Ruth Pfau

deutsche römisch-katholische Ordensschwester und Lepraärztin in Pakistan

Ruth Katherina Martha Pfau FCM (* 9. September 1929 in Leipzig; † 10. August 2017 in Karatschi) war eine römisch-katholische Ordensschwester der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä und Frauenärztin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Arbeit mit Leprakranken in Pakistan.

Leben und Werk

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Die vierte von fünf Töchtern verließ im Jahr 1949 ihre Heimat Leipzig und folgte ihrem Vater in die Trizone, aus der im gleichen Jahr die Bundesrepublik Deutschland hervorging. Sie begann nach dem bestandenen Abitur als Neunzehnjährige an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Medizinstudium, das sie an der Philipps-Universität Marburg fortsetzte und mit dem Dr. med. beendete. Während ihrer Studienjahre wurde sie von der Suche nach einer bestimmenden Kraft für ihr Leben bewegt und fand diese im christlichen Glauben. Beeinflusst durch den Philosophen Josef Pieper, ließ sie sich 1951 taufen und wurde Mitglied der evangelischen Kirche, konvertierte aber schon 1953 zur römisch-katholischen Kirche.

Nach Abschluss ihres Studiums mit dem medizinischen Staatsexamen leistete sie im Krankenhaus Winterberg (Sauerland) ihr medizinisches Praktikantenjahr ab. Im Jahr 1957 reiste sie nach Paris und trat in die Ordensgemeinschaft der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä ein. Nach weiterführenden medizinischen Studien – 1958 internistische Ausbildung im Kölner Hildegardis-Krankenhaus, 1959 gynäkologische und geburtshilfliche Weiterbildung im Elisabeth-Krankenhaus in Bonn – wurde sie 1960 zunächst von ihrem Orden nach Indien geschickt, wo sie als Frauenärztin arbeiten sollte. Aufgrund eines Visumproblems musste sie jedoch in Karatschi (Pakistan) einen Zwischenstopp machen. Dort blieb Ruth Pfau, denn die erste Begegnung mit leprakranken Menschen in einem Elendsviertel Karatschis wurde bestimmend für ihr ganzes Leben. Sie beschloss, ein Krankenhaus zur Leprabekämpfung zu errichten. Das Marie-Adelaide-Lepra-Zentrum (MALC) wurde zu einer in ganz Pakistan anerkannten Institution; sie leitete dieses von ihr gegründete Krankenhaus bis 2013.

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. (DAHW) war seit 1961 einer der Hauptförderer der Lepra- und später auch der Tuberkulosearbeit Ruth Pfaus und ihres Teams in Pakistan.

Im Jahr 1980 wurde Ruth Pfau zur nationalen Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkulose-Kontrollprogramm für die pakistanische Regierung ernannt. Dank für ihren bemerkenswerten Dienst waren zahlreiche Auszeichnungen und 1988 die Verleihung der pakistanischen Staatsbürgerschaft.[1] 1996 war die Lepra in Pakistan erstmals unter Kontrolle.

Während eines Gefängnisbesuchs stellte Ruth Pfau fest, dass viele Menschen in Haft nahezu blind waren. In Zusammenarbeit mit der Christoffel-Blindenmission bekämpfte sie seither unnötige Erblindungen.

Ruth Pfau starb am 10. August 2017 an multiplem Organversagen als Folge eines Schwächeanfalls knapp eine Woche zuvor.[2] Sie erhielt ein Staatsbegräbnis[3], das erste für eine Frau und eine Nichtmuslimin, auf dem christlichen Friedhof von Karatschi.[4] Staatspräsident Mamnoon Hussain erklärte in seiner Trauerbotschaft, Pfaus Tod sei ein großer Verlust für das Land. Das pakistanische Außenministerium würdigte Pfau in einer Erklärung als „Nationalheldin“.

Schriften

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Literatur

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  • Michael Albus: Ruth Pfau. Ein Leben gegen den Aussatz. Patmos, Düsseldorf 1984, ISBN 3-491-79237-1.
  • Eva-Maria Bast: Ruth Pfau. Der Engel von Pakistan – Leipziger Ärztin kämpft gegen Lepra. In: dies.: Leipziger Frauen. Historische Lebensbilder aus der Bürgerstadt. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-72-7, S. 30–35.
  • Irma Hildebrandt: Das Abenteuer Leipzig – Karachi. Ruth Pfau (* 1929). In: Irma Hildebrandt: Große Frauen. Porträts aus fünf Jahrhunderten. Hugendubel, Kreuzlingen 2008, ISBN 978-3-7205-3049-1, S. 469–484 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Bengt Pflughaupt: Mit den Augen der Liebe. Als Reporter unterwegs mit einer ungewöhnlichen Frau im wilden Pakistan. Herder, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-28542-8.
  • Inis Schönfelder: Engel über Karachi. Wie Menschen Unmögliches möglich machen. Quell, Stuttgart 1996, ISBN 3-7918-1991-7

Auszeichnungen

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Namenspatenschaften

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Ruth-Pfau-Schule
  • 1996 gründete das Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk die Ruth-Pfau-Stiftung[9] mit Sitz in Würzburg, die insbesondere in der „ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge, vorwiegend auf dem Gebiet der weltweiten Lepra- und Tuberkulosebekämpfung“, tätig ist.[10] Die Stiftung soll ihren Zweck wenn möglich vornehmlich in Pakistan und Afghanistan verfolgen.
  • Seit dem 10. Dezember 2010 trägt das Berufliche Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen in Leipzig den Namen Ruth-Pfau-Schule.
  • Seit dem 5. Juni 2019 trägt die Verbindungsstraße zwischen der Nonnenmühlgasse und der Dimitroffstraße in Leipzig, unmittelbar südlich der Propsteikirche St. Trinitatis, den Namen Ruth-Pfau-Straße.[11]
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Einzelnachweise

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  1. Pakistan: Christen erinnern an deutsche „Mutter der Leprakranken“. In: Vatican News. Abgerufen am 4. September 2021.
  2. Presse zum Tod Dr Pfau. In: dahw.de. Abgerufen am 10. August 2017.
  3. Staatsbegräbnis für deutsche Lepra-Ärztin Ruth Pfau. In: tagesspiegel.de. 19. August 2017, abgerufen am 20. August 2017.
  4. Pakistan: Ruth Pfau erhält Staatsbegräbnis. In: Radio Vatikan. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2017; abgerufen am 13. August 2017.
  5. Rupert Neudeck: „Botschafterin des Elends“, DZ Nr. 47 vom 17. Nov. 2005; Rede zur Preisverleihung
  6. Historie – Preisträger 2012 (Memento vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive), Website von Hubert Burda Media zu Bambi, abgerufen am 13. Februar 2016.
  7. Gudrun Sailer: „Pakistan: Auszeichnung für Lepraärztin und Ordensfrau“, Radio Vatikan, 2. Mai 2014
  8. Ehrung für Ruth Pfau in Freiburg
  9. Ruth-Pfau-Stiftung: Website.
  10. Ruth-Pfau-Stiftung
  11. Beschluss VI-DS-06727/19 des Leipziger Stadtrats vom 18. April 2019, Inkrafttreten 5. Juni 2019.