Rudolf Knosp

deutscher Großindustrieller, Mitbegründer der BASF

Rudolf Knosp, auch Rudolph Knosp (* 27. Juni 1820 in Ludwigsburg; † 26. März 1897 in Stuttgart), war ein deutscher Unternehmer der Chemieindustrie.

Rudolf Knosp
(ca. 1890)

Rudolf Knosp lernte in einem Indigo-Handelsgeschäft und gründete 1845 eine kleine Farbenfabrik in Cannstatt für chemisch-technische Artikel. Knosp forschte insbesondere auf dem Gebiet der aus Teer gewonnenen Anilinfarbstoffe.

Unternehmensgeschichte der Farbenfabrik Knosp

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Grab auf dem Pragfriedhof in Stuttgart, Abteilung 1

Die bei seinen Entwicklungen erlangten Erkenntnisse und Verbesserungen im Herstellungsverfahren erforderten räumliche Ausweitungen der Produktionsanlagen. Ein Jahr später, 1846, zog er an die Rotebühlstraße im Stuttgarter Westen um. In den 1850er und 1860er Jahren erfolgten Erweiterungen und Neubauten am neuen Standort.[1] Auch in den Folgejahren wurde das Werk immer wieder vergrößert. 1872 kaufte das Unternehmen noch das Gelände der ehemaligen Korsett-Fabrik D'Ambly auf der gegenüberliegenden Seite der Rotebühlstraße hinzu.

Große Konkurrenz erwuchs dem Unternehmen schließlich durch die chemische Fabrik von Gustav Siegle. Im Jahr 1873 fusionierte Knosp daher mit Siegles Unternehmen G. Siegle & Co. und der von Friedrich Engelhorn gegründeten Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF). Die BASF genoss mit ihrem Standort Ludwigshafen am Rhein unübersehbare strategische Vorteile, weshalb das vereinigte Unternehmen unter der Firma Badische Anilin- und Sodafabriken, Ludwigshafen a. Rh. und Stuttgart seine Produktion auf Ludwigshafen konzentrierte. Das Knosp-Fabrikgelände in Stuttgart wurde zunächst an eine Möbelfabrik verpachtet und wich später einem neobarocken Bau der Architekten Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle. Bis zu seinem Tod 1897 war Knosp Aufsichtsratsvorsitzender der BASF.

Die Bauten auf dem Stuttgarter Fabrikgelände wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend nicht wiederaufgebaut. Zurzeit besteht auf dem Gelände ein Bürobau der BASF.[2]

Stiftung Knosp

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Durch eine Stiftung von 2 Millionen Mark ermöglichten Knosp und seine Ehefrau Sophie Knosp geb. Schmid den Bau des Rudolf-Sophien-Stifts im Stuttgarter Süden.[3] Das Stift wurde erst 1914 fertiggestellt und dient heute als Rehabilitationszentrum und Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Politisches Engagement

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Von 1868 bis 1870 gehörte Rudolf Knosp als Abgeordneter des Wahlkreises Württemberg 13 (Stuttgart) dem Zollparlament an.

Knosp-Gebäude in Stuttgart-West

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Villa Knosp, um 1871
 
Villa Knosp, 2017
 
Villa Simolin, 1898

Rudolf Knosp zog 1847 mit seiner Fabrik von Cannstatt in den Stuttgarter Westen, wo er sein erstes Fabrikgebäude auf dem Grundstück Rotebühlstraße 70 erbaute. 1859 baute er auf dem Nachbargrundstück seinen Familienwohnsitz, die Villa Knosp.[4] Auf der gegenüber liegenden Seite der Rotebühlstraße baute Knosp 1872 weitere Fabrikgebäude und Wohnhäuser (Rotebühlstraße 97 und 101), neben den Fabrikgebäuden von Gustav Siegle (Rotebühlstraße 103 und 105).

Adresse Baujahr Objekt
Rotebühlstraße 70 1847 Rudolf Knosps erstes Fabrikgebäude, ab 1880 an Möbelfabriken vermietet[5]
Rotebühlstraße 70 1898 anstelle des abgebrochenen Fabrikbaus Neubau der Villa Simolin, Wohnsitz von Knosps Tochter Henriette Freifrau von Simolin-Knosp, im Zweiten Weltkrieg zerstört, heute Standort eines modernen Geschäftsgebäudes[6]
Rotebühlstraße 72 1859 Villa Knosp, Wohnsitz der Familie Knosp, heute im Besitz der Württembergischen Versicherung AG[7]
Rotebühlstraße 97, 101 1872 Erweiterungsbauten der Knosp'schen Fabrik[8]

Nach dem Tod ihres Ehemanns 1897 erbaute Sophie Knosp in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Fabrikgelände zwischen Rotebühlstraße, Hasenbergstraße, Senefelderstraße und Augustenstraße eine Handelsschule und eine Wohnsiedlung. Die Siedlung wurde Knosp'sche Siedlung genannt, die Straße, an der die Siedlung liegt, erhielt 1902 den Namen Knospstraße.

Adresse Baujahr Objekt
Augustenstraße 56 1901 Mehrfamilienwohnhaus[9]
Knospstraße 1–11, 2–4 1902 Knosp'sche Siedlung[10]
Knospstraße 8 1903 Höhere Handelsschule, heute Wirtschaftsgymnasium und Kaufmännische Schule[11]
Senefelderstraße 13 1906 Mehrfamilienwohnhaus[12]
 
Schloss Seeseiten am Starnberger See (2018)

Villa am Starnberger See

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1872 erwarb Rudolf Knosp das von Georg von Dollmann in den Jahren 1866/67 gebaute sogenannte Schloss Seeseiten, eines der bedeutenden Landhäuser am Starnberger See. Das Anwesen gelangte über seine Nachkommen und Einheirat in den Familienbesitz von August von Finck junior.

Literatur

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Allgemein

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Knosp-Gebäude

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  • Villa Knosp. In: Gebhard Blank: Stuttgarter Villen im 19. Jahrhundert. Eine Begleitschrift zur Ausstellung im Wilhelms-Palais vom 18. März bis 16. August 1987. Stuttgart 1987, S. 14.
  • Christine Breig: Der Villen- und Landhausbau in Stuttgart 1830–1930. Ein Überblick über die unterschiedlichen Umsetzungen und Veränderungen des Bautypus Villa in Stuttgart. Stuttgart 2004, S. 452–456.
  • Ulrich Gohl: Gesichter ihrer Zeit. Unbekannte Stuttgarter Bau- und Kulturdenkmäler. Silberburg-Verlag, Tübingen 1992, S. 11–14. (Villa Knosp)
  • Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart. Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Klett-Cotta, Stuttgart 1993, ISBN 3-608-91629-6.
  • Wolfgang Müller: Stuttgart in alten Ansichten. Zaltbommel 1979, Tafel 101.
  • Annette Schmidt: Ludwig Eisenlohr. Ein architektonischer Weg vom Historismus zur Moderne. Stuttgarter Architektur um 1900. Stuttgart-Hohenheim 2006, S. 368–370, 400–415 u. 488 f.
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Commons: Rudolph Knosp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. #Kreuzberger 1993, Seite 74–77
  2. #Kreuzberger 1993, Seite 77
  3. #Sauer 1988
  4. Villa Knosp. Beschreibung und zeitgenössische Abbildung. In: Georg Wochner: Stuttgart seit fünf und zwanzig Jahren. Ansichten aus der Hauptstadt. Rud. Roth, Stuttgart 1871, S. 30ff. (Digitalisat).
  5. #Kreuzberger 1993, Seite 74–77
  6. #Breig 2004, Seite 452–455, #Schmidt 2006, Seite 368–370
  7. #Blank 1987, #Breig 2004, Seite 455–456, #Gohl 1992
  8. #Kreuzberger 1993, Seite 77
  9. #Schmidt 2006, Seite 403 f.
  10. #Schmidt 2006, Seite 400–415, #Müller 1979
  11. #Schmidt 2006, Seite 401–403
  12. #Schmidt 2006, Seite 488 f.