Roundel (Verslehre)
Das Roundel ist in der angelsächsischen Literatur eine von Algernon Charles Swinburne entwickelte Gedichtform.
Ursprünglich bezeichnet das Wort roundel, abgeleitet vom lateinischen rondellus („(Metall-)Scheibe“) etwas Rundes, einen Kreis von Menschen, daher auch einen Kreistanz und ab Ende des 14. Jahrhunderts ein kurzes Gedicht oder Lied mit Refrain, insofern entspricht das Wort völlig dem französischen rondeau.[1]
Heute versteht man unter Roundel, die von Swinburne in seinem A Century of Roundels[2][3] eingeführte Gedichtform. Ein solches Gedicht hat 11 Zeilen in drei Strophen mit nur zwei Reimen und dem Reimschema
- [abaR bab abaR]
R bezeichnet hier das rentrement: so wie beim Rondeau, der entsprechenden französischen Form, erscheinen die ersten Worte des ersten Verses am Ende der ersten Strophe und am Schluss des Gedichts. Als Beispiel der Form soll das selbstbezüglich The Roundel betitelte Gedicht[4] dienen:
A roundel is wrought as a ring or a starbright sphere, |
a |
Die Form wurde nur von wenigen Nachfolgern aufgenommen, zu diesen zählen John Davidson, Ernest Dowson, Sara Teasdale und Arthur Symons. Auch die Dichterin Christina Rossetti, der Swinburne seine Sammlung gewidmet hatte, verfasste einige Roundels, darunter ein nie veröffentlichtes, in dem sie roundel auf scoundrel („Schuft“) reimte.
Literatur
Bearbeiten- T. V. F. Brogan, A. L. French: Roundel. In: Roland Greene, Stephen Cushman et al. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics. 4. Auflage. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-13334-8, S. 1227 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Rikky Rooksby: Swinburne in Miniature: "A Century of Roundels". In: Victorian Poetry Bd. 23, Nr. 3, (Herbst, 1985), S. 249–265.
- Joanna Swafford: Swinburne and the Möbius Strip: Circumvented Circularity in "A Century of Roundels". In: Victorian Poetry Bd. 51, Nr. 3 (Herbst, 2013), S. 297–309, doi:10.1353/vp.2013.0019.
- Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 709.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Geoffrey Chaucer The Knight’s Tale (Hengwrt) (2003) v. 671: „Arcite hadde romed al his fille And songen al the roundel lustily.“ Vgl. Oxford English Dictionary. 3. Aufl. 2011, s.v. roundel.
- ↑ Swinburne: A Century of Roundels. Chatto & Windus, London 1883, Digitalisat .
- ↑ Das Wort century meint hier nicht das Jahrhundert, sondern das Hundert, da die Sammlung genau 100 Gedichte umfasst.
- ↑ Swinburne: A Century of Roundels. London 1883, S. 63 .