Ruppertshain
Ruppertshain (im örtlichen Dialekt Ruppsch) ist einer der sechs Stadtteile von Kelkheim (Taunus) im südhessischen Main-Taunus-Kreis.
Ruppertshain Stadt Kelkheim (Taunus)
| |
---|---|
Koordinaten: | 50° 10′ N, 8° 24′ O |
Höhe: | 360 m ü. NHN |
Fläche: | 4,5 km²[1] |
Einwohner: | 2142[1] |
Bevölkerungsdichte: | 476 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Rossert |
Postleitzahl: | 65779 |
Vorwahl: | 06174 |
Geographie
BearbeitenRuppertshain liegt 365 m ü. NN im Hohen Taunus, am Taunushauptkamm, und ist damit einer der höchstgelegenen Orte auf der Frankfurt zugewandten, südlichen Seite des Taunus. Ruppertshain grenzt im Westen an den Kelkheimer Stadtteil Eppenhain, im Süden an Kelkheim-Fischbach, im Osten an Königstein im Taunus und im Norden an Schloßborn (Gemeinde Glashütten).
Die Höhenlage und die Fernsicht in die Rhein-Main-Ebene machen Ruppertshain zu einem beliebten Wohnort.
Der Eichkopf ist mit 563,3 Metern höchster Berg des Main-Taunus-Kreises.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie Köhlersiedlung Ruppertshain (Ruprechtshan) wurde Um 1290, doweit bekannt, erstmals als Ruprecheshain im „Eppsteiner Lehensverzeichnis“ erwähnt.[2] Anders als die zahlreichen auf -heim oder -bach endenden Orte der Umgebung, die in fränkischer Zeit (8. und 9. Jahrhundert) entstanden, stammen die auf -hain endenden Orte – wie auch Schneidhain, Mammolshain, Neuenhain und Altenhain – aus dem spätmittelalterlichen Landesausbau, als auch Steilhänge zur Anlage von Dörfern genutzt wurden. Von 1636 bis 1650 ist der Ort eine Wüstung.[2]
Im späten 19. Jahrhundert wurde Ruppertshain ein Luftkurort, vor allem Tuberkulose-Patienten wurden hier behandelt.
Zum 31. Dezember 1971 schlossen sich im Zuge der Gebietsreform in Hessen die Gemeinden Ruppertshain und Eppenhain auf freiwilliger Basis zur Gemeinde Rossert zusammen.[3][4] Die Gemeinde Rossert wiederum wurde zum 1. Januar 1977 kraft {{Landesgesetz]] in die Stadt Kelkheim eingemeindet.[5][6] Ruppertshain und Eppenhain wurden Stadtteile von Kelkheim. Ortsbezirke wurden nicht gebildet.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ruppertshain angehört(e):[2][8]
- vor 1507: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Eppstein-Münzenberg, Kellerei Eppstein
- ab 1507: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Eppstein-Königstein, Oberamt Königstein
- ab 1581: Heiliges Römisches Reich]], Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Königstein
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Usingen,[Anm. 2] Amt Königstein
- ab 1806: Herzogtum Nassau,[Anm. 3] Amt Königstein[Anm. 4]
- ab 1849: Herzogtum Nassau, Kreisamt Königstein
- ab 1854: Herzogtum Nassau, Amt Königstein
- ab 1867: Königreich Preußen,[Anm. 5] Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis[Anm. 6]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1886: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- 1919–1930: Hilfskreis Königstein in der französischen Besatzungszone
- ab 1928: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Main-Taunus-Kreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 7] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Main-Taunus-Kreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis, Gemeinde Rossert
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis. Stadt Kelkheim
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ruppertshain 2004 Einwohner. Darunter waren 248 (12,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 360 Einwohner unter 18 Jahren, 849 zwischen 18 und 49, 405 zwischen 50 und 64 und 390 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 867 Haushalten. Davon waren 261 Singlehaushalte, 279 Paare ohne Kinder und 252 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 171 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 591 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten- 1470 16 Häuser
- 1543: 20 Hausgesesse
- 1581: 11 Hausgesesse
- 1586: 11 Häuser
- 1587: 12 Hausgesesse
- 1592: 14 Häuser
- 1612: 13 Häuser
- 1626: 13 Häuser
- 1654: 1 Familie
- 1668: 6 Häuser mit 26 Einwohner
- 1805: 29 Gemeindemitglieder und 5 Witwen
Ruppertshain: Einwohnerzahlen von 1700 bis 2019 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1700 | 61 | |||
1817 | 201 | |||
1834 | 230 | |||
1840 | 248 | |||
1846 | 256 | |||
1852 | 272 | |||
1858 | 339 | |||
1864 | 346 | |||
1871 | 299 | |||
1875 | 326 | |||
1885 | 303 | |||
1895 | 425 | |||
1905 | 639 | |||
1910 | 777 | |||
1925 | 719 | |||
1939 | 799 | |||
1946 | 1.221 | |||
1950 | 1.102 | |||
1956 | 1.511 | |||
1961 | 1.728 | |||
1967 | 1.974 | |||
1970 | 1.950 | |||
1987 | 1.928 | |||
2011 | 2.004 | |||
2015 | 2.121 | |||
2019 | 2.142 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Stadt Kelkheim[1]; Zensus 2011[9] |
Historische Religionszugehörigkeit
BearbeitenQuelle: Historisches Ortslexikon
• 1885: | ein evangelischer (= 0,33 %), 302 katholische (= 99,67 %) Einwohner[2] |
• 1961: | 538 evangelische (= 31,13 %), 1144 katholische (= 66,20 %) Einwohner[2] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten„Ruppertshain“ ist Titel und Schauplatz eines 1985 erschienenen Romans von Martin Mosebach.
Bauwerke
BearbeitenDas bekannteste Gebäude in Ruppertshain ist eine ehemalige Lungenheilstätte, die Gerhard-Domagk-Klinik. Die 1982 geschlossene Klinik wurde 1895 vom Frankfurter Rekonvaleszenten-Verein unter maßgeblicher Beteiligung der Mäzenin Hannah Mathilde von Rothschild aus dem benachbarten Königstein erbaut.[10]
Walther Amelung, dessen Vater bei der Gründung mitwirkte, bezeichnet die Klinik als erste Volksheilstätte Deutschlands.
In den 1990er-Jahren wurde das Klinikgebäude als Übergangswohnheim für Aussiedler aus Osteuropa und ausgereiste DDR-Bewohner genutzt. Im sogenannten Zauberberg (seit der Renovierung in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Thomas Mann benannt) haben sich Künstler, Dienstleister und ein Gastronomiebetrieb angesiedelt.[11]
Das Alte Rathaus, 1888 bis 1889 als Schulhaus erbaut, wurde von 1910 bis 1971 als Rathaus Ruppertshains genutzt. Danach war es bis zum 1. Januar 1977 Rathaus der Gemeinde Rossert und wird heute als Vereinshaus der Sängervereinigung Alemannia-Concordia 1874 Ruppertshain e. V. genutzt.
Denkmale
Bearbeiten- Hohler Stein (Naturdenkmal)
- Mittelalterliche Wegsperre „Landsgraben“ (Bodendenkmal)
Außer den zwei Naturdenkmalen stehen noch zwei Denkmale in Ruppertshain:
Literarische Rezeption
BearbeitenRuppertshain ist regelmäßiger Schauplatz der Taunus-Krimi-Reihe der Autorin Nele Neuhaus (Ermittlerduo Kirchhoff/von Bodenstein).
Verkehr
BearbeitenRuppertshain besitzt zu jedem der Nachbarorte eine Verbindungsstraße. Die Hauptstraße des Orts ist die Robert-Koch-Straße.
Vier Buslinien des Rhein-Main-Verkehrsverbunds bedienen Ruppertshain an insgesamt fünf Bushaltestellen und verbinden den Ort mit allen anderen Kelkheimer Stadtteilen, der Stadt Liederbach, der Stadt Königstein, der Gemeinde Glashütten, der Gemeinde Schmitten sowie dem Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Wilhelm Kowald (1858–1932), Schriftsetzer und Politiker (SPD)
Literatur
Bearbeiten- Gerd S. Bethke: 700 Jahre Ruppertshain 1294–1994. In: Zwischen Main und Taunus. Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 1994. Hrsg. vom Kreisausschuß des Main-Taunus-Kreises. T. Hofheim, Taunus, ISSN 0942-3419, S. 123–128.
- Gerd S. Bethke: Die Flurnamen von Ruppertshain. In: Rad und Sparren. Zeitschrift des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus e. V. 28 (1999), ISSN 0342-2860, S. 3–33.
- Walther Amelung: Es sei wie es wolle, es war doch so schön – Lebenserinnerungen als Zeitgeschichte (= Edition Rasch). Rasch-Publikations-Service, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-9800951-0-X.
- Literatur über Kelkheim-Ruppertshain nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Bearbeiten- Stadtteil Kelkheim-Ruppertshain. In: Internetauftritt. Stadt Kelkheim
- Ruppertshain, Main-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Trennung von Justiz (Justizamt Königstein) und Verwaltung bis 1854.
- ↑ Infolge des Deutschen Krieges.
- ↑ Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Königstein) und Verwaltung.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Stadtteil Ruppertshain. In: Webauftritt der Stadt Kelkheim, abgerufen im Mai 2019.
- ↑ a b c d e f Ruppertshain, Main-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. September 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 57 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 394 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden (GVBl. II 330–30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 309, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 370 f. (f. Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (pdf; 181 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Kelkheim, abgerufen im November 2024.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 88, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- ↑ Die ehemalige Lungenheilanstalt von Ruppertshain – heute das Kulturzentrum „Zauberberg“ – als Sehenswürdigkeit der Stadt Kelkheim. In: kelkheim.de, abgerufen am 11. Mai 2019.
- ↑ Website des Zauberbergs.
- ↑ Chronik der Gem. Ruppertshain von 1908 bis 1945. Aus der Ortschronik der Gemeinde Ruppertshain 1908 bis 1945. (PDF; 209 kB) S. 13 (zur Feier am 30. Juni 1930 „aus Anlaß des Abzugs der Franzosen aus dem besetzten Gebiete“). In: t-online.de, abgerufen am 3. März 2017 (private Website, mit redaktionellen Anmerkungen).
- ↑ Zwischen Main und Taunus – Das Jahrbuch des Kreises 2016. In: taunus-nachrichten.de. 3. Februar 2016, abgerufen am 3. März 2017 („Kelkheim von Franzosen und englischen Soldaten besetzt – daran erinnert sich heute niemand mehr. Und doch, nach dem Ersten Weltkrieg gehörten verschiedene Orte am Taunus zu dem ‚Brückenkopf‘ rechtsrheinisch, der sich aufgrund der Waffenstillstands-Verhandlungen in Compiègne ergab.“).