Rummelsberg
Rummelsberg ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Schwarzenbruck im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).[2] Rummelsberg liegt in der Gemarkung Schwarzenbruck.[3] Überregional bekannt ist Rummelsberg durch die Rummelsberger Diakonie.
Rummelsberg Gemeinde Schwarzenbruck
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Koordinaten: | 49° 22′ N, 11° 16′ O |
Höhe: | 400 m ü. NHN |
Einwohner: | 807 (1. Feb. 2021)[1] |
Postleitzahl: | 90592 |
Vorwahl: | 09128 |
Krankenhaus Rummelsberg (2023)
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Lage
BearbeitenRummelsberg liegt 18 km südöstlich von Nürnberg zwischen der Anschlussstelle Feucht der Bundesautobahn 9 und der Anschlussstelle Altdorf/Burgthann der Bundesautobahn 3 auf dem Ausläufer des Dreibrüderberges. Vom Bahnhof Ochenbruck sind es ca. 700 Meter Luftlinie bis zum Ortskern von Rummelsberg.[4]
Ortsbild
BearbeitenDas Ortsbild wird geprägt durch die Philippuskirche (1927) im neoromanischen Stil, die auf einer Bergkuppe steht. Ihre Glocken werden noch im Handzugverfahren geläutet.
Wie das Hotel „Anders“ sind auch die meisten anderen Einrichtungen Teil der Rummelsberger Dienste für Menschen gGmbH, des Unternehmens der Rummelsberger Diakonie. Im Ort gibt es ein Altenheim (Stephanushaus), ein Berufsbildungswerk mit angeschlossenem Internat für junge Menschen mit Körperbehinderung, einen großen Jugendhilfeverbund mit mehreren Gebäuden, ein Studienzentrum (ehemals Diakon- und Erziehungsanstalt), ein Tagungszentrum und zwei Krankenhäuser (Laurentius- und Wichernhaus). Letzteres ist europaweit als eine der führenden orthopädischen Fachkliniken bekannt. Die beiden Kliniken wurden 2010 an die Sana Kliniken verkauft.
Nahe dem Krankenhaus entstand 2020 der Schwarzach Park mit zahlreichen neuen Wohnungen.
Geschichte
BearbeitenErstmals erwähnt wurde Rummelsberg 1369 als einzelner Hof in einer Urkunde des Brant Groß, einem Patrizier aus der Stifterfamilie des Nürnberger Heiliggeist-Spitals. Im 15. Jahrhundert wechselte das Gut als Reichslehen durch die Hände verschiedener Nürnberger Patrizierfamilien (Waldstromer, Toppler, Pfinzing), bis es schließlich im Jahre 1500 als Stiftung an das Heiliggeist-Spital überging.
Dadurch unterstützte der Hof mit seinen Naturalabgaben etwa 300 Jahre lang die größte soziale Stiftung in der freien Reichsstadt, die ab 1504 auch die Landeshoheit bis 1796 ausübte. Das Spital bewirtschaftete das Gut aber nicht selbst, sondern verlieh es hauptsächlich an Nürnberger Bürger. Der 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg zerstörte Bürgersitz wurde wieder aufgebaut und wirkte auf dem Stich von Boener mit seinem Barockgarten um 1700 wie ein Schlösschen. Bald danach entstand ein zweiter Hof am Gelände, der von den Pächtern bewohnt wurde, während das Gutshaus bis 1796 in der Hand Altdorfer Medizinprofessoren war. Um 1800 konnte die Bauernfamilie Link beide Anteile in ihrer Hand vereinen und um 1870 an die Familie Rißmann vererben.[5]
Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde Rummelsberg dem Steuerdistrikt Feucht und der Ruralgemeinde Moosbach zugewiesen.[6]
1903 erwarb der Landesverein für Innere Mission das Bauerngut und verlegte 1905 die seit 1890 bestehende Landesdiakonenanstalt von Nürnberg nach Rummelsberg.[7] Dies war das entscheidende Ereignis für die weitere Entwicklung des Ortes. Das einstige Anstaltsgebäude und das angrenzende ehemalige Pfarrhaus sind die beiden ältesten erhaltenen Gebäude im Ort.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstanden zahlreiche Bauten, die noch heute prägend sind: Das sog. Kriegssiechenheim (1920).[8] und das erste Brüderhaus (1922),[9] die beide zusammen heute das „Waldheim“ bilden[10] die Philippuskirche (1927)[11] und das ehemalige Handwerkerhaus (1927, heute Diakoniemuseum) sowie das Brüderhaus (1931).[12] Der Ort Rummelsberg begann damals erst auf der Höhe des heutigen Hotel-Restaurants „Anders“.
Erst nach 1945 kam es zur baulichen Entwicklung in Richtung Eisenbahnlinie und Ochenbruck. Die markantesten Gebäude in diesem Bereich sind das Berufsbildungswerk.[13] und die beiden Krankenhäuser[14]
Am 1. April 1971 wurde Rummelsberg im Rahmen der bayerischen Gebietsreform nach Schwarzenbruck eingegliedert.[15]
Seit 2012 dient der Wald im Umfeld der Philippuskirche als Naturfriedhof.
Am östlichen Ortsrand befindet sich ein Gefallenendenkmal mit einer Informationstafel.
Freizeit
BearbeitenRummelsberg war seit den 1920er Jahren ein beliebter Ausflugsort, vor allem für kirchliche Gruppen aus Nürnberg und dem Umland. Einrichtungen wie das einstige Erholungsheim (heute Rektor-Nicol-Haus) oder das frühere Hospiz (heute Hotel Anders) dienten der Beherbergung und Versorgung von Gästen. Das Tagungszentrum, das Hotel Anders und das Rummelsberger Café knüpfen an diese Tradition an. Der Ort wird von mehreren Kilometern beschilderter Wanderwege durchzogen. Auch der Jakobsweg Tillyschanz-Nürnberg führt über Rummelsberg. 2014 wurde am Ortsrand ein Kletterpark eröffnet.[16] Seit 2015 gibt es das Diakoniemuseum, das in wechselnden Ausstellungen die Geschichte der Diakonie in Bayern darstellt.[17]
Im Ortskern wurde in einer Grünanlage ein Bibelgarten angelegt.[18]
Geotop
BearbeitenMitten im Ort in einem Wäldchen befindet sich ein großer Sandsteinfelsen. Der etwa fünf Meter hohe Felsen bietet einen Einblick in die Zusammensetzung und den Aufbau des Oberen Burgsandsteins. Er ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als Geotop (574R006) ausgewiesen.[19] Am Fels sind deutliche Spuren von Vandalismus erkennbar.
Verkehr
BearbeitenRummelsberg wird stündlich von der Buslinie 533 nach Altdorf bedient. Außerhalb der Kernzeiten fährt das Linienbedarfstaxi N59. Beide Linien des VGN halten an den Haltestellen Hospiz und Wichernhaus. Am nahegelegenen Bahnhof Ochenbruck hält die S-Bahn der Linie S1 Neumarkt–Nürnberg-Bamberg.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Karl Nicol (1886–1954), Rektor der Diakonenanstalt von 1919 bis 1953 und Mitbegründer des Lutherischen Weltbundes[20]
- Johannes Baumann (1872–1969), Bayerns erster Diakon im Auslandsdienst und erster Senior der Rummelsberger Brüderschaft[21]
- Franz Theophil Becker war Chefarzt der Orthopädischen Kliniken in Altdorf bei Nürnberg und Rummelsberg.
- Karl Heinz Bierlein war Vorsitzender der Rummelsberger Anstalten von 1997 bis 2007.
- Gottlieb Olpp (1872–1950), Direktor des Deutschen Institutes für Ärztliche Mission (DIFÄM), lebte von 1940 bis zu seinem Tod in Rummelsberg[21]
- Martin Sommer (1915–1988), Aufseher im KZ Buchenwald, lebte von 1973 bis 1988 im Pflegeheim „Stephanusheim“[22]
- Karl Heinz Neukamm (1929–2018), Rektor der Rummelsberger Anstalten von 1967 bis 1984 und Präsident des Diakonischen Werkes Deutschland von 1984 bis 1994[23]
- Helmut Millauer (1941–2014) war Rektor der Rummelsberger Diakonie von 1984 bis 1997.
- Albert Strohm (1929–2016), Vater des ehemaligen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm, wurde als Sohn des Rummelsberger Brüderpfarrers Wilhelm Strohm geboren.
- Heinz Wagner (1929–2001), Orthopäde von Weltruf, leitete von 1969 bis 1995 die Klinik Wichernhaus (seit 1979 in Rummelsberg)[24]
- Gerhard Wehr (1931–2015), Diakon und Schriftsteller[25]
- Wolfgang Haffner (* 1965), deutscher Jazz-Schlagzeuger, verbrachte seine Jugend in Rummelsberg.[26]
- Hans-Jürgen Hopf (* 1959), Diakon und Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern
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Handwerkerhaus, heute Diakoniemuseum (2023)
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Brüderhaus (2023)
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Ehemalige Diakonen- und Erziehungsanstalt, heute Studienzentrum (2023)
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Historisches Pfarrhaus, heute Haus der Diakoninnengemeinschaft
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Kriegerdenkmal (2023)
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Rummelsberg. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 688 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Landkreis Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 11). Deutscher Kunstverlag, München 1961, DNB 451450981, S. 63.
- T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger, 21 Fußnoten deutscher Geschichte. Begleitband zur Ausstellung im Diakoniemuseum Rummelsberg. (= Rummelsberger Reihe. 15). Schwarzenbruck 2017.
- Georg Paul Hönn: Rummelsberg. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 527 (Digitalisat).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- W. Stadelmann: 650 Jahre Rummelsberg. Teil 1: Von den Anfängen bis 1905. 66. Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Finstermühle 2020.
- Wilhelm Strohm als Brüderpfarrer in Rummelsberg 1928–1936, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte, 68 (1999), S. 133–155 (DOC).
- G. Wehr: Da-Sein für andere, Die Rummelsberger Anstalten 1905 bis 1948. (= Rummelsberger Reihe. 1). Schwarzenbruck 1998.
- G. Wehr: Gutes tun und nicht müde werden, Ein Jahrhundert Rummelsberger Diakonie 1890–1990. (= Rummelsberger Reihe. 13). Schwarzenbruck 2016.
- H. Winter (Hrsg.): Zum Leben helfen. Aus der Geschichte der Rummelsberger Anstalten von 1948 bis 2001. (= Rummelsberger Reihe. 3). Schwarzenbruck 2001.
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteile > Rummelsberg. In: schwarzenbruck.de. Abgerufen am 6. November 2024.
- Rummelsberg in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. November 2022.
- Ochenbruck in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 6. November 2024.
- Rummelsberg im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 6. November 2024.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Zahlen | Fakten. schwarzenbruck.de
- ↑ Gemeinde Schwarzenbruck, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 6. November 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ W. Stadelmann: 650 jähriges Jubiläum von Rummelsberg. In: Mitteilungsblatt der Gemeinde Schwarzenbruck. 03/2019, S. 19–20.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 22 (Digitalisat).
- ↑ G. Wehr: Gutes tun und nicht müde werden. 2016, S. 62–74.
- ↑ G. Wehr: Da-Sein für andere. 1998, S. 63–67.
- ↑ G. Wehr: Da-Sein für andere. 1998, S. 83.
- ↑ G. Wehr: Gutes tun und nicht müde werden. 2016, S. 115–117.
- ↑ G. Wehr: Gutes tun und nicht müde werden. 2016, S. 126–128; G. Wehr: Da-Sein für andere. 1998, S. 73–77.
- ↑ G. Wehr: Gutes tun und nicht müde werden. 2016, S. 128–132; G. Wehr: Da-Sein für andere. 1998, S. 82–85.
- ↑ H. Winter: Zum Leben helfen. 2001, S. 75–78.
- ↑ H. Winter: Zum Leben helfen. 2001, S. 81–88.
- ↑ Burgthann > Poltische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Klettergarten Rummelsberg (Abgerufen am 12. Dezember 2015)
- ↑ Diakoniemuseum. Abgerufen am 6. März 2020 (deutsch).
- ↑ https://besucher.rummelsberger-diakonie.de/besucherprogramm/bibelgarten//
- ↑ Geotop: Burgsandsteinfelsen (PDF; 175 kB)
- ↑ T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 54–75.
- ↑ a b T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 35–53.
- ↑ T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 164–177.
- ↑ T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 192–207.
- ↑ T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 115–123.
- ↑ M. Fritze: Gerhard Wehr (1931–2015). In: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 220–229.
- ↑ T. Greif: Kaiser, Kanzler, Rummelsberger... 2017, S. 248–255.