Ruth Wilson Gilmore
Ruth Wilson Gilmore (* 2. April 1950[1] in New Haven, Connecticut[2]) ist eine US-amerikanische Geographin sowie Theoretikerin und Aktivistin des kriminologischen Abolitionismus. Sie ist Professorin sowie Direktorin des Center for Place, Culture, and Politics an der City University of New York (CUNY).[3] Sie entwickelte eine Geographie des Abolitionismus.
Leben und Wirken
BearbeitenGilmore entstammt einer gewerkschaftlich orientierten afroamerikanischen Familie.[4] Sie besuchte ab 1960 als eine der wenigen Angehörigen der Arbeiterklasse und als erste afroamerikanische Schülerin eine Privatschule in New Haven.
1968 begann sie ein Studium am Swarthmore College in Pennsylvania und beteiligte sich auf dem Campus an studentischen Protestaktionen gegen Rassismus bei den Studienzulassungen. 1969 besetzte sie gemeinsam mit Fania Davis, der jüngeren Schwester von Angela Davis, und anderen das Zulassungsbüro der Hochschule. Nach dem plötzlichen Tod des Universitätspräsidenten behaupteten weiße Studenten, die Besetzung sei daran schuld. Wenig später erfuhr Gilmore von der Ermordung ihres Cousins John Huggins und eines weiteren Angehörigen der Black Panther Party, Bunchy Carter, an der University of California, Los Angeles. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse brach Gilmore ihr Studium am Swarthmore College ab und kehrte in ihre Heimatstadt New Haven zurück. Bald darauf nahm sie ein Studium an der Yale University auf, wo sie erst ein Bachelor- und dann ein Master-Examen in Literaturwissenschaft ablegte.
In den zwei folgenden Jahrzehnten ging Gilmore unterschiedlichen Beschäftigungen nach, so war sie zum Beispiel Automechanikerin, war aber auch als Dozentin für Black Studies am Pomona College in Claremont, Kalifornien, und an der University of California, Los Angeles, tätig. Im Alter von 43 Jahren begann sie ein Studium der Wirtschaftsgeographie an der Rutgers University, das sie 1998 mit der Promotion zur Ph.D. abschloss. Bevor sie Professorin für Geo- und Umweltwissenschaften, Amerikanistik und Africana Studies an der CUNY[5] wurde, war sie Assistenzprofessorin an der University of California, Berkeley, wo sie ein Konzept für eine Geographie der Krebserkrankungen entwarf.
Politische Einstellungen
BearbeitenIm Oktober 2024 gehörte Gilmore zu den Unterzeichnern eines Aufrufs zum Boykott israelischer Kulturinstitutionen, „die an der überwältigenden Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig sind oder diese stillschweigend beobachtet haben“.[6][7]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2012 – Angela Y. Davis Prize der ASA[8].
- 2014 – Harold M. Rose Award for Anti-Racism Research and Practice der (AAG)[9]
- 2017 – Richard A. Yarborough Award der American Studies Association (ASA)[10]
- 2020 – Lifetime Achievement Award der der American Association of Geographers AAG[11]
- 2021 – Wahl in die American Academy of Arts and Sciences[12]
- 2023 – Ehrendoktorwürde der Clark University[13]
Schriften (Auswahl)
Bearbeiten- Golden gulag. Prisons, surplus, crisis, and opposition in globalizing California. University of California Press, Berkeley 2007, ISBN 9780520222564.
- Abolition geography. Essays towards liberation. Verso, London/New York 2022, ISBN 9781839761706.
In deutscher Übersetzung
Bearbeiten- Globalisierung und US-Gefängnisindustrie. Über den Übergang vom militärischen Keynesianismus zum post-keynesianischen Militarismus. In: springerin, Heft 4/1998, S. 41–43.
- Geographien des Abolitionismus und das Problem der Unschuld. In: Mike Laufenberg, Vanessa E. Thompson (Hrsg.), Sicherheit. Rassismuskritische und feministische Beiträge. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2021, ISBN 978-3-89691-249-7, S. 160–181.
- Was tun? In: Daniel Loick/Vanessa E. Thompson (Hrsg.), Abolitionismus. Ein Reader. Suhrkamp, Berlin 2022. ISBN 978-3-518-29964-7, S. 515–521, übersetzt von Mihir Sharma; zuerst als What Is to Be Done, in: Golden gulag. Prisons, surplus, crisis, and opposition in globalizing California. University of California Press, Berkeley 2007, ISBN 9780520222564, S. 241–248.
Weblinks
Bearbeiten- City University of New York, Graduate Centen: Ruth Wilson Gilmore
- Haus der Kulturen der Welt: Ruth Wilson Gilmore
- Rachel Kushner: Is Prison Necessary? Ruth Wilson Gilmore Might Change Your Mind. In: New York Times Magazine, 17. April 2019.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Geburtsdatum gemäß LCCN.
- ↑ Geburtsort gemäß Pamela J. Johnson: Portrait of an Activist-Academic In: University of Southern California, Dornsife College of Letters, Arts and Sciences, News, 1. Oktober 2006.
- ↑ CUNY Graduate Center, Ruth Wilson Gilmore.
- ↑ Biographische Angaben beruhen, wenn nicht anders belegt, auf: Rachel Kushner, Is Prison Necessary? Ruth Wilson Gilmore Might Change Your Mind. In: New York Times Magazine, 17. April 2019.
- ↑ City University of New York, Graduate Centen: Ruth Wilson Gilmore
- ↑ Alexandra Alter: Authors Call for a Boycott of Israeli Cultural Institutions. In: nytimes.com. The New York Times Company, 31. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (englisch).
- ↑ Dan Sheehan: Hundreds of Authors Pledge to Boycott Israeli Cultural Institutions. In: Literary Hub. 28. Oktober 2024, abgerufen am 1. November 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ ASA Awards and Prizes: Angela Y. Davis Prize
- ↑ AAG: Harold M. Rose Award for Anti-Racism Research and Practice
- ↑ ASA Awards an Prizes: Richard A. Yarborough Award
- ↑ AAG Honors
- ↑ American Academy of Arts and Sciences: Ruth Wilson Gilmore
- ↑ Honorary Degree Recipients | Ruth Wilson Gilmore. Clark University, abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Gilmore, Ruth Wilson |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Geographin |
GEBURTSDATUM | 2. April 1950 |
GEBURTSORT | New Haven (Connecticut) |