Rote Häuser
Rote Häuser ist die populäre Bezeichnung für eine Zeile von acht Wohnhäusern auf den Grundstücken Prinzenallee 46a–46h im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen, die der sozialdemokratische Politiker und Verleger Hugo Heimann 1901 errichten ließ, um Berliner Sozialdemokraten die Wahl zu Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung zu ermöglichen.
Hintergrund
BearbeitenDa die Wahl als Abgeordneter in die Berliner Stadtverordnetenversammlung für 2⁄3 der Sitze an Grundbesitz gebunden war, mussten auch 2⁄3 der SPD-Abgeordneten Grundbesitzer sein, was aufgrund der Herkunft der Kandidaten meist nicht der Fall war. Um diese Einschränkung zu umgehen, ließ der Sozialdemokrat Hugo Heimann die kleine Siedlung an der Prinzenallee errichten und die Eigentumsrechte an Sozialdemokraten übertragen, die somit wählbar waren. Diese Funktion behielten sie bis zum Ende des Kaiserreichs bei.
Siedlung
Bearbeiten1901 entstanden auf dem Grundstück acht zwei- und dreigeschossige Wohnhäuser mit großzügigem Grundriss und Vorgärten, die meist von zwei Parteien bewohnt wurden. Architekten waren der mit Heimann befreundete Paul Salinger und dessen Büropartner und Schwager Alfred Breslauer.[1] Als Eigentümer traten unter anderen Karl Liebknecht, Paul Singer, Eduard Bernstein, Wilhelm Pfannkuch und Hermann Weyl auf – ohne selbst in diesen Häusern zu wohnen.[2] In den Häusern wohnten überwiegend Facharbeiter und Handwerker, zumeist SPD-Mitglieder. Vier Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, die anderen vier schwer beschädigt. 1958 erwarb der Vaterländische Bauverein das Grundstück zum Bau einer neuen Wohnbebauung, 1960 entstanden hier dreigeschossige Wohnhäuser im typischen Stil der 1960er Jahre.
Literatur
Bearbeiten- Helga Grebing, Siegfried Heimann (Hrsg.): Arbeiterbewegung in Berlin. Der historische Reiseführer. Ch. Links, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-691-8, S. 30. (stark eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
Weblinks
Bearbeiten- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Rote Häuser. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Stefan Hunglinger: (S+) Berlin-Wahl zum Abgeordnetenhaus: Wie Hugo Heimann den Berlinern mehr Demokratie beibrachte. In: Spiegel Online. 12. Februar 2023, abgerufen am 12. Februar 2023.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Joachim Berger: Berlin – freiheitlich & rebellisch. Goebel, Berlin 1987, ISBN 3-924591-02-4.
- ↑ Prinzenallee 46a–46h. In: Berliner Adreßbuch, 1914, Teil III. Straßen und Häuser von Berlin, S. 705.
Koordinaten: 52° 33′ 35,4″ N, 13° 23′ 14,8″ O