Rotschegda (russisch Рочегда) ist eine Siedlung in Nordwestrussland. Der Ort gehört zur Oblast Archangelsk und hat 1989 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Rotschegda gehört administrativ zum Winogradowski rajon.

Siedlung
Rotschegda
Рочегда
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Archangelsk
Rajon Winogradowski
Gegründet 1942
Siedlung seit 2005
Bevölkerung 1989 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7)81831
Postleitzahl 164577
Kfz-Kennzeichen 29
OKATO 11 214 829 001
Geographische Lage
Koordinaten 62° 41′ N, 43° 24′ OKoordinaten: 62° 40′ 30″ N, 43° 24′ 8″ O
Rotschegda (Europäisches Russland)
Rotschegda (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Rotschegda (Oblast Archangelsk)
Rotschegda (Oblast Archangelsk)
Lage in der Oblast Archangelsk

Geographie

Bearbeiten

Rotschegda befindet sich etwa 250 Kilometer südöstlich der Oblasthauptstadt Archangelsk. Der Ort liegt am rechten Ufer der Nördlichen Dwina. Das Rajonverwaltungszentrum Beresnik befindet sich etwa 38 Kilometer nordwestlich von Rotschegda.

Geschichte

Bearbeiten

Zur Erschließung der reichhaltigen Holzvorkommen wurde im Juli 1938 auf dem Gebiet des heutigen Rotschegda mit dem Bau einer Holzarbeiter-Siedlung durch polnische und russische Häftlinge des Bereslag-Gulags begonnen. Die eigentliche Siedlung Rotschegda entstand Ende 1942, nach der Schließung des Bereslag und der Verlegung der Häftlinge in die ASSR der Komi. Auf dem Gebiet des ehemaligen Gulags wurde der Konezgorjer Forstwirtschaftsbetrieb (Конецгорский леспромхоз) geschaffen und hierbei Teile der noch vorhandenen Lagerinfrastruktur übernommen. Zur Erschließung der umliegenden Waldgebiete wurde mit dem Bau der Waldbahn Konezgorjer (Конецгорская узкоколейная железная дорога) begonnen. Für den Forstwirtschaftsbetrieb arbeiteten in den ersten Jahren russische Saisonarbeiter. Ab Herbst 1945 wurden mehr als Tausend vornehmlich ethnisch deutsche Zwangsumsiedler für die Arbeiten im Forstwirtschaftsbetrieb, dem Siedlungsbau sowie dem Bau der Schmalspurbahn eingesetzt. Die meisten dieser Zwangsumgesiedelten entschlossen sich Rotschegda nach ihrer Entlassung im Jahr 1957 zu verlassen.[2][3]

Im Jahr 1958 erhielt Rotschegda den Status einer Siedlung städtischen Typs. Im Zuge einer Verwaltungsreform im Jahr 2005 wurde der Ort zu einer Siedlung ländlichen Typs herabgestuft.

Rotschegda ist Verwaltungszentrum der Gemeinde Rotschegodskoje selskoje posselenije (Рочегодское сельское поселение), die zehn Dörfern (zwei davon unbewohnt) mit insgesamt 2418 Einwohnern (Stand 2010) umfasst.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten

Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Bevölkerungszahlen von Rotschegda.

Jahr Einwohner
1959 3.923
1970 4.237
1979 3.616
1989 2.999
2002 2.456
2010 1.989

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Wirtschaft und Verkehr

Bearbeiten

Der wichtigste Wirtschaftszweig in Rotschegda ist die Forstindustrie.

Der Ort ist nicht an das überregionale Netz der Russischen Nordeisenbahn angeschlossen. Über eine Landstraße besteht allerdings eine Verbindung in das rund 40 Kilometer entfernte Beresnik und zur dort verlaufenden Fernstraße M8.

Rotschegda ist Anfangspunkt der etwa 60 Kilometer langen Konezgorjer Schmalspurbahn, die ursprünglich für den Holztransport gebaut wurde und Rotschegda mit den Dörfern Pystroma (Пыстрома) und Njawody (Няводы) verbindet.[5]

Auf der Dwina gibt einen regelmäßigen Fährbetrieb zwischen den Orten Ust-Wajenga (Усть-Ваеньга), Konezgorje (Конецгорье), Rotschegda, Kurgomen (Кургомень), Selmenga (Сельменьга) und Borok (Борок).

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Der sowjetische Gewichtheber und olympischer Goldmedaillengewinner Wassili Iwanowitsch Alexejew lebte von 1953 bis 1961 in Rotschegda.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.) Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
  2. Конецгорский леспромхоз: между прошлым и будущим. Голос рабочего № 33-34, Архангельск (russisch); abgerufen am 14. April 2013
  3. Artikel über Rotschegda auf dvinovaje.ru@1@2Vorlage:Toter Link/dvinovaje.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (russisch); abgerufen am 14. April 2013
  4. Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010 auf der Seite des Staatlichen Statistikamtes der Oblast Archangelsk (russisch); abgerufen am 12. Februar 2016 (Memento vom 7. Oktober 2014 im Internet Archive)
  5. Konezgorjer Schmalspurbahn auf der Seite von Sergei Bolaschenko (Memento des Originals vom 14. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbchf.narod.ru (russisch); abgerufen am 14. April 2013