterlichen Wehranlage zu einem repräsentativen Wohnschloss im Stil der Renaissance um. 1580 brannte es nahezu vollständig ab und wurde anschließend von der Familie von Runge wiederaufgebaut.

Im Siebenjährigen Krieg brannte das Herrenhaus im Jahr 1758 erneut ab. Die Ruine wurde ein Jahr später von der Besitzerfamilie von Hartitzsch an die Familie von Theler verkauft, respektive über den Erbfall der vorherigen Hochzeit, denn Carl August von Theler war mit Esther Charlotte von Hartitzsch-Triestewitz liiert, wechselte die Besitzesfolge.[3] Unter Major Carl August von Theler wurde jedenfalls nach 1764–1765 der Wiederaufbau des Herrenhauses veranlasst. Für das Jahr 1769 bestätigen weitere Schriftquellen nochmals den Besitz der von Theler.[4] 1808 übernahm die Familie von Stammer das Rittergut. Sie bemühte sich im 19. Jahrhundert um die Gestaltung des Landschaftsparks im englischen Stil. Triestewitz war ein Allodialgut zu freien Händen des Besitzers.[5] Die Stammreihe der Familie beginnt unter anderem mit Otto von Stammer (1799–1875), königlich sächsischer Kammerherr und Jagdjunker, verheiratet mit Bertha von Polenz (1808–1884). Deren dritter Sohn[6] Ludwig (1843–1890)[7] wird dann Herr auf Triestewitz, vermählt mit Agnes von Schönberg.[8] Im Jahre 1922 weist das vorletzt publizierte Güter-Adressbuch der Provinz Sachsen für das Rittergut Triestewitz mit den Vorwerken Rödingen und Piestel konkret 683 ha aus, davon 220 ha Wald. Als Verwalter fungiert Bernhard Voigtländer, Oberinspektor.[9] Eigentümer ist Arndt Volrath von Stammer als Erbe, von 1919 bis 1939 Ritter des Johanniterordens. Er stirbt 1940 bei einem Unfall mit einem Pferd. Der designierte Nachfolger, Sohn Henning-Eckard, starb als Leutnant bereits 1939. So wird Edelgarde von Stammer, geborene von Witzleben (1896–1975), als letzte Grundbesitzerin mit Wohnsitz auf Schloss Triestewitz geführt.[10] Auch lebten[11] ihre Eltern, Günter von Ziegler-Witzleben, Fideikommissherr Cunewalde und Erbadministrator der Klosterschule Roßleben, und die Mutter Margerete Rohr von Hallerstein, in Triestewitz.[12]

Schloss Triestewitz war zu allen Zeiten Treffpunkt der adeligen Gesellschaft in der näheren Region und findet bis zuletzt Erwähnung in der Erinnerungskultur. Häufig waren die Leiter und ihre Familien des Gestüts Graditz zu Gast, vor allem die Grafen von Lehndorff.[13]

Im Zuge der Bodenreform im September 1945 wurde die Familie von Stammer enteignet und vertrieben.

Heute wird das Gebäude als familiengeführtes Schlosshotel genutzt.[14]

Besitzerfolge

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Falcke (mindestens 1525–1557); kursächsische Kammer in Dresden (1557); Runge (1578–1643);[15] Erbengemeinschaft Runge (1643–1652); Kurfürst von Sachsen (1652); von Werthern (1652–1661); Johann Georg von Rechenberg (1661–1665); von Schönberg (1665–1678); Gräfin von Brandenstein, später verehelichte von der Schulenburg (1678–1687); Plötz (1687–1699); von Hartitzsch (1695–1759); von Theler (1759–1773); (von) Metzsch (1773–1803); Erbengemeinschaft von Metzsch (1803–1808); von Stammer (ab 1808).

Literatur

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Commons: Rittergut Triestewitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Im Dienste der historischen Landeskunde. Beiträge zu Archäologie, Mittelalterforschung, Namenkunde und Museumsarbeit vornehmlich in Sachsen. Festgabe für Gerhard Billig zum 75. Geburtstag, dargebracht von Schülern und Kollegen. In: Rainer Aurig (Hrsg.): Schriften der Friedrich-Gustav-Klemm-Gesellschaft. 1. Auflage. Band 2, Ein mittelalterlicher Turm im Schloß Triestewitz. Sax-Verlag, Beucha 2002, ISBN 978-3-934544-30-7, S. 387–391 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  2. E. Henze: Vorgeschichtliche und geschichtliche Wanderungen durch den Kreis Torgau. In: Altertums-Verein Torgau (Hrsg.): Veröffentlichungen des Altertums-Vereins zu Torgau. Band XII, IV. u. a. Triestewitz. In Kommissionsverlag von Friedrich Jacob`s Buchhandlung (F. Opitz), Torgau 1898, S. 52–54 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  3. Walter von Boetticher: Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815. In: Genealogische Übersicht. Band 2, v. Theler. Im Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Oberlößnitz bei Dresden, Görlitz 1913, S. 977–989 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  4. Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexicon der preussischen Monarchie. 1857. In: Adelslexicon der preussischen Monarchie. Standardwerk der Genealogie. Dritter Band. T - Z, Nachtrag A - Z. T. Verlag von Ludwig Rauh. Expedition des Adelslexicons, Berlin, Leipzig 1857, S. 12 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  5. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertrenenen Rittergüter. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgänger der Güter-Adressbücher. Provinz Sachsen. (Kreis) Torgau. Im Selbstverlag des Autors, Berlin 1857, S. 360 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  6. Verzeichniss der Pensionäre des Herzoglichen Padagogiums zu Zerbst 1863. In: Jahresberichte des Herzoglichen Padagogiums Zerbst. Von Ostern 1862 bis dahin Ostern 1863. Zerbst 1863, S. 48 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  7. Der Deutsche Herold 1890. Nr. 11. In: Verein Herold in Berlin (Hrsg.): Der Deutsche Herold. XXI. 11 Auflage. November 1890, Familiennachrichten. Todesfälle. Ad. M. Hildebrandt, Berlin November 1890, S. 140 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  8. Genealogisches Taschenbuch des Uradels. 1891. 1. Band. Druck und Verlag von Friedrich Irrgang, Brünn 1891, S. 412 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  9. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. V. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und größeren Höfe der Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Verzeichnis der für die Landwirtschaftwichtigen Behörden und Körperschaften. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. 3. Auflage. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 27. Oktober 1922, S. 220–221 (slub-dresden.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  10. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 1942. Teil A. Adelige Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: "Der Gotha", bis 1942 erschienen; Nachfolger dann GHdA, GGH. 41. Jahrgang Auflage. Justus Perthes, Gotha 22. November 1941, S. 496–497 (d-nb.info [abgerufen am 12. November 2021]).
  11. Hermann Job Wilhelm v. Witzleben: Geschichte des Geschlechts von Witzleben 1869-1963. In: v. Witzleben`schen Familienverband e. V. (Hrsg.): Geschichte des Geschlechts von Witzleben. Band III. Selbstverlag. Nicht erfasst in DNB und KIT, München 1972, S. 386–387 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  12. Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1988. In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band XX, Nr. 93. C. A. Starke, 1988, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 467 (d-nb.info [abgerufen am 12. November 2021]).
  13. Hans von Lehndorff: Menschen, Pferde, weites Land. Kindheits- und Jugenderinnerungen. In: Monographie. Auflage nach Biederstein. Graditz. C. H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-48122-2, S. 29–30 (google.de [abgerufen am 12. November 2021]).
  14. Homepage des Schlosshotels Triesewitz Arzberg/Triestewitz
  15. Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter. 1881. Sechster Jahrgang Auflage. Druck und Verlag von Buschak & Irrgang, Brünn 1881, S. 514 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. November 2021]).

Koordinaten: 51° 31′ 58,7″ N, 13° 5′ 57,1″ O