Rudolf Keplinger

österreichischer Jurist, Polizeibeamter, Autor und Universitätslektor
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Rudolf Keplinger (* 4. Juli 1961 in Linz) ist ein österreichischer Jurist, Polizeibeamter, Autor und Universitätslektor.

Laufbahn

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Rudolf Keplinger trat 1983 in den Polizeidienst ein und versah bis 1990 in einem Wachzimmer in Linz Dienst. Nach Absolvierung des Diplom- und des Doktoratsstudiums der Rechtswissenschaften in Linz war er bei der Bundespolizeidirektion Linz als Polizeijurist in verschiedenen Funktionen tätig; unter anderem in der Kriminalpolizeilichen Abteilung. Ab dem Jahr 1994 war er stellvertretender Leiter der Präsidialabteilung der Bundespolizeidirektion Linz.[1]

Im Jahr 2005 wurde er im Zuge der Errichtung der Landespolizeikommanden zum Leiter des neu gegründeten Landeskriminalamtes und 2012 im Zuge der Reform der Sicherheitsbehörden schließlich zum Leiter des Büros für Rechtsangelegenheiten der Landespolizeidirektion Oberösterreich ernannt.[1]

Er wirkte in vielen Arbeitsgruppen des Bundesministeriums für Inneres mit und ist Mitglied in verschiedenen Gremien der Zentralleitung, wie etwa dem sogenannten Qualitätszirkel, der Taskforce Strafrecht und dem Gewaltschutzgremium.[1] Im Fall der Entführung von Natascha Kampusch wurde Keplinger 2009 Mitglied der „Evaluierungskommission“, die den Fall „objektiv untersuchen und beurteilen“ sollte.[2] Bis zum Einsetzen der Kommission im Vorjahr waren die Ermittlungen „nicht in der notwendigen Dimension“ geführt worden, kritisierte Keplinger damals.[3][4]

Seit November 2022 ist Keplinger Landespolizeidirektor-Stellvertreter und Leiter des Geschäftsbereiches B (Sicherheits- und Verwaltungspolizeiliche Abteilung, Personalabteilung, Logistikabteilung, Büro Rechtsangelegenheiten, Büro Qualitäts- und Wissensmanagement und Büro Budget) der Landespolizeidirektion Oberösterreich.[5] Die Arbeit übernahm er bereits im Vorjahr.[6]

Keplinger war Ende Oktober bis Anfang November 2024 beteiligt an den Ermittlungen im Rahmen der Großfahndung rund um den Fall eines Doppelmordes in Altenfelden.[7][8][9][10][11][12][13]

Weitere Tätigkeiten

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Keplinger ist zudem als Vortragender, Referent oder Trainer aktiv.[1][14] Schon 1991 war er als junger Jurist Trainer für das damals neue Sicherheitspolizeigesetz.[1] Seit 2007 ist er Referent für Sicherheitspolizeirecht und Waffengebrauchsgesetz an der Fachhochschule Wiener Neustadt und seit 2009 Lektor am Institut für Strafrecht an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Ihm sei wichtig, „Wissen zu vermitteln und Erfahrungen weiterzugeben.“[1] bzw. das „große Ganze“, da Recht mehr als eine Aneinanderreihung von Paragraphen sei.[1]

In den 1990er Jahren gründete Keplinger mit Andreas Hauer proLIBRIS, einen Verlag für juristische Materialien. Der Verlag versteht sich als Nischenverlag mit Schwerpunkt Polizeirecht. Die drei Hauptlinien sind Kommentare, spezielle Polizeiausgaben und Textausgaben.[15]

Seit 2009 ist Keplinger persönlicher Rechtsberater des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit.[16]

Zudem ist Keplinger Autor zahlreicher juristischer Publikationen und gilt als Experte auf dem Gebiet der Polizeijuristik.[1][16]

Rezeption

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Keplinger gilt als der wohl „profundeste Experte für das Sicherheitspolizeigesetz“ Österreichs.[17] In verschiedensten Rahmen tritt er häufig als Redner oder zur Übergabe von Ehrungen auf.[14][18][19][20][21][22][23]

Keplingers Karriere ist geprägt von Reformen und Initiativen, die auf die Modernisierung des Polizeiwesens und die Verbesserung des Gewaltschutzes abzielen. Er gilt als Vordenker des Annäherungsverbots, das als Erweiterung zum bestehenden Betretungsverbot entwickelt wurde und seitdem als rechtliches Mittel im österreichischen Gewaltschutzgesetz verankert ist.

Eine von Keplingers bekanntesten Leistungen ist die Einführung sicherheitspolizeilicher Fallkonferenzen (S-FK), die es ermöglichen, in sogenannten „High-Risk-Fällen“ verschiedene Behörden und Akteure zur Koordination des Schutzes für gefährdete Personen zusammenzubringen. Dieses Modell hat sich etabliert und wird auf andere Bundesländer ausgeweitet.[24][25][26][27]

Geachtet wird seine Laufbahn auch wegen der parteipolitischen Neutralität.[17][28]

2012 wurde ihm der Berufstitel Professor[1] vom Bundespräsidenten Heinz Fischer auf Antrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung verliehen. Die Verleihung fand im November durch den Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl, in den Räumlichkeiten des Innenministeriums in Wien statt.[16]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Interview_Hofrat Prof. Mag. Dr. Rudolf Keplinger. Abgerufen am 8. November 2024.
  2. 06 02 2008 um 19:00 von Andreas Wetz und Klaus Stöger: Die Alibi-Lüge im Fall Kampusch. 6. Februar 2008, abgerufen am 8. November 2024.
  3. Fall Kampusch "ist noch lange nicht fertig". Abgerufen am 8. November 2024 (österreichisches Deutsch).
  4. Parlamentarische Materialien. Abgerufen am 8. November 2024.
  5. Landespolizeidirektor-Stv. Prof. Dr. Rudolf Keplinger. Abgerufen am 8. November 2024.
  6. Markus Schütz: Wer wird der Nachfolger von Vize-Polizeichef? 25. September 2021, abgerufen am 8. November 2024.
  7. Magdalena Ennemoser: 50 Personen unter Polizeischutz: Suche nach Doppelmörder im Mühlviertel weiter ohne Ergebnis. 29. Oktober 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  8. patrick.wammerl,markus.strohmayer: Nach Doppelmord in OÖ: Roland Drexler tot in Wald aufgefunden. 2. November 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  9. 02 11 2024 Um 15:23: Zwei Tote in Rohrbach: Leiche des Verdächtigen gefunden und... 2. November 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  10. Doppelmord im Mühlviertel: "Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt". Abgerufen am 8. November 2024.
  11. Magdalena Ennemoser: 50 Personen unter Polizeischutz: Suche nach Doppelmörder im Mühlviertel weiter ohne Ergebnis. 29. Oktober 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  12. Doppelmord im Mühlviertel: "Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt". Abgerufen am 8. November 2024.
  13. ooe ORF at red: Intensive Fahndung und offene Fragen. 29. Oktober 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  14. a b Gerhard Sohm / VN: Keine Bezirksgrenzen mehr für Polizeibeamte. 12. Oktober 2018, abgerufen am 8. November 2024.
  15. Kurt Hickisch: Jurist, Musiker, Fachautor, Verleger. Vom Wachmann zum Professor: Der 51-jährige Polizeijurist Prof. Dr. Rudolf Keplinger aus Oberösterreich kann auf eine bemerkenswerte Laufbahn zurückblicken. In: Öffentliche Sicherheit. Das Magazin des Innenministeriums. Ausgabe 7/8 2013. Bundesministerium für Inneres, 2013.
  16. a b c Hohe Auszeichnung. 13. Januar 2013, abgerufen am 8. November 2024.
  17. a b Wie ein Polizeijurist ohne Parteibuch Karriere machte. Abgerufen am 8. November 2024.
  18. Berichte aus der LPD Oberösterreich. Abgerufen am 8. November 2024.
  19. Berichte aus der LPD Oberösterreich. Abgerufen am 8. November 2024.
  20. Konstantin Matz: Österreichweit einzigartiges Pilotprojekt der Sicherheitsakademie lehrt Polizeischüler/innen den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen. In: Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer. 26. Juni 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  21. Ehrung für Chefinspektor: „Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich“ für Walter Schanda. 26. April 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  22. Berichte aus der LPD Oberösterreich. Abgerufen am 8. November 2024.
  23. Veranstaltung anlässlich '15 Jahre Gewaltschutzgesetz und Gewaltschutzarbeit in Österreich' | Parlament Österreich. Abgerufen am 8. November 2024.
  24. 25 Jahre Gewaltschutz: Häusliche Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problemfeld bekämpfen. Abgerufen am 8. November 2024.
  25. Josef Landerl: Vom Pilotprojekt zu Best Practice. In: NEUSTART. 18. Juli 2022, abgerufen am 8. November 2024.
  26. Gewalt­prävention: Schnelle Hilfe für betroffene Personen. 9. März 2022, abgerufen am 8. November 2024 (österreichisches Deutsch).
  27. 1850 Fälle: Ein Jahr verpflichtende Gewaltpräventionsberatung. 8. September 2022, abgerufen am 8. November 2024.
  28. Markus Schütz: Schwarzer Zement mit roten Einsprenglingen. 26. Juni 2024, abgerufen am 8. November 2024.